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Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Titel: Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
Autoren: Jacquelyn Frank
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äußerst gründliche Pflege, die den entscheidenden Teil ausmachte. Bevor Baylor auch nur ein kleines bisschen zurückzucken konnte, fuhr das scharf geschliffene Schwert ihm ins Fleisch und durchtrennte lebenswichtige Adern. Ein Aufstöhnen drang gurgelnd aus der Kehle des Verräters, als der begriff. Baylors Hände umklammerten in einer letzten Gegenwehr das Schwert, was nur dazu führte, dass es ihm bis auf den Knochen in die Handflächen schnitt.
    Trace wollte die Klinge herausziehen und zurückweichen, wollte den Körper dort zu Boden sinken lassen, wo er war, als sich seine Beine plötzlich in Gummi verwandelten und sämtliche Muskeln den Dienst versagten. Er fiel auf die Knie. Hart. Sein Griff um das Schwert löste sich, und einen Augenblick später stürzte er selbst auf den harten Holzboden.
    Er wusste, dass das an seinem eigenen Blutverlust lag. Im Grunde war er überrascht, dass er so lange ausgehalten und den Kampf mit einem Wüstling wie Baylor überhaupt gewonnen hatte. Trace musste zugeben, dass es die nackte Angst gewesen war, die ihn getrieben hatte. Er hatte gefürchtet, dass Baylor Erfolg damit haben könnte, einen Keil zwischen die Regentschaft aus Bruder und Schwester zu treiben. Er hatte um das Volk der Schattenbewohner gebangt, falls Baylor das tat.
    Obwohl er bemerkte, dass ihm die Sinne schwanden, spürte Trace auf seinen Schultern das Zittern warmer Hände, die ihn, mit seinem Gewicht kämpfend, vorsichtig umdrehten. Goldenes Haar, das auf seiner Haut kitzelte wie Federn, umgab den Kopf der Frau wie ein Heiligenschein, als sie sich über ihn beugte. Der Schnitt war so kurz, dass es ein Herrenschnitt hätte sein können, stellte er benommen fest. Warum sollte eine so schöne Frau mit Haaren in einer so erstaunlichen Farbe diese abschneiden wollen? Er hatte die Menschen noch nie verstanden, nicht einmal, als sie noch keine Verlorenen waren. Und Frauen erst recht nicht, egal welcher Rasse. Die Chancen, dass er begriff, was hier vor sich ging, standen ziemlich schlecht.
    »Ich w-will Ihnen helfen«, stammelte sie und beugte sich über ihn, um sein Gesicht in ihre sanften Hände zu nehmen. Als ihre Handflächen unter seiner Nase vorbeistrichen, wurde Trace von einem warmen, süßen Duft liebkost. Wie Geißblatt und Flieder. Eine weitere Anomalie, wie er feststellte, weil die Verlorenen keinen Geruch und keine Körperwärme haben durften. Das waren Merkmale von lebenden Menschen. Die Verlorenen waren eben verloren; Seelen ohne körperliche Eigenschaften. Doch selbst wenn er nur halluzinierte, warum sollte er sich so etwas einbilden? Trace glaubte nicht, dass seine Vorstellungskraft ohne Weiteres den Duft von Flieder und Mensch erzeugen konnte.
    Trace wurde plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als etwas an seinen Kleidern zerrte. Mühsam öffnete er seine schweren Lider und versuchte den Blick auf die Frau zu richten, die sich bemühte, ihm das Hemd auszuziehen.
    »Lassen Sie mich! Es geht mir gut«, murmelte Trace.
    Na ja, das stimmte nicht ganz, aber viel hätte sie sowieso nicht tun können. Er wollte einfach eine Weile seine Ruhe haben. Nur so lange, bis er wieder Luft schöpfen konnte und genug Kräfte gesammelt hatte, um in die andere Sphäre zu wechseln.
    Trace verschwendete keinen Gedanken daran, dass er sich etwas vormachte und dass er sich tatsächlich in Lebensgefahr befand. Und er blendete auch das Wissen aus, dass Bewusstlosigkeit ihn aus seinem körperlosen Zustand reißen könnte, und selbst seine schmerzbetäubten Sinne warnten ihn, dass im Lichtreich noch immer Tageslicht herrschte. Wenn er den festen Zugriff auf die sichere Dunkelheit des Schattenreichs verlor, würde er binnen Sekunden bei lebendigem Leib verbrennen.
    So viel zu der Vorstellung, dass seine Spezies unsterblich war. Er hatte das Wort unsterblich in diesem Zusammenhang nie verstanden. Ihre lange Jugend und die Zähigkeit seiner Spezies bescherten ihnen vielleicht ein langes Leben und machten es schwer, sie zu töten, doch im Augenblick war er der lebende Beweis dafür – oder besser: der sterbende – , dass es Sterblichkeit sehr wohl gab. Durch Verbluten, durch eine Hinrichtung oder durch die Einwirkung von Sonnenlicht wäre auch seine Gattung vom Aussterben bedroht.
    Trace wusste, dass die Verlorene nicht viel für ihn tun konnte. Er wusste nicht einmal, weshalb er sie überhaupt spüren konnte. Die Kleine zitterte außerdem wie Espenlaub. Nur zu verständlich, wenn man bedachte, was sie gerade miterlebt
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