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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
Autoren: Eleanor Moran
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Seelenruhe hinter ihr herein. Das hatte ich nicht kommen sehen. Ich zwinge mir ein Lächeln auf, obwohl ich mir gar nicht sicher bin, ob sie es entdeckt, und vertraue darauf, dass die Gelübde mir Zeit geben, mich wieder zu sammeln.
    Wie sich herausstellt, tauge ich wirklich nicht zur Brautjungfer. Ich wünschte, sagen zu können, dass ich angesichts Millys frischem Liebesglück vor Freude überschäume, doch ich bin in erster Linie verschnupft. Natürlich weiß ich, dass unsere Liebe gar keine Zeit hatte, tiefer zu werden als ein Planschbecken, aber ich ärgere mich dennoch, dass mir der Beweis so grell ins Gesicht geschleudert wird wie die Neonlichter von Las Vegas. Und wenn Milly und ich derart austauschbar sind, wer möchte da die Hand dafür ins Feuer legen, ob nicht die nächste sexy Lieferantin oder ein kleines Luder von Sommelier, die ihm vor seine Raubtierlippen laufen, nicht genauso gut infrage kommen, besten Dank auch? Ich gebe mir alle Mühe, mich nicht über sie zu ärgern, mir einzureden, dass er, nachdem ich weg war, Freiwild wurde, allerdings kann ich nicht umhin, darin einen Verstoß gegen eine unausgesprochene Regel einer Freundschaft unter Frauen zu sehen. Als Marshas Gelübde in voller Lautstärke durch die Kirche hallt, werfe ich einen verstohlenen Blick auf meinen eigenen Ehemann. Seine Augen ruhen bereits auf mir, und sein Lächeln sagt mir alles, was ich wissen muss. Mein Perfektionsanspruch war es, der zu meinem Schlamassel beitrug. Milly war einsam, sie suchte Trost – wie kann ich mir anmaßen, aus meinem sicheren Nest heraus über sie zu urteilen?
    Kleinlaut nähert sie sich mir, als die Fotografen uns zusammentrommeln.
    »O sorry«, sagt sie und tritt verlegen den Rückzug an. »Ich komme gleich wieder.«
    Und ich könnte mich nun in moralischer Überlegenheit baden und die Eiskönigin spielen, bevor ich in einigen Stunden meinen Frostpanzer gnädig ablege, aber was soll das?
    »Geh nicht«, sage ich und umarme sie. »Es ist komisch, aber es ist in Ordnung.« Ich weiche einen Schritt zurück und sehe sie an. »Das hoffe ich jedenfalls.«
    »Wenn es für dich in Ordnung ist, dann ist es wunderbar«, sagt Milly mit einem rührseligen Lächeln.
    »Dann bist du also glücklich?«
    »Nun, es war schwer, mich dem völlig hinzugeben, weil ich vor Sorge, wie du reagieren würdest, völlig verkrampft war.« Sie versucht meinen Gesichtsausdruck zu lesen, und ich unterdrücke gewaltsam jeden noch verbliebenen Ärger. »Aber ja, dank ihm schwebe ich auf Wolke sieben.«
    Ich muss an sämtliche Klagen denken, die ich über ihn geäußert habe. Hab ich damit bleibenden Schaden angerichtet? Irgendwelche Landminen gelegt, die irgendwann hochgehen und ihr Glück zerfetzen werden? Jetzt sehe ich auch Oscar, der respektlos dicht neben einem Grab an seiner Kippe zieht. Selbst das Rauchen hätte mich irgendwann verrückt gemacht. Mir ist danach, sein hübsches Gesicht neben den Grabstein zu bringen und ihm einen Vortrag über Lungenkrebs zu halten.
    »Das ist wunderbar«, sage ich. »Aber ich meinte damit auch, wie es geschäftlich läuft? Du schriebst in deiner E-Mail, dass du jetzt Vollzeit im Restaurant arbeitest. Klingt nach rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.« O mein Gott, das darf ich ihr doch wohl kaum vorwerfen! Seltsam, es ist, als wäre sie direkt in meine Schuhe geschlüpft: Ich darf nicht vergessen, dass ich diese Schuhe gar nicht haben will, ich habe sie nämlich bei eBay reingesetzt, ohne Mindestpreis.
    »Es ist wahnsinnig hektisch. Ich habe eine Art Generalmanagerposten inne und die Kontrolle über beide Seiten des Restaurants, und ich bin dabei, die Kosten gewaltig zu drücken. Ich möchte am Ende des Jahres einen anständigen Profit vorweisen können.« Ihr Ton ist voller Entschlossenheit, und sie hat ein Ziel vor Augen, das sie erst gefunden hat, als ich ging.
    »Aber wie läuft es sonst? Wie hat Tallulah es aufgenommen? Gehen Oscar und Lydia sich noch immer an die Gurgel?«
    »Er hat es ihnen noch nicht …« Milly führt den Satz nicht zu Ende.
    »Er hat es ihnen noch nicht gesagt ? Mein Gott, dir ist sicher himmelangst davor?«
    Ihr Gesicht sagt ja, aber sie geht mit fröhlicher Sorglosigkeit darüber hinweg. »Es war noch nicht der richtige Zeitpunkt. Da Tallulah in diesem Jahr ihre Abschlussprüfungen macht, möchte er es sicherlich ruhig angehen lassen und kein Risiko eingehen.«
    Sie passt so viel besser zu ihm als ich, das wird mir klar, als ich sie wie ein Papagei seine
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