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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht
Autoren: Bernard Cornwell
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hatten, die Brücke zu sprengen.
    »Fletcher glaubt, die Brücke stamme noch von den Römern, Hogan«, begrüßte Wellington den irischen Major.
    »Mylord, manchmal frage ich mich, ob in Spanien und Portugal seit der Römerzeit überhaupt eine Brücke gebaut worden ist.« Hogan trug einen dicken Mantel zum Schutz vor der feuchten Kälte des Tages. Er nickte den drei Adjutanten Seiner Lordschaft freundlich zu, dann übergab er dem General einen versiegelten Brief. Das Siegel zeigte das königlich-spanische Wappen und war bereits gebrochen. »Ich habe mir erlaubt, den Brief vorsichtshalber zu lesen, Mylord«, erklärte Hogan.
    »Ärger?«, fragte Wellington.
    »Andernfalls würde ich Sie nicht belästigen, Mylord«, antwortete Hogan düster.
    Wellington legte die Stirn in Falten und las den Brief. Der General war ein gut aussehender Mann, zweiundvierzig Jahre alt, aber immer noch genauso gesund und kräftig wie seine Soldaten. Und Hogan hielt ihn auch für klüger als die meisten anderen Offiziere. Die britische Armee, das wusste Hogan, hatte die unglückliche Neigung, die unfähigsten und am wenigsten qualifizierten Männer in die höchsten Positionen zu befördern, doch aus irgendeinem Grund hatte das System in diesem Fall versagt, und Sir Arthur Wellesley, inzwischen der Viscount Wellington, hatte den Oberbefehl über die Armee Seiner Majestät in Portugal erhalten. Und eine bessere Führung konnte sich der Major nicht vorstellen, aber Michael Hogan musste auch einräumen, dass er in dieser Frage vielleicht ein wenig voreingenommen war. Immerhin hatte Wellington Hogans Karriere gefördert und den gerissenen Iren zum Chef seines Nachrichtendienstes gemacht, und als Folge davon war ihre Beziehung nicht nur eng, sondern auch fruchtbar.
    Der General las den Brief erneut, und diesmal warf er auch einen Blick auf die Übersetzung, die Hogan fürsorglich angefertigt hatte. In der Zwischenzeit ließ Hogan seinen Blick über das Schlachtfeld wandern, wo Arbeitskommandos die Folgen des Gefechts beseitigten. Östlich der Brücke, dort wo Serpentinen von der Brücke den Berg hinaufführten, suchte ein Dutzend Arbeitskommandos in den Büschen nach Leichen und zurückgelassener Ausrüstung. Die toten Franzosen wurden entkleidet und wie Klafterholz neben einem langen, flachen Massengrab aufgeschichtet, das ein paar Männer gerade aushoben. Andere wiederum stapelten französische Musketen und warfen Kochgeschirr, Patronentaschen, Stiefel und Decken auf einen Karren. Und die Franzosen hatten auch noch weit exotischere Dinge hinterlassen. Auf ihrem Rückzug hatten sie Tausende portugiesische Dörfer geplündert, und so sammelten Wellingtons Männer nun Kirchengewänder, Kerzenleuchter und Silberteller ein.
    »Es ist schon erstaunlich, was Soldaten auf dem Rückzug so alles mitschleppen«, bemerkte der General zu Hogan. »Bei einer Leiche haben wir einen Melkschemel gefunden. Einen simplen Melkschemel! Was hat sich dieser Mann nur dabei gedacht? Wollte er ihn etwa mit nach Frankreich nehmen?« Wellington hielt Hogan den Brief hin. »Verdammt«, murmelte er zunächst, um dann mit Nachdruck zu verkünden: »Gottverdammt noch mal!« Er winkte seinen Adjutanten zu gehen. Er wollte allein mit Hogan sein. »Je mehr ich über Seine Allerkatholischste Majestät König Ferdinand VII. erfahre, Hogan, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass man ihn bei der Geburt besser hätte ertränken sollen.«
    Hogan lächelte. »Ich glaube, in diesem Fall wäre Ersticken die übliche Methode, Mylord.«
    »Ach, ist das so?«
    »In der Tat, Mylord, denn dann lässt sich nichts Unlauteres nachweisen. Die Mutter erklärt schlicht, sie habe sich im Schlaf herumgewälzt und die gesegnete kleine Kreatur unter sich begraben, und dann verkündet die Kirche, ein neuer Engel sei geboren worden.«
    »In meiner Familie«, sagte der General, »werden ungewollte Kinder zur Armee geschickt.«
    »Ich nehme an, das hat den gleichen Effekt, Mylord. Nur das mit den Engeln fehlt.«
    Wellington stieß ein kurzes Lachen aus und wedelte dann mit dem Brief. »Wie hat der uns eigentlich erreicht?«
    »Auf dem üblichen Weg, Mylord. Ferdinands Diener haben ihn aus Valencay geschmuggelt und nach Süden in die Pyrenäen gebracht, wo sie ihn dann Guerilleros übergeben haben, damit die ihn uns bringen.«
    »Und vermutlich haben sie auch eine Kopie nach London geschickt. Gibt es irgendeine Möglichkeit, diese Kopie abzufangen?«
    »Unglücklicherweise ist der Brief schon zwei Wochen
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