Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
Augenblick empfand, eine ganz neue Dimension.
    Es war nicht nur Angst.
    Es war ein vollkommen neuer, wahrer Schrecken.

101
     
    In den schmalen Kanälen, die um La Gorce Island herumführten, gab es nichts zu sehen, doch weiter vorne, auf dem JFK Causeway und jenseits davon in Biscayne Bay war jede Menge los, wie an den Lichtern zu erkennen war.
    »Das da vorne sind unsere Leute.« Martinez trug einen Ohrstöpsel und verfolgte den Polizeifunk. »Aber sie haben noch nichts entdeckt.«
    »Dann brauchen wir in diese Richtung gar nicht weiterzufahren«, sagte Sam.
    Der Sturm ließ nach, und der Regen war schon fast abgeebbt, als Sam die Windswept in eine Kurve lenkte. Es fiel ihm schwer, der Versuchung zu widerstehen, den Gashebel ganz nach vorne zu drücken, um so schnell wie möglich bei Joshua zu sein; doch der gesunde Menschenverstand trug den Sieg davon, und so fuhr er langsam weiter, denn das Wetter war noch immer schlecht genug.
    »Das Meer«, rief Grace mit lauter Stimme, um das Motorgeräusch zu übertönen. »Er hat ihn aufs Meer hinausgebracht.«
    »Vielleicht«, sagte Sam. »Es könnte aber auch sein ...«
    »Das Meer«, zeigte Grace sich beharrlich.
    »Wir kommen schon dahin«, sagte Sam, »aber wir müssen es langsam angehen.«
    »Ich weiß es, Sam!« Grace’ Stimme klang schrill. »Ich habe keine Ahnung warum, aber ich weiß es.«
    Sam drehte sich kurz zu ihr um. Er sah ihre Augen, die im Licht von Martinez’ Taschenlampe funkelten.
    »Fahr weiter raus, Mann«, sagte sein Partner, der im Laufe der Jahre gelernt hatte, Grace’ Intuition zu vertrauen – genau wie Sam.
    Plötzlich verzog Martinez das Gesicht und lauschte einer weiteren Funkmeldung.
    »Was ist?«, wollte Sam wissen.
    »Vor ein paar Stunden hat es verdächtige Aktivitäten in der Flamingo Marina gegeben.« Martinez sprach schnell, um mit dem Bericht erstattenden Beamten mitzuhalten. »Irgendwas auf einem Cruiser, der dort vertäut lag.«
    »Um wie viel Uhr?«, fragte Sam.
    »Gegen zwei.« Martinez hörte weiter zu. »Und das war nicht das erste Mal, dass so was passiert ist.« Seine dunklen Augen funkelten vor Wut, dass der dämliche Zeuge so lange dafür gebraucht hatte, sich zu melden. »Das Boot ist vor einiger Zeit ausgelaufen«, berichtete er. »Es ist ein alter weißer Baha Cruiser mit Namen Baby .«
    »Wo liegt diese Flamingo Marina?«, wollte Grace wissen.
    »Im Süden von Belle Island«, antwortete Martinez. »Wenn das Cooper ist, könnte der Bastard direkt an uns vorbeigefahren sein, als er angerufen hat.«
    Direkt vor ihrer Nase, durch die Kanäle und hinaus auf den Atlantik.
    »Er hätte auch nach Süden und nicht nach Norden fahren können«, sagte Grace.
    Sam schüttelte den Kopf. »Er würde nie durch Staatsgewässer fahren, nicht direkt an einer Station der Küstenwache vorbei.«
    In diesem Augenblick hörten sie das Geräusch.
    Sehr laut und sehr willkommen.
    »Hubschrauber!« Martinez schaute zum Himmel.
    »Wie kann man das verdammte Boot richtig schnell machen? Was hat Miller noch mal gesagt?«, rief Sam über die Schulter.
    »Schieb einfach den Gashebel nach vorne.« Martinez beugte sich vor und deutete auf den entsprechenden Hebel. »Das ist alles. Kein Extraknopf oder so.«
    Grace schloss die Augen und sprach ein Gebet.
    Sam schob den Hebel ganz nach vorne.
    Mit lautem Brüllen erwachte die Windswept zum Leben.

102
     
    In Cals Ohren klang der Helikopter wie der Zorn Gottes.
    Nicht mehr lange.
    Er wusste nicht, wie es von nun an weitergehen würde, nur dass etwas passieren würde.
    Seine Angst war wieder verflogen, denn manche Dinge mussten einfach so sein; daran konnte man nichts ändern.
    Manche Menschen waren zum Sterben bestimmt.
    Und falls seine Hölle Jewel heißen sollte, würde sie zumindest nicht viel schlimmer sein, als sein Leben gewesen war.
    Ins Gefängnis würde er jedenfalls nicht wieder gehen. Das hatte er beschlossen.
    Niemals.

103
     
    Die See in Haulover war rauer, als sie erwartet hatten. Sam fuhr zu schnell; Grace und Martinez hielten sich mit beiden Händen fest. Die Windswept wurde hin und her geworfen, doch die drei Freunde an Bord kümmerte das nicht. Sie hofften und beteten, dass ihr Ziel irgendwo auf dem Meer vor ihnen war, irgendwo auf dieser dunklen Fläche, die sich immer deutlicher vom aufhellenden Himmel abhob.
    Inzwischen konnten sie zwei Helikopter hören. Beide wurden immer lauter, und ihre Lichter waren bereits deutlich zu sehen. Einer flog im Osten, der andere weiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher