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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1
Autoren: L. Marie Adeline
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Schwestern, endlich in ein betreutes Altenwohnheim gezogen waren. Obwohl Anna, die zehn Jahre jünger war als ihre Schwester, die Treppen sicherlich noch ein paar Jahre gut hätte schaffen können, setzte Bettina sich durch, als sie siebzig wurde.
    Als die gemütliche Zweizimmerwohnung von Sally und Janette leer war, half ich Anna und Bettina, ihre Bücher und Kleider aus dem zweiten in den ersten Stock zu schaffen. Anna berichtete mir, dass unsere Familienvilla, nachdem sie in den Sechzigerjahren in ein Wohnhaus mit fünf Parteien umgewandelt worden war, als Hotel der Alten Jungfern bezeichnet wird. »Hier haben bisher immer nur Frauen gewohnt«, sagte sie. »Nicht, dass Sie eine alte Jungfer wären, meine Liebe. Ich weiß, dass alleinstehende Frauen einer gewissen Altersgruppe heutzutage sehr empfindlich auf dieses Wort reagieren. Na ja, an dem Status der alten Jungfer gäbe es ehrlich gesagt gar nichts auszusetzen, selbst wenn Sie eine wären . Was Sie aber ganz bestimmt nicht sind .«
    »Ich bin Witwe.«
    »Ja, aber eine sehr junge Witwe. Sie haben noch viel Zeit, um noch mal zu heiraten und Kinder zu bekommen. Oder auch nur zu heiraten«, sagte Anna und zog eine Augenbraue in die Höhe. Dann steckte sie mir einen Dollar-Schein für meine Mühe zu – eine Geste, gegen die ich mich schon seit Längerem nicht mehr zur Wehr setzte, da der Schein sonst ein paar Stunden später acht Mal gefaltet und unter meiner Tür hindurchgeschoben werden würde. »Sie sind ein Schatz, Cassie.«
    War ich tatsächlich eine alte Jungfer? Ich war im letzten Jahr nur ein einziges Mal mit einem Mann ausgegangen. Mit dem besten Freund von Wills jüngerem Bruder Vince. Einem großen schlaksigen Jazzmusiker, der vor Schreck keuchte, als ich ihm mitteilte, dass ich schon vierunddreißig war. Um seinen Schock zu überspielen, beugte er sich dann über den Tisch zu mir herüber und vertraute mir an, dass er für ältere Frauen durchaus »etwas übrig« habe – und das von einem Dreißigjährigen! Ich hätte sein dummes Gesicht ohrfeigen sollen. Stattdessen begann ich nach etwa einer Stunde auf die Uhr zu sehen. Er redete zu viel über die beschissene Band, in der er spielte, darüber, wie schlecht die Weinkarte war und wie viele heruntergekommene Häuser er in New Orleans kaufen wollte, weil der Markt sich ganz sicher irgendwie bald wieder erholen würde. Als er mich vor dem Hotel der Alten Jungfern absetzte, dachte ich kurz darüber nach, ihn hinauf in meine Wohnung zu bitten. Ich dachte an die Jahre, die ich in der zweiten Reihe verbracht hatte. Schlaf einfach mit ihm, Cassie. Was hindert dich? Was hat dich je gehindert? Aber als ich ihn dabei ertappte, wie er seinen Kaugummi aus dem Fenster spuckte, wurde mir klar, dass ich es nicht über mich bringen würde, mich vor diesem großen Jungen auszuziehen.
    So viel zu meinem letzten Date. Ich ließ mir Wasser für ein Bad einlaufen und streifte die Kellnerinnenkluft ab. Ich wollte mir den Restaurantgeruch abwaschen. Mein Blick fiel den Flur hinab auf das kleine Notizbuch, das auf dem Tisch neben der Eingangstür lag. Was sollte ich nun damit tun? Ein Teil von mir wusste, dass ich es eigentlich nicht hätte lesen sollen. Der andere Teil aber konnte einfach nicht widerstehen. Während meiner gesamten Schicht hatte ich die Sache immer wieder aufgeschoben und gedacht: Wenn du nach Hause kommst. Nach dem Abendessen. Nach einem Bad. Wenn Du ins Bett gehst. Morgen früh. Niemals?
    Dixie strich mir um die Beine und bettelte um ihr Futter, während Wasser und Schaum die Wanne füllten. Der Mond schwebte über Chartres, und der Ruf der Zikaden übertönte die Verkehrsgeräusche. Ich sah in den Spiegel. Wie würde ein Mann mich beim ersten Mal sehen? Für meinen Körper musste ich mich nicht schämen. Er sah gut aus, nicht zu groß, nicht zu dünn. Ich hatte Spülhände, aber ansonsten eine gute Figur. Wahrscheinlich, weil ich als Kellnerin den ganzen Tag auf den Beinen war. Mir gefiel die Form meines Hinterns, er war wohl gerundet. Trotzdem stimmt das, was man über die Mittdreißiger berichtet: das Gewebe wird weicher. Ich hielt meine Körbchengröße C in den Händen und hob sie leicht an. So. Und jetzt stellte ich mir Scott vor – nein, nicht Scott. Will. Nein, den auch nicht. Er gehörte Tracina, nicht mir. Ich stellte mir den Typen aus dem Restaurant vor, wie er sich mir von hinten näherte und dann die Hände genauso um meine Brüste legte. Dann beugte er mich nach vorn, und dann … Hör auf,
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