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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz
Autoren: J. R. Ward
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Gedanken gingen: Dinge, die mit Seilen und Deckenaufhängungen zu tun hatten.
    Tatsächlich war seine Hand bereits an den behelfsmäßigen Gürtel gewandert, den er sich aus einem hübschen, kräftigen Stück Nylongewebe gebastelt hatte– denn seine Eltern gaben ihm nicht ausreichend Geld für Kleidung, und sein letzter war schon vor Jahren auseinandergefallen.
    Er zog den Gürtel aus den Schlaufen und schielte zur verschlossenen Badezimmertür. Er brauchte das Ding nur an den Duschkopf zu knüpfen, der aus der Decke ragte– die Wasserrohre stammten aus der guten alten Zeit, als solides, tragfähiges Handwerk noch etwas gegolten hatte. Er hatte sogar einen Stuhl, den er besteigen und dann unter sich wegtreten konnte.
    » Ich muss Schluss machen…«
    » Qhuinn? Leg jetzt nicht auf– wage es bloß nicht, einfach aufzulegen…«
    » Hör zu, Mann, ich muss Schluss machen.« Im Hintergrund hektisches Rascheln, als ob Blay sich die Jacke überwerfen würde.
    » Qhuinn! Leg nicht auf– Qhuinn …! «

1
    Gegenwart
    » Wow ey, was ’ne fette Niggerschaukel!«
    Jonsey sah den Idioten an, der neben ihm im Buswartehäuschen hockte. Seit drei Stunden saßen sie jetzt schon in diesem Hamsterkäfig aus Plexiglas. Mindestens. Obwohl es sich dank Kommentaren wie diesem wie drei Tage anfühlte.
    » Du bist weiß, schon aufgefallen?«, bemerkte Jonsey.
    » Was sagst du, Mann?«
    Okay, es fühlte sich eher wie drei Jahre an. » Heller Hauttyp, kapiert? Sonnencremekonsument. Das Gegenteil von mir…«
    » Ja, reg dich ab, Mann, schau dir mal die Karre an…«
    » Du bist nicht aus der Hood und solltest auch nicht so reden. Das ist voll panne, Mann!«
    Zu diesem Zeitpunkt wollte er einfach nur noch, dass die Nacht vorüberging. Es war kalt, es schneite, und er fragte sich, womit er es verdiente, hier mit Vanilla-Ice festzusitzen.
    Er spielte schon mit dem Gedanken, die ganze Sache hinzuschmeißen. Seine Dealergeschäfte in Caldwell brachten ihm anständig Cash ein, und die Jugendstrafe für die Morde hatte er vor zwei Monaten abgesessen. Er hatte es wirklich nicht nötig, mit diesem weißen Penner hier zu sitzen, der sich durch sein pseudocooles Gehabe Street Credibility verschaffen wollte.
    Außerdem nervte ihn das Bonzenviertel, in dem sie hockten. Soweit er wusste, wurden hier um zweiundzwanzig Uhr die Bürgersteige hochgeklappt.
    Warum hatte er sich bloß darauf eingelassen?
    » Würdest du dir bitte einmal dieses entzückende Automobil ansehen.«
    Nur damit dieser Typ endlich Ruhe gab, beugte Jonsey sich nach vorne und blickte seitlich aus dem Unterstand. Als ihm der Schnee in die Augen wehte, fluchte er. Auf den Norden von New York State war im Winter echt geschissen. Da froren einem die Eier ab…
    Aber hallo, was war denn das?
    Auf dem schmalen Parkplatz vor einem geschleckten Vierundzwanzig-Stunden-Drogeriemarkt ohne jedes Graffito stand doch tatsächlich ein supercooles fettes Teil. Der Hummer war komplett schwarz, nirgendwo Chrom– nicht einmal am Kühlergrill. Außerdem war es einer von den ganz großen– und der Ausstattung nach zu urteilen hatte er sogar einen größ,eren Motor.
    Solche Karren sah man normalerweise eher da, wo er herkam, die großen Dealer nutzten sie dort als fahrbaren Untersatz. Nur dass sie hier so weit von der Innenstadt entfernt waren, dass er nur einem Loser gehören konnte, der auf dicke Hose machte.
    Vanilla-Ice warf sich seinen Rucksack über die Schulter. » Ich seh mir das mal an.«
    » Der Bus kommt gleich.« Jonsey blickte auf die Uhr und gab sich seinem Wunschdenken hin. » In fünf bis zehn Minuten.«
    » Komm schon…«
    » Tschüss, Arschloch.«
    » Hast du Schiss, oder was?« Der Kerl fuchtelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum wie im Film Paranormal Activity . » Huh, wie schaurig…«
    Jonsey zog seine Waffe und hielt sie dem Kerl in die blöde Fresse. » Ich hab kein Problem damit, dich auf der Stelle abzuknallen. Ich hab’s schon mal getan, und ich mach’s wieder. Also lass mich in Frieden, und halt verdammt noch mal die Klappe.«
    Jonsey sah dem Kerl in die Augen. Ihn kümmerte kaum, wie diese Sache ausging. Den Penner erschießen. Den Penner nicht erschießen. Egal.
    » Okay, okay, okay.« Der Quasselfritze wich zurück und trat aus der Bushaltestelle.
    Gott sei Dank.
    Jonsey steckte seine Knarre weg, verschränkte die Arme und blickte in die Richtung, aus der der Bus kommen sollte… als ob das helfen würde.
    Dämlicher Idiot.
    Wieder ein Blick auf die Uhr. Mann,
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