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Seelen

Titel: Seelen
Autoren: Stephenie Meyer
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hier vorkam.
    Diese Sorge lastete schwer auf mir, als Ian in jener Nacht mein Feldbett - weil es mir zu schwer war - in die große, dunkle Sporthalle getragen hatte.
    Zum ersten Mal seit über sechs Monaten regnete es. Die Leute lachten und meckerten, als sie ihr feuchtes Bettzeug ausschüttelten und sich häuslich einrichteten.
    »Hier rüber, Wanda«, rief Jamie und winkte mich zu sich. Er hatte gerade seine Matratze neben Ians gelegt. »Hier passen wir jetzt alle drei hin.«
    Jamie war der Einzige, der mich fast genauso behandelte wie vorher. Mein zierliches Äußeres machte einen gewissen Unterschied, aber er schien nie überrascht, wenn ich einen Raum betrat, oder erschrocken, wenn Wanderers Worte über diese Lippen kamen.
    »Du willst nicht im Ernst auf diesem Feldbett schlafen, oder, Wanda? Ich bin sicher, wir passen alle bequem auf die beiden Matratzen, wenn wir sie zusammenschieben.« Jamie grinste mich an, während er die eine Matratze mit dem Fuß an die andere kickte, ohne auf meine Zustimmung zu warten. »Du nimmst ja nicht so viel Platz weg.«
    Er nahm Ian das Feldbett ab und stellte es zur Seite. Dann streckte er sich ganz am Rand der hinteren Matratze aus und kehrte uns den Rücken zu.
    »Oh, übrigens, Ian«, fügte er hinzu, ohne sich umzudrehen. »Ich habe mit Brandt und Aaron gesprochen und ich glaube, ich werde bei ihnen einziehen. Okay, ich bin völlig fertig. Nacht, Leute.«
    Ich starrte Jamies regungslose Gestalt eine ganze Weile lang an. Ian rührte sich genauso wenig. Er hatte wohl kaum ebenfalls eine Panikattacke. Überlegte er, wie er sich aus der Affäre ziehen konnte?
    »Licht aus«, bellte Jeb vom anderen Ende des Raumes her. »Haltet endlich mal die Klappe, damit ich die Augen zuklappen kann und ‘ne Mütze voll Schlaf kriege.«
    Die Leute lachten, aber nahmen ihn wie immer ernst. Nach und nach gingen die vier Lampen aus, bis der Raum im Dunkeln lag.
    Ians Hand tastete nach meiner; sie fühlte sich warm an. Merkte er, wie kalt und verschwitzt meine Haut war?
    Er kniete sich auf die Matratze und zog mich sachte mit sich. Ich folgte ihm und legte mich in die Ritze zwischen den beiden Matratzen. Er hielt weiter meine Hand.
    »Ist das okay so?«, wisperte Ian. Um uns herum wurden noch andere Gespräche im Flüsterton geführt, von denen man beim Rauschen der Schwefelquelle allerdings nichts verstehen konnte.
    »Ja, danke«, antwortete ich.
    Jamie rollte sich herum, wobei die Matratze wackelte, und stieß gegen mich. »Ups, ‘tschuldigung, Wanda«, murmelte er und dann hörte ich ihn gähnen.
    Automatisch machte ich ihm Platz. Ian lag näher, als ich gedacht hatte; ich keuchte leise, als ich gegen ihn stieß, und versuchte wieder von ihm abzurücken. Plötzlich hatte er seinen Arm um mich gelegt und mich an sich gezogen.
    Es war ein überaus seltsames Gefühl - von Ian auf diese völlig unplatonische Art umarmt zu werden, erinnerte mich komischerweise an meine erste Erfahrung mit dem Schmerzlos . Als hätte ich, ohne es zu wissen, Qualen ausgestanden und seine Berührung hätte all meinen Schmerz gelindert.
    Dieses Gefühl vertrieb meine Schüchternheit. Ich drehte mich zu ihm um und er zog mich noch fester an sich.
    »Ist das okay so?«, flüsterte ich und wiederholte damit seine Frage.
    Er küsste mich auf die Stirn. »Mehr als nur okay.«
    Wir schwiegen ein paar Minuten lang. Die meisten anderen Gespräche waren verstummt.
    Er neigte den Kopf zu mir, so dass seine Lippen direkt neben meinem Ohr waren, und flüsterte leiser als vorher. »Wanda, glaubst du …?« Er verstummte.
    »Ja?«
    »Na ja, es sieht so aus, als hätte ich jetzt ein Zimmer für mich allein. Das ist nicht in Ordnung.«
    »Nein. Es ist nicht genug Platz in den Höhlen, dass du allein bleiben könntest.«
    »Ich will auch nicht allein bleiben. Aber …«
    Warum fragte er nicht? »Aber was?«
    »Hattest du inzwischen genug Zeit, um die Dinge für dich zu klären? Ich will dich nicht drängen. Ich weiß, dass das alles verwirrend für dich ist … mit Jared …«
    Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, was er da sagte, aber dann kicherte ich leise. Melanie hatte nie viel gekichert, aber Pet schon und ihr Körper überrumpelte mich in diesem höchst unpassenden Augenblick.
    »Was?«, wollte er wissen.
    »Ich habe dir Zeit gelassen, um die Dinge für dich zu klären«, erklärte ich ihm flüsternd. Ich wollte dich nicht drängen - weil ich weiß, dass das alles verwirrend für dich ist. Mit Melanie.«
    Er fuhr vor
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