Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sex for One

Sex for One

Titel: Sex for One
Autoren: Betty Dodson
Vom Netzwerk:
aufgehängt. Es war klar,
    daß Abbildungen von Menschen, die sich »einen runterho-len«, Schwierigkeiten bringen würden. War denn die
    Selbstliebe so schrecklich?
    An jenem Abend hing an der Stirnwand im Hauptraum
    dieser eleganten Galerie eine drei Meter große Zeichnung
    meiner Freundin Nicole mit gespreizten Beinen und erigier-ter Klitoris, die sich mit einem elektrischen Vibrator dem
    Orgasmus nähert. Normalerweise hörte sie dazu Musik per
    Kopfhörer und benutzte außer dem Vibrator eine geschälte
    Schlangengurke, doch aus künstlerischen Gründen hatte
    ich ihre Technik vereinfacht. Im Nebenraum hing die Zeich-nung meines Freundes Adam mit gespreizten Beinen und
    erigiertem Penis, der sich mit der Hand einen Orgasmus
    beibringt.
    Die Reaktionen auf diese Ausstellung waren noch faszi-nierender und informativer als bei der ersten. Viele Frauen
    gaben an, nie zu masturbieren. Männer, die es zugaben,
    meinten, sie vögelten lieber »richtig«. Manche Männer
    wußten nicht, daß Frauen masturbieren, während andere
    von dem Gedanken erregt wurden, wenn eine Frau »es
    selbst macht«. Männer betrachteten die Zeichnung von der
    Frau eingehend und gingen rasch an der vom Mann vorbei,
    während Frauen sich beide Bilder ansahen. Der Vibrator
    machte mehrere Männer aggressiv und eifersüchtig. Ein
    sehr männlicher Typ meinte nachdrücklich: »Wenn das
    meine Frau wäre, brauchte sie so ein Ding nicht!« Ich
    konterte, ich sei eher für Kooperation als für Rivalität. Sonst
    wäre es ja wie der Wettkampf mit dem Elektrizitätswerk,
    bei dem nie der Strom ausfällt. Außerdem stünde ein Vibra-tor vierundzwanzig Stunden täglich zur Verfügung.
    Ich stellte mich Hunderten von Fragen und versicherte
    den Leuten immer wieder, daß Masturbation gesund sei.
    »Nein, Warzen bekommt man davon nicht.« »Ja, die Frau
    mit dem Vibrator hat einen Freund. Er steht direkt neben
    ihr.« »Nein, im Gegensatz zu dem, was man uns immer

    wieder sagt, ist Verkehr nicht besser, nur anders.« »Nein,
    die Masturbation bringt die Lust auf einen Partner nicht
    zum Verschwinden, sie verstärkt sie.« »Ja, ich mache bei-des, und mir gefällt es.«
    Einige Geschichten, in denen die Leute von schweren
    Strafen für kindliche Masturbationsspiele berichteten, trie-ben mir die Tränen in die Augen. Eine Frau erzählte mir, als
    sie sieben Jahre alt war, sei ihre Mutter eines Abends in ihr
    Zimmer gekommen, um ihr gute Nacht zu sagen. Sie habe
    an den Fingern der Tochter gerochen und ihr mit den
    Worten ins Gesicht geschlagen: »Das riecht ja, als hättest du
    deine Hand in den Mülleimer gesteckt!« Die Frau gestand,
    bis zum heutigen Tag ihre Geschlechtsteile nicht berühren
    zu können, und ihr sei immer unbehaglich, wenn ihr Mann
    es tue. Sie hatte in den zwanzig Jahren ihrer Ehe nie einen
    Orgasmus erlebt, obwohl sie ihren Mann aufrichtig liebte.
    Diese Ausstellung fand 1970 statt, und die Vibratorrevo-lution war noch nicht angebrochen. Viele Frauen hatten
    also noch nie etwas von den elektrischen Massageappara-ten für Sexspiele gehört. Als ich sie beschrieb, war jede Frau
    überzeugt, sofort danach süchtig zu werden. Ich erklärte,
    ich schätze meinen Vibrator zwar, doch »regulärer Sex«
    mache mir immer noch viel Freude. Meiner Meinung nach
    haben Frauen, die Vibratoren mögen, auch Spaß am Sex
    oder können Sex zum ersten Mal richtig genießen.
    Falls ich vorher noch Zweifel gehabt hatte, war mir nach
    diesen zwei Wochen in der Galerie klar, daß die sexuelle
    Unterdrückung direkt mit der Unterdrückung von Mastur-bation zu tun hatte. Daraus folgte, daß die Masturbation
    eine bedeutende Rolle spielte, um die sexuelle Unterdrük-kung zu beseitigen.
    Sexuelle Befriedigung zu suchen ist ein Grundbedürfnis,
    und die Masturbation ist unsere erste natürliche sexuelle
    Handlung. So entdecken wir unsere Erotik, lernen, sexuell
    zu reagieren, uns zu lieben und Selbstachtung aufzubauen.
    Sexuelle Fähigkeiten und Reaktionsfähigkeit sind in unse-rer Gesellschaft aber nicht selbstverständlich. Natürlich
    sein heißt sexuell gehemmt sein. Sex kann wie alles andere
    erlernt und geübt werden. Wenn eine Frau masturbiert,
    lernt sie ihre Geschlechtsteile kennen, ihre Orgasmen ge-nießen und erlangt sexuelle Erfahrungen. Doch der Ge-danke einer sexuell erfahrenen und unabhängigen Frau ist
    für viele erschreckend.
    Trotz der sexuellen Revolution, der Pille und der Frauen-bewegung herrscht immer noch die sexuelle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher