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Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung

Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung

Titel: Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
Autoren: Beatrice Poschenrieder
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eigenen Füßen zu stehen, wenn grundlegende Bedürfnisse in der Partnerschaft nicht erfüllt werden. Und genau das ist ja offensichtlich der Fall.
    Sie haben innerhalb einer festen Beziehung ein Recht auf eine gemeinsame Sexualität. Natürlich haben Sie kein Recht, das zu erzwingen. Aber Sie haben das Recht, die Partnerschaft aufzulösen, wenn Ihnen schon seit langer Zeit jegliche Form von körperlicher Verbindung verweigert wird, obwohl Sie durchaus bereit wären, auf die Wünsche ihrer Partnerin einzugehen und/oder fachliche Hilfe (etwa Eheberatung) hinzuzuziehen. Bei einer lang anhaltenden Verweigerung ist die Chance sehr gering, dass das gemeinsame Liebesleben wieder ins Rollen kommt. Und wenn es so ist wie bei Ihnen – seit fünf Jahren kein Sex mehr! –, dann wird das nichts mehr mit der Erotik zwischen Ihnen und Ihrer Frau, falls Sie einfach in der Ehe steckenbleiben (warum sollte Ihre Frau ihr Verhalten überdenken oder ändern, wenn Sie sowieso dableiben?).
    Deshalb verstehe ich, warum der Therapeut Ihnen käuflichen Sex oder Trennung vorschlug. Wobei ich persönlich den Gang zu einer Prostituierten nicht so gut finde, denn ich nehme an, Sie wünschen sich nicht nur Sex, sondern er soll auch mit Liebe und Intimität verbunden sein.
    Sie sind erst 56; wenn wir davon ausgehen, dass Sie 90 werden: Wollen Sie für die nächsten 34 Jahre ohne Sex, ohne Erotik, ohne körperliche Zuwendung verbringen? Wo ist bloß Ihre Selbstliebe? Wenn man jahrelang in einer unerfüllten Beziehung bleibt, statt zu gehen, ist der Grund niemals nur Liebe – sondern auch Abhängigkeit, Angst vor dem Alleinsein, Angst davor, auf sich allein gestellt zu sein, usw.
    Eine intensive Einzeltherapie wäre der geeignete Weg, um an diesen Dingen mit Ihnen zu arbeiten und um Sie darin zu bestärken, Ihren Weg zu finden und Ihr Lebensglück in die Hand zu nehmen. Möglicherweise fände Ihre Frau sogar ihre Lust auf Sie wieder, wenn Sie diese Stärken entwickeln würden (was allerdings auch die Stärke beinhaltet, ohne Ihre Frau leben zu können).»
     
    Zurück zu Andreas und seiner Frau Anne, die ihn zu späteren Beratungssitzungen ein paar Male begleitete. Sie hatte Probleme, über Erotik zu sprechen und überhaupt wahrzuhaben, warum dieses Thema dazu geführt haben sollte, dass Andreas’ Gefühle für sie eingeschlafen waren. Wie ihr Ehemann verfügt auch Anne über keine gute Sex-Selbstsicherheit, auch wenn sie das lange Zeit nie so gesehen hätte – weil sie es nie hinterfragt hatte und weil von ihr nie etwas anderes gefordert worden war als das kleine bisschen, das sie zu geben und zu leben bereit war. Erst als es ihr zum (Trennungs-) Verhängnis wurde, fing sie an zu begreifen, dass sie in diesem Bereich viel versäumt hatte. Was sie nicht sah und ich ihr so deutlich nicht sagen wollte: Andreas und sie waren sexuell auf der Stufe von 16-Jährigen stehengeblieben, und sie steht dort immer noch. Von der selbstbewussten, selbstbestimmten, lustvollen und experimentierfreudigen Sexualität vieler 39-jähriger Frauen ist sie meilenweit entfernt.
    Als ich in einem meiner Workshops von Andreas und Anne erzählte, rief eine Teilnehmerin angriffslustig: «Aber wenn sie damit glücklich ist, auf ihrer Stufe stehenzubleiben, wieso sollte sie das nicht dürfen? Das kannst du ihr doch lassen, oder?»
    Na sicher darf sie das. Aber ihr guter Ehemann ist weg, bei einer anderen, bei und mit der er seine Bedürfnisse ausleben darf.
Er darf nämlich auch
.
    Wenn in einer Paarbeziehung beide Partner ein sehr niedriges Level an sexueller Entwicklung und an Lust haben, ist das kein Problem. Doch das kommt wirklich selten vor. Ausgesprochen viele Menschen kommen zu mir, weil sie darunter leiden, dass innerhalb ihrer festen Beziehung nicht einmal ihre sexuellen Grundbedürfnisse erfüllt werden, geschweige denn ihre Sonderwünsche. Und immer entwickelt dieses Leiden eine beziehungssprengende Gewalt: Es erzeugt Frust, Wut, Groll, mindert die Zuneigung und verführt dazu, seinen Bedarf anderweitig auszuleben. Die Anschauung, dass man der Ehe und der Familie zuliebe doch bitte schön zurückzustecken und sich damit abzufinden habe, dass man keinen oder keinen guten Sex hat, ist lange überholt. Sie hat schon früher schlecht funktioniert, und heute funktioniert sie gar nicht mehr, denn die Gelegenheiten, sich auszuleben, haben um ein Vielfaches zugenommen.
    Auch in zwei anderen Punkten wäre Anne eventuell besser damit gefahren, ihre
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