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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde
Autoren: Silver Eve
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Ortswechsel nicht möglich ist, so sehr man sich auch zu bewegen meint.“
    „Und gehört Jigoku nicht zu Izanamis Reich?“, fragte Naphré.
    „Nein.“
    „Warum hast du uns dann dorthin geschickt?“ Naphré fiel auf, dass Alastor sich merklich zurückhielt, und das machte sie unsicher.
    „Nicht sie hat uns dorthin geschickt“, sagte er leise. „Das war jemand anderes.“
    „Du weißt gut Bescheid, Reaper“, erwiderte die Shikome.
    „Nichts als reine Logik. Du hast ausdrücklich nach Naphré verlangt. Und du wolltest, dass sie hierher kommt, zu Izanami, in ihr Reich. Während du mich wohl gern an einem Ort wüsstest, der einen für Ewigkeiten gefangen hält, obwohl – oder geradeweil – dort keine Zeit vergeht. Aber Naphré wolltest du haben. Deshalb hättest du sie sicherlich nicht dorthin geschickt.“
    „Dann müsste es ja jemand gewesen sein, der wusste, dass wir hierher kommen wollten.“
    „Das eröffnet in der Tat eine Reihe von Möglichkeiten“, bemerkte Alastor. „Du zum Beispiel hast es gewusst“, wandte er sich an die Shikome. „Aber auch Sutekh. Meine Brüder.“ Er zog Naphré enger an sich. „Oder deine Mutter“, sagte er zu ihr. Er sagte nicht: deine Mutter, die zufällig ein hohes Tier in der Isisgarde ist. Aber Naphré hörte es dennoch heraus.
    „Wer immer es gewesen ist, es interessiert mich herzlich wenig.“ Diese Bemerkung kam von einer Stimme, die neu war. Eine Stimme, zart wie ein Windspiel, perlend wie ein liebliches Lachen. Naphré ging unwillkürlich das Herz auf, als sie sie hörte.
    „Izanami-no-mikoto“, sagte Alastor leise und ehrerbietig.
    Sei standen nun tatsächlich Izanami gegenüber. Jetzt endlich würde Naphré erfahren, was die Unterweltgöttin wirklich von ihr wollte.
    „Alastor Krayl. Naphré Misao Kurata“, begrüßte Izanami sie.
    Naphré erwiderte den Gruß, wie es sich gehörte, mit einer angedeuteten Verbeugung, obwohl sie nicht wusste, ob die Geste in der vollständigen Dunkelheit wahrzunehmen war. Es war einfach ein Reflex, den die Erziehung ihr gebot.
    „Du kennst das Gesetz der Unterwelt, das die versprochenen Seelen betrifft?“, fragte Izanami.
    „Ich kenne es“, antwortete Alastor.
    „Dich meine ich nicht. Ich frage Naphré.“
    Naphré spürte, wie Alastors Finger sich fester um ihren Oberarm schlossen. Aber sie wusste nicht, ob er sie nur stützen wollte, oder ob der Druck ihr etwas signalisieren sollte. Es fühlte sich so an, als wollte er sie zu einer Antwort ermuntern.
    „Mir ist bewusst, dass die Seele, die einer bestimmten Gottheit geweiht ist, dieser Gottheit gehört“, erklärte Naphré.
    „So ist es. Und du hast mir die Seele von Crandall Butchergeweiht. War es so?“
    Naphré wusste nicht recht, auf welche Weise sie das getan haben sollte, scheute sich jedoch nachzufragen.
    „Dein Freund hier möchte diese Seele gern für sich. Er hat angeboten, sie gegen eine andere zu tauschen. Und sein Vater hat sich dann für deine entschieden.“
    Alastor packte jetzt so fest zu, dass es wehtat. Naphré verstand erst gar nicht, was Izanamis Worte bedeuteten. „ Meine Seele? Wie kommt er dazu, dir meine Seele zum Tausch anzubieten?“
    Sie drehte sich um und hätte viel darum gegeben, jetzt in Alastors Gesicht blicken zu können. Sie wollte nichts dazu sagen. Doch bevor sie es verhindern konnte, platzte es aus ihr heraus. „Sutekh ist also derjenige, der sich meine Seele erschlichen hat? Er ist derjenige, für den ich zum Killer geworden bin? Und du hast es die ganze Zeit gewusst?“ Ein Gefühl wie Schwindel erfasste sie, als ihr dämmerte, was gespielt wurde. „Ich bin vor der Isisgarde davongelaufen, um nicht töten zu müssen, habe meine Mutter und meine Freunde belogen. Ich konnte niemandem mehr vertrauen.“
    Und du wärst beinah der Erste gewesen, dem ich wieder Vertrauen geschenkt hätte, du Bastard .
    „Und wofür das alles? Dafür, dass du mich austrickst und ich erneut verschachert werde.“
    Sie wollte weg. Sie konnte seine Nähe nicht länger ertragen. Doch bereits nach zwei Schritten hielt die provisorische Rettungsleine zwischen ihnen sie zurück. Naphré bückte sich, holte das Messer aus ihrem Stiefel und schnitt das Band mit einer entschlossenen Bewegung entzwei.

21. KAPITEL
    A lastor erwischte sie am Handgelenk und entwand ihr das Messer. Naphré wollte ihm ausweichen, aber er war schneller, hielt sie fest und drückte sie an sich. Einen Moment lang fürchtete er, dass er ein wenig zu grob gewesen war. Aber das
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