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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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er schon lange hatte destillieren wollen und seufzte.
    »Du bist hier zu Hause!« Dann brach er in Tränen aus.
     

 
    Queequeg
     
    Queequeg tauchte eine Hand in die Asche, durchsuchte sie nach Knochen, führte die Fingerspitzen zur Zunge und schmeckte. Sie waren weg. Schon seit etwa sechs Stunden. Er hockte neben der verlassenen Feuerstelle, erhob sich und suchte mit seinen dunklen Augen nach Spuren. Er stocherte mit dem Blatt seiner Axt einen Stein beiseite und fand darunter eine Schließe, wie sie für schwere Rüstungen benutzt wurde. Er roch daran, verzog angewidert das Gesicht, warf das stinkende Metall zurück in den Steinring. Die waren nicht von jenseits der Berge gekommen, die kamen von ganz woanders!
    Nachdenklich betrachte er einige zugespitzte und mit Feuer gehärtete Pflöcke, die sie liegen gelassen hatten. Er drehte sich herum und musterte den Wald. Noch immer fiel Schnee, doch schienen die Flocken etwas kleiner geworden zu sein. Leichter Seewind trieb sie schräg durch die dunklen Stämme.
    Diese Wesen hatten eine Grube ausgehoben. Das war keine Falle für Menschen gewesen, sondern für etwas, das sehr viel größer war.
    Queequeg schnupperte hinaus in die stille Winterluft wie ein Tier. Ja, sie waren in Richtung Stadt davon. Den alten Gleisen folgend. Schon seit vielen Tagen hatte er ihre Anwesenheit gespürt. Wie viele es waren, konnte er nicht sagen, aber sie schienen einen Plan zu haben, was ihm gar nicht gefiel. Für Queequeg gab es nur Eines, das wichtig war: Stark bleiben! Wenn man mit nur noch zwei anderen Menschen in einer verfallenen Stadt lebte, dann musste man ein Gegengewicht bilden. Etwas, das im Stillen leuchtete. Und es so anstellen, dass ein Jeder es für die eigene Laterne hielt.
    Für einen Moment vergaß Queequeg, warum er überhaupt hier war, freute sich lächelnd über die Fügung, dass er die Prinzessin gefunden hatte. In einer nassen Grube, die nicht für sie bestimmt gewesen war.
    Ein Geruch von Fremdheit durchzog den Wald. Er fletschte grim-
mig die gefeilten Zähne. ›Ihr werdet sie nicht bekommen!‹
    Er folgte der Spur. An dem ausgestreckten Arm stieß er seine Lanze vor sich in den Boden. Kleine Schritte. Vorsichtige Schritte. Zwei Mal versank die eiserne Klinge im Schnee ohne jeden Widerstand. Darunter waren zwei weitere Gruben mit angespitzten Pfählen. Nasse Gruben. Gut getarnte Fallen. Schnee lag über ihnen, also waren sie schon ein paar Tage alt. Queequeg markierte sie - damit nichts und niemand hineinfallen konnte - mit einigen Zeichen und dem Geruch von Eisen. Er würde sie morgen unschädlich machen.
    Seine nackten Füße traten auf eine der Schwellen. Er blickte den Schienenstrang entlang, der einst durch den wunderschönen Wald getrieben worden war. Viele Bäume hatten dafür ihr Leben lassen müssen. Er verzog den Mund. Das war nie ihr Weg gewesen. Ihr Weg war so anders, dass man ihm einfach ohne Worte folgen wollte. Deshalb war er hier geblieben.
    ›Wie lang war eine Ewigkeit?‹ Früher hätte er sie von dem Ruf: Wal da bläst er , bis zum Schleudern einer Harpune gemessen, doch das war lange her. Seitdem war er ein Anderer geworden. Als er damals voller Wut und Scham seine Lanze ins Feuer hatte werfen wollen, da hatte sie ihn ganz sanft an der Schulter berührt, er hatte sich zu ihr umgedreht, mit all seinen Narben und Taten, sie war nicht zurückgewichen, nein, sie hatte ihm einen Kuss auf die tätowierte Wange gegeben und ihm etwas ins Ohr geflüstert. Seit jenen Worten trug er die Waffe mit einem anderen Herzen Ja, in diesem fernen Moment, da hatte er sich in sie verliebt, so wie man sich in den Wind verlieben konnte oder in das Meer. Sie war … Etwas, das man nicht mehr loslassen wollte. Manche wollten es gar einschließen, wie einen Schatz. Doch Licht konnte man nicht einsperren! Oder Sanftmut, Freude und Hunger und Durst. Er schüttelte den Kopf über seine eigenen Gedanken. Sinuhe, der wohl am meisten unter Nilahs Verschwinden gelitten hatte. Ahab, der sich seitdem versteckte wie ein Buch, das nicht gefunden werden wollte. Keiner wollte es zugeben: Aber sie alle hatten fürchterlich gelitten.
    Er folgte der Spur solange, bis sie sich von den Schienen abwandte und sich dann zielstrebig querfeldein durch die Stümpfe des alten Waldes der ersten Straße der Stadt näherte. Dort verlor er sie, denn hier verzweigten sich plötzlich die Spuren, die nun in jede Gasse, jeden Hauseingang oder Gartenpforten führten. Alles wirkte durcheinander,

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