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S.E.C.R.E.T.

S.E.C.R.E.T.

Titel: S.E.C.R.E.T.
Autoren: L. Marie Adeline
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er das Handgelenk seiner Partnerin liebkost und ihre Finger geküsst hatte. Daran, wie er das Armband befühlt hatte, an sein Drängen. Ich wünschte, ein Mann würde einmal so für mich empfinden. Ich stellte mir vor, wie meine Hände durch sein dichtes Haar fuhren, wie mein Rücken sich gegen die Wand in der Restaurantküche presste, wie eine Hand meinen Rock hochschob. Ähm, Moment, der Mann hatte kurz geschorene Haare gehabt. Ich stellte mir also Wills Haar vor, Wills Mund …
    »Einen Penny für deine Gedanken«, unterbrach Will meinen absurden Tagtraum.
    »Die sind mehr wert«, sagte ich und merkte, wie ich rot anlief. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. Meine Schicht war vorüber. Es war Zeit zu gehen.
    »Gutes Trinkgeld heute?«
    »Ja, nicht schlecht.« Und es ist mir egal, ob du mit ihr schläfst! »Ich muss jetzt los, Will. Sag Tracina, dass sie den Zucker auf den Tischen nachfüllen soll, bevor sie heute Abend geht. Wenn ich morgen früh komme, sollten sie voll sein.«
    »Jawoll, Boss.« Er salutierte. Als ich schon fast zur Tür hinaus war, fragte er: »Hast du heute Abend was vor?«
    Die neuesten Serien ansehen. Den Müll rausbringen. Was sonst noch?
    »Ja, noch große Pläne«, erwiderte ich.
    »Du solltest dich lieber mit einem Mann verabreden als mit einer Katze. Du bist reizend, weißt du.«
    » Reizend? Du hast mich gerade nicht reizend genannt, oder? Will, das sagen Männer zu Frauen über fünfunddreißig, die zwar noch nicht völlig abgewrackt, aber auf dem besten Wege in den romantischen Ruhestand sind. ›Du bist eine reizende Frau, aber … ‹ «
    »Aber nichts, Cassie. Du solltest jetzt besser gehen«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf die Tür nach draußen.
    »Das habe ich auch vor«, sagte ich und stürmte zur Straße hinaus – wo ich beinahe von einem rasenden Radfahrer erfasst worden wäre.
    Will stürzte hinter mir her. »Cassie! Du liebe Güte! Alles in Ordnung?«
    »Siehst du? Das passiert, wenn ich rausgehe! Ich werde plattgefahren«, versuchte ich, den Schock durch einen Witz zu entschärfen, und atmete tief durch.
    Will schüttelte den Kopf.
    Ich drehte mich um und ging die Frenchmen Street hinunter. Ich hatte das Gefühl, seine Augen in meinem Rücken zu spüren. Aber ich war zu schüchtern, um mich umzudrehen und mich zu vergewissern.

 
    ZWEI
    Kann man sich gleichzeitig jung und alt fühlen? Ich war bis ins Mark erschöpft, als ich mich die vier Straßen nach Hause geschleppt hatte.
    Wie gerne betrachtete ich die winzigen Häuser in meiner Gegend, von denen manche sich förmlich aneinanderschmiegten. Andere wiederum waren mit so vielen Farbschichten bedeckt, von so vielen schmiedeeisernen Zäunen bewehrt und mit so vielfältig verzierten Fensterläden geschmückt, dass sie wie alternde Revuegirls in Kostümen und Theaterschminke wirkten.
    Meine Wohnung befand sich in einem dreigeschossigen, mit Stuck verziertem Haus Ecke Chartres & Mandeville Street. Es war blassgrün gestrichen, verfügte über runde Torbögen und dunkelgrüne Fensterläden. Ich wohnte ganz oben und hauste mit meinen fünfunddreißig Jahren immer noch wie eine Studentin. In meiner Anderthalb-Zimmer-Mietwohnung standen eine Futon-Couch und selbst gebastelte Bücherregale aus billiger Spanplatte, die mir gleichzeitig als Couchtisch dienten und in denen ich eine immer größer werdende Sammlung von Salz-und Pfeffer-Streuern aufbewahrte. Das Schlafzimmer war in dem halben Raum, der von einem breiten, stuckverzierten Bogengang begrenzt wurde und von dem aus drei Dachfenster den Blick nach Süden freigaben. Zur Abtrennung vom Rest der Wohnung hatte ich einen Vorhang gezogen. Die Treppe in meine Wohnung hinauf war so schmal, dass man große, schwere Möbel gar nicht hätte hinaufschaffen können. Alles musste tragbar, biegsam und zusammenklappbar sein. Als ich mich meinem Wohnhaus näherte und den Blick nach oben schweifen ließ, wurde mir klar, dass ich eines Tages zu alt sein würde, um in der obersten Etage zu leben. Insbesondere wenn ich weiterhin einen Job ausübte, bei dem ich den lieben langen Tag auf den Beinen war. An manchen Abenden war ich so müde, dass ich mich nur noch mit letzter Kraft die Treppe hinaufschleppen konnte und zu nichts anderem mehr fähig war.
    Mir war aufgefallen, dass Nachbarn, die älter wurden, nicht auszogen, sondern einfach nur in ein niedrigeres Stockwerk übersiedelten. Die Delmonte-Schwestern hatten das vor ein paar Monaten getan, nachdem Sally und Janette, zwei andere
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