Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelen

Titel: Seelen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
gar nicht gezückt hatte - und einer zielte mitten auf Ians Brust.
    Warum hatte ich ihn mitkommen lassen? Warum musste auch er sterben? Lilys fassungslose Frage hallte in meinem Kopf wider: Warum gingen das Leben und die Liebe weiter? Was hatte das für einen Sinn?
    Mein zerbrechliches kleines Herz zersprang in eine Million Stücke und ich tastete nach der Kapsel in meiner Tasche.
    »Ganz ruhig, Leute, keine Panik«, rief der Mann in der Mitte der Suchergruppe. »Wartet, wartet, schluckt bloß nichts! Verdammt, jetzt wartet doch! Seht mich an!«
    Der Mann richtete die Taschenlampe auf sein eigenes Gesicht.
    Es war sonnengebräunt und zerfurcht, wie ein zerklüfteter Felsen. Sein Haar war dunkel mit weißen Schläfen und lockte sich in einem buschigen Durcheinander über seinen Ohren. Und seine Augen - seine Augen waren dunkelbraun. Einfach nur dunkelbraun, sonst nichts.
    »Seht ihr?«, sagte er. »Also, ihr erschießt uns nicht und wir erschießen euch nicht, okay?« Er legte die Waffe, die er in der Hand hielt, auf den Boden. »Los, Leute«, sagte er und die anderen steckten ihre Waffen zurück in die Halfter - an ihren Hüften, ihren Knöcheln, ihren Rücken … so viele Waffen.
    »Als wir euer Versteck hier entdeckt haben - verdammt gerissen, es war nicht leicht zu finden - haben wir beschlossen, auf euch zu warten, um eure Bekanntschaft zu machen. Man trifft schließlich nicht jeden Tag auf eine andere Widerstandszelle.« Er stieß ein fröhliches Lachen aus, das tief aus seinem Bauch kam. »Ihr solltet mal eure Gesichter sehen! Was ist? Dachtet ihr etwa, ihr wärt die Einzigen, die hier noch herumspringen?« Er lachte erneut.
    Niemand von uns hatte sich von der Stelle gerührt.
    »Ich glaube, sie stehen unter Schock, Nate«, sagte ein anderer Mann.
    »Was erwartet ihr?«, fragte eine Frau. »Wir haben sie schließlich halb zu Tode erschreckt.«
    Sie warteten, traten von einem Fuß auf den anderen, während wir stocksteif dastanden.
    Jared war der Erste, der sich von dem Schreck erholt hatte. »Wer zum Teufel seid ihr?«, flüsterte er.
    Der Anführer lachte wieder. »Ich bin Nate - schön, euch zu treffen, auch wenn ihr vielleicht gerade noch nicht dasselbe empfindet. Das hier sind Rob, Evan, Blake, Tom, Kim und Rachel.« Er wies auf die Mitglieder seiner Gruppe und die Menschen nickten jeweils, wenn ihr Name genannt wurde. Ich bemerkte einen Mann, der etwas weiter hinten stand und den Nate nicht vorstellte. Er hatte einen rötlichen Krauskopf, der auffiel - vor allem, da er der Größte der Gruppe war -, und er war der Einzige, der unbewaffnet zu sein schien. Er starrte mich ebenfalls durchdringend an, so dass ich den Blick abwandte. »Insgesamt sind wir allerdings dreiundzwanzig«, fuhr Nate fort.
    Er streckte die Hand aus.
    Jared holte tief Luft und machte dann einen Schritt nach vorn. Bei seiner Bewegung atmeten wir anderen alle gleichzeitig leise aus.
    »Ich bin Jared.« Er schüttelte Nate die Hand und lächelte. »Das hier sind Melanie, Aaron, Brandt, Ian und Wanda. Wir sind insgesamt siebenunddreißig.«
    Als Jared meinen Namen nannte, verlagerte Ian sein Gewicht und versuchte mich komplett vor den anderen Menschen zu verbergen. Erst da wurde mir bewusst, dass ich immer noch genauso in Gefahr war, wie die anderen es gewesen wären, wenn es sich bei der Gruppe wirklich um Sucher gehandelt hätte. Genau wie am Anfang. Ich versuchte, mich nicht zu bewegen.
    Bei Jareds Worten blinzelte Nate, dann wurden seine Augen groß. »Donnerwetter. Das ist das erste Mal, dass ich in dieser Hinsicht übertroffen werde.«
    Jetzt blinzelte Jared. »Ihr seid schon anderen begegnet?«, stieß er hervor.
    »Wir wissen von drei weiteren unabhängigen Zellen. Elf bei Gail, sieben bei Russell und achtzehn bei Max. Wir halten Kontakt. Treiben gelegentlich sogar Handel.« Wieder das Bauchgelächter. »Gails kleine Ellen hat beschlossen, dass sie gern meinem Evan hier Gesellschaft leisten würde, und Carlos hat sich mit Russells Cindy zusammengetan. Und natürlich brauchen alle ab und zu Burns …« Er hielt abrupt inne und sah sich unbehaglich um, als hätte er das nicht sagen sollen. Sein Blick blieb kurz an dem großen Rotschopf im Hintergrund hängen, der mich immer noch ansah.
    »Kannst es genauso gut auch gleich loswerden«, sagte der kleine dunkle Mann direkt neben Nate.
    Nate ließ einen misstrauischen Blick über unsere kleine Gruppe schweifen. »Okay. Rob hat Recht. Raus damit.« Er holte tief Luft. »Also, jetzt bleibt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher