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Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Titel: Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
Autoren: Jordan Dane
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sie einfach fertig, dass sie keine Ahnung hatte, was geschehen war, und es auch nicht schaffte, die Wahrheit zu enthüllen. Grässliche Gedanken, düster und beunruhigend, stiegen in ihr auf. Als Mitglied der Mordkommission war sie es gewohnt, sich die furchtbarsten Szenarien auszumalen, doch sie hasste sich dafür, dass sie das tat, weil ihr das noch die letzte Hoffnung nahm.
    Du musst dich konzentrieren. Musst in Bewegung bleiben. Musst die Schmerzen nutzen.
    Der anfängliche Schock über Danis Verschwinden war einer lähmenden Depression gewichen und dann blindem Zorn, wenn sie daran dachte, wie ungerecht das Leben war. Keine dieser Empfindungen vertrieb jedoch den Schmerz. Sie sehnte sich verzweifelt danach, endlich wieder die Kontrolle über ihr Leben zu erlangen. Sehnte sich danach, dass ihr Körper endlich wieder irgendetwas spürte und dass ihr Hirn die Dämonen vertriebe, von denen es besessen war.
    Becca biss so fest die Zähne aufeinander, dass es wehtat. Box dich weiter durch. Bleib stark.
    Sie genoss die Selbstbestrafung, die sie sich mit diesem Training auferlegte, und ging ganz im Rhythmus ihrer Schläge auf. Trotz der elastischen Binden und der Trainingshandschuhe taten ihre Fäuste bei jedem Treffer weh. Der Sack schwankte unter jedem ihrer Hiebe, und ihre Muskeln brannten von dem frühmorgendlichen Sport.
    Becca umrundete den Sandsack, beschleunigte ihr Tempo, verlagerte ein wenig ihr Gewicht und legte ihre ganze Kraft in den nächsten Schlag. Ihre Lungen ächzten wie eine Maschine. Wippend und tänzelnd veränderte sie abermals das Tempo und wechselte zwischen einer kurzen Geraden mit der Linken, einer vollen Rechten und dann einem linken Haken ab. Ihr schulterlanges, dunkles Haar hatte sie zurückgebunden, und sie drosch, ohne auf die losen Strähnen zu achten, die an ihren Wangen klebten, weiter auf den Sandsack ein. Der Schweiß rann in dichten Strömen an ihr herab, und ihr Baumwoll-T-Shirt und die Shorts waren bereits klitschnass. Becca hatte es fast geschafft.
    Sie trainierte beinahe jeden Morgen in dem großen Fitnessraum im Keller des Hauptreviers in der South Frio Street. Augenblicklich war ihr dieses Training wichtiger als je zuvor. Wie ein Kessel voll kochenden Wassers musste sie einfach Dampf ablassen, um nicht zu explodieren. Dafür war der Fitnessraum der geeignetste Ort.
    An den Geruch der schweißbedeckten Körper und der feuchten Wände hatte sie sich längst gewöhnt, auch das beständige Klackern der Gewichte, das Rauschen der Duschen und die Männerstimmen in ihrem Rücken nahm sie nur noch am Rande wahr.
    Bis plötzlich einer von den Typen deutlich lauter sprach.
    »He, Montgomery! Du hast dich schon wieder in meine Ermittlungen gemischt. Dabei weißt du ganz genau, dass ich das nicht leiden kann.«
    Stille senkte sich über den Raum. Sämtliche Gespräche und sogar das Klackern der Gewichte brachen urplötzlich ab. Becca brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sie mit einem Mal im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand.
    Keuchend vor Anstrengung ließ sie die Arme sinken. Schweiß brannte in ihren Augen, und nachdem sie sich die Handschuhe heruntergerissen hatte, ging sie in Gedanken mehrere Szenarien durch.
    Lass es gut sein, Beck.
    Sie griff nach einem in der Nähe liegenden Handtuch, fuhr sich damit übers Gesicht und schlang es sich dann um den Nacken.
    Lass dich von diesem Idioten nicht reizen.
    Becca wusste, das wäre am vernünftigsten, doch bis sie sich umdrehte, hatte sie vergessen, dass es das Wort ›vernünftig‹ auch nur gab.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest, Murphy.« Ihre dunklen Augen nahmen ihn wie das Infrarotzielrohr einer Scharfschützin ins Visier. »Kümmer dich also einfach weiter um deine eigenen Angelegenheiten, ja?«
    Entschlossen wandte sie sich ab, doch er packte sie bei der Schulter und drehte sie unsanft wieder zu sich herum.
    »Oh, das ist wirklich gut, dass ausgerechnet du so etwas sagst. Ich soll mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, während du dich ständig in meine Arbeit mischst? Dabei stehen bei dieser Sache Menschenleben auf dem Spiel.«
    »Ich war mir nicht ganz sicher, ob dir das bewusst ist«, antwortete sie, trat ein wenig dichter vor ihn, zupfte eine Fluse von seinem T-Shirt, senkte ihre Stimme auf ein Flüstern, damit möglichst wenige von den anderen sie hörten, und herrschte ihn an: »Weißt du, ich glaube, dass du mit diesem Fall Karriere machen willst. Wahrscheinlich bildest du dir ein, dass du
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