Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
konnte ich dann hoffen, vor zwölf albernen Geschworenen meine Unschuld zu
    beweisen. Lal Chowdar und ich beseitigten in jener Nacht die Leiche, und ein paar Tage später
    beschäftigten sich die Londoner Zeitungen seitenlang mit dem mysteriösen Verschwinden des Captain Morstan. Ihr seht aus dem, was ich sage, daß mich in dieser Sache kaum irgendeine Schuld trifft. Meine Schuld besteht darin, daß wir nicht nur die Leiche versteckten, sondern auch den Schatz, und daß ich an Morstans Anteil ebenso klebte wie an meinem eigenen. Ich möchte euch daher um Wiedergutmachung
    bitten. Kommt ganz nah zu mir und beugt euch herunter, damit ich's euch ins Ohr sage. Der Schatz ist versteckt in.. .<
    In diesem Augenblick ging in seinem Gesicht eine schreckliche Veränderung vor. Seine Augen starrten wild, sein Kiefer fiel herunter und er kreischte mit einer gellenden Stimme, die ich nie vergessen kann:
    >Laßt ihn nicht herein! Um Christi willen laßt ihn nicht herein!< Wir drehten uns beide um zu dem Fenster hinter uns, auf welches sein Blick gerichtet war. Aus der Dunkelheit schaute von draußen ein Gesicht auf uns. Wir konnten sehen, wie die Nase dort, wo sie gegen die Fensterscheibe gepreßt war, weiß wurde. Es war ein bärtiges Gesicht, über und überbehaart, mit wilden, grausamen Augen und einem äußerst boshaften Ausdruck. Mein Bruder und ich stürzten zum Fenster, aber der Mann war fort. Als wir zu meinem Vater zurückkehrten, hing sein Kopf herab und sein Puls hatte aufgehört zu schlagen.
    Wir suchten in jener Nacht noch den Garten ab, aber fanden nichts von dem Eindringling außer einem einzigen Fußabdruck, der gerade unter dem Fenster im Blumenbeet zu sehen war. Wenn diese Spur nicht gewesen wäre, hätten wir wohl gemeint, daß unsere Einbildung uns mit diesem wilden, grimmigen
    Gesicht einen Streich gespielt habe. Wir hatten jedoch bald einen anderen und noch eindrücklicheren Beweis, daß überall um uns herum geheime Kräfte am Werk waren. Die Fenster zu meines Vaters Zimmer fand man am Morgen offen, die Schränke und Schubladen waren durchwühlt und auf seiner Brust lag ein abgerissenes Stück Papier mit den hingekritzelten Worten: >Das Zeichen der Vier<. Was das bedeuten sollte oder wer unser heimlicher Besucher gewesen sein mochte, haben wir nie herausbekommen. Soweit wir feststellen konnten, war von meines Vaters Eigentum tatsächlich nichts gestohlen worden, obgleich man alles ausgeräumt und umgestürzt hatte. Mein Bruder und ich sind überhaupt nicht auf die Idee gekommen, diesen seltsamen Vorfall mit der Furcht in Verbindung zu bringen, die meinen Vater sein Leben lang verfolgte, aber er bleibt für uns immer noch ein vollkommenes Rätsel.«
    Der kleine Mann schwieg, um seine Wasserpfeife wieder anzuzünden, und paffte gedankenvoll ein paar Züge. Wir hatten alle wie gebannt dagesessen und dieser außergewöhnlichen Geschichte gelauscht. Bei dem kurzen Bericht von ihres Vaters Tod war Miß Morstan totenblaß geworden, und für einen
    Augenblick fürchtete ich, daß sie ohnmächtig werden würde. Sie erholte sich jedoch, nachdem sie ein Glas Wasser getrunken hatte, das ich ihr, ohne ein Wort zu sagen, aus einer Karaffe aus venezianischem Glas, die auf einem Seitentisch stand, eingegossen hatte. Sherlock Holmes saß mit einem abwesenden Ausdruck und halbgeschlossenen Lidern zurückgelehnt auf seinem
    Stuhl. Als ich zu ihm hinüberblickte, mußte ich daran denken, wie er an eben diesem Tage sich bitter über die Monotonie des Lebens beklagt hatte. Hier war wenigstens ein Problem, das seinem Scharfsinn das Äußerste abverlangen würde. Mit offensichtlichem Stolz über die Wirkung seiner Geschichte sah uns Mr.
    Thaddeus Sholto an und fuhr dann fort, während er hin und wieder einen Zug aus einer dampfenden Pfeife nahm.
    »Mein Bruder und ich«, sagte er, »fanden die Mitteilung meines Vaters von dem Schatz, wie Sie sich vorstellen können, höchst aufregend. Über Wochen und Monate waren wir auf Schatzsuche. Wir hackten und gruben jeden Teil des Gartens um, ohne etwas von seinem Verbleib zu entdecken. Es machte einen verrückt zu denken, daß der Ort, wo er ihn versteckt hielt, gerade in dem Augenblick, wo er starb, auf seinen Lippen war. Von der Pracht des Schatzes, der nicht zu entdecken war, konnten wir uns an Hand des Rosenkranzes, den er daraus entnommen hatte, ein Bild machen. Wegen dieses Rosenkranzes hatten mein Bruder Bartholomäus und ich manch eine kleine Auseinandersetzung. Die Perlen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher