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SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten

SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten
Autoren: Larry Brent
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zu finden,
um sein Leben zu erhalten.
    Er las Zeile für Zeile, um nichts zu
übersehen. Seit Tagen tat er nichts anderes. Er schlief kaum noch, aß kaum etwas
... Er sah blass und übernächtigt aus.
    Was da geschrieben stand, zog ihn auf
eigenwillige Weise in Bann.
    Selma war in anderen Teilen der Welt
gesehen worden, und man hatte sie beobachtet, wie sie sich mit schwarzen
Gestalten auf dem »Tanzplatz der Verfluchten« traf, wie sie mit ihnen und dem
Herrn der Hölle tanzte und wie die Luft erfüllt war von Beklemmung und Grauen.
    Dem einen oder anderen Beobachter war
nicht entgangen, dass sich während des Aufenthaltes
der >roten Selma< im Kessel zwischen den Felsen auch die Landschaft darin
veränderte. Dann waren Bäume und Büsche und Felsen zu sehen, die dort sonst
nicht standen. Auch Tiere und seltsame Wesen tummelten sich dort und trieben
ihr Unwesen. Es gab Beschreibungen von Geschöpfen, wie sie nur in der Hölle, in
der Welt des Bösen, zu Hause sein konnten.
    Eine andere Zeit, eine andere Welt tat
sich auf, wenn Selma dort weilte. Und die Welt außerhalb dieser Sphäre war
ebenfalls von ihrer unheimlichen Persönlichkeit beeinflusst .
Es hieß, es würde immer zu regnen beginnen, wenn Selma in der Nähe weile ...
Der Himmel selbst würde weinen über soviel Verdorbenheit und Schlechtigkeit.
    Er wandte den Kopf.
    Draußen begann es zu sanft zu
tröpfeln.
    Aber er brachte es nicht mit Selma in
Verbindung. Er hatte noch Zeit, noch vierundzwanzig Stunden
...
    Er war so sehr vertieft in das Lesen, dass er nicht merkte, wie der Hund sich vom Teppich erhob.
Das Tier war unruhig, winselte leise, verließ dann das Zimmer und lief nach
oben.
    Die Nackenhaare des alten
Schäferhundes waren gesträubt, ein Zittern ging durch seinen Körper.
    Er witterte etwas. Schnüffelnd bewegte
er sich über den Dielenboden und kam vor der Tür an, hinter der der Gast
Aufnahme gefunden hatte.
    Es ging blitzschnell.
    Die Tür wurde ruckartig nach innen
gerissen. Der Hund konnte gar nicht so rasch reagieren. Ein dunkler Körper
stürzte ihm entgegen, ehe das Tier aus- weichen konnte. Wie Stahlklammern
legten sich die Hände des Mannes um seinen Hals und drückten zu.
    Der Hund bäumte sich auf, hechelte,
und die Zunge trat zwischen seinen Lefzen hervor. Sein Knurren wurde im Keim
erstickt.
    Das Drama, das sich hier oben
abspielte, währte einige Minuten. Gessler merkte von
alledem nichts.
    Dann streckte sich der Hund. Er war
unterlegen... Der Kampf war zu Ende.
    Kaichen zog den schlaffen Körper in
den dunklen Raum, schob ihn achtlos unter das Bett und drückte ihn bis zur Wand
nach hinten.
    In den Augen des Töters glitzerte es
kalt.
    Das größte Hindernis auf dem Weg zu
seinem Unternehmen war beseitigt. Nun konnte ihn nichts mehr verraten, nichts
mehr aufhalten.
    Er ließ die Tür seines Zimmers offen
stehen und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Lautlos wie ein
Schatten betrat er das Zimmer, in dem Peter Gessler saß.
    Der alte Mann sah und merkte nichts.
Er saß mit dem Rücken zum Eingang.
    Erst ein leises, schlurfendes Geräusch
ließ ihn plötzlich hochschrecken.
    » Harras ?« fragte er abwesend – und wandte den Kopf.
    Da wurde er blass .
Alles Blut wich aus seinem Gesicht. Aus seiner Kehle stieg ein dumpfes,
ungläubiges Stöhnen.
    Vor ihm stand - die »rote Selma « ...
     
    *
     
    »Du bist’s ... wirklich ?« sagte Gessler mit grauenerfüllter Stimme.
    Er starrte die verführerisch
anzusehende Gestalt an, die mit satanischem Lächeln um die Lippen auf ihn
zukam.
    Er war unfähig, sich zu erheben. Seine
Hände lagen auf der Tischplatte und zitterten.
    »Ich bin’s, wie versprochen«, sagte
sie mit einer einschmeichelnden Stimme, die dennoch nichts von ihrer
Gefährlichkeit verloren hatte. »Sogar einen Tag früher. Es gibt einiges zu tun,
die Zeit drängt. Wenn ich bis nächste Nacht alles schaffen will, muss ich mich beeilen. Die Zeit von damals, Gessler , wird sich wiederholen. Du wirst es als einziger
erfahren. Sieben junge Mädchen aus diesem Ort werden an sieben Nächten
hintereinander >Ihm< geopfert werden. Das ist meine Blutschuld, die ich
begleichen muss für das, was mir zuteilwurde .
Ich lebe wieder, ich wusste , dass ich eines Tages zurückkehren würde. Zunächst in einem anderen Körper. Im Körper
der Alten, die den Kaichens die Wohnung überließ. Da
war es nur Selmas Geist, der wiedergeboren worden war. Ich musste noch mal warten, mehr als zehn Jahre. Dann wurde in der Wohnung ein
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