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SECHS

SECHS

Titel: SECHS
Autoren: Niels Gerhardt
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gesehen. Den Durchgang zu einem angrenzenden Zimmer.
    Sirkowsky schob sich um die Ecke. Er durchquerte den Raum so schnell und leise er konnte und ging dann in Stellung. Wieder lehnte er sich zur Seite. In diesem Raum jetzt sah er jemanden vor dem Fenster stehen. Nicht mehr als eine bewegungslose Silhouette.
    Nun wollte Sirkowsky bemerkt werden. Er trat in den Türrahmen und spannte den Hahn seiner Waffe mit einem lauten Klick.
    Der Mann vor dem Fenster drehte sich langsam. Sirkowsky erstarrte. Aus seinen Armen wich jede Kraft und er senkte ungläubig die Pistole.
    Vor ihm stand dieser Professor.

-93-

    „Wir haben die Daten.“ Reimar platzte ins Zimmer seines Chefs rein, der gerade damit beschäftigt war, Dominosteine aufzustellen. Raith nannte das seine Konzentrationsübung.
    „Was für Daten?“, fragte Raith, ohne aufzublicken.
    „Die von der Festplatte in der Schublade unseres toten Staatssekretärs.“
    „Und? Irgendwas Interessantes? Pornobildchen vielleicht?“
    „Viel besser.“
    In dem Moment machte Raith einen Fehler. Ein Dominostein fiel um, riss den nächsten mit und einen Augenblick später lagen sie alle wie gefällte Soldaten.
    „Verdammt ...“
    Reimar zog die Stirn in Falten.
    „Wir haben einen interessanten Namen gefunden. Und er klingt nach Osten. Sirkowsky.“
    „Na und? Was macht den so interessant?“ Raith machte sich daran, die Steine wieder aufzustellen.
    „Eine ganze Menge. Er sieht so aus, als habe Herr Rentsch den Mann für Erpressungen und möglicherweise Morde angeheuert.“
    „Was wissen wir über den Typen?“, fragte Raith.
    „Nur das, was die Aufzeichnungen hergeben.“
    „Aufzeichnungen?“ Jetzt blickte Raith auf.
    Reimar nickte.
    „In einer Datei auf der Festplatte.“
    Reimar setzte sich.
    „Es sieht so aus, als habe Rentsch seine Schweinereien fein säuberlich dokumentiert. Wahrscheinlich um diesen Sirkowsky mitzureißen, sollte es ihn selbst erwischen. Und dem ist zu entnehmen, dass Sirkowsky der Mörder der Zanner ist. Du erinnerst dich?“
    Raith nickte.
    „Was ist mit diesem Mädchen im Schrank? War das auch dieser Sirkonski?“
    „Sirkowsky“, korrigierte Reimar.
    „Von mir aus“, Raith winkte ab, „die haben alle keinen Namen, die man aussprechen kann. Egal woher sie kommen.“
    „Die Sekretärin? Nein. Die hat auch niemand vermisst. Die Eltern sind tot. Verwandte hat sie wohl ein paar, aber die leben in München. Kontakt hatte sie zu denen nicht. Aber sie hatte einen Freund – ein verheirateter Mann. Wir haben ihn befragt.“
    „Warum hat der sie nicht vermisst gemeldet?“
    „Dreimal darfst du raten.“
    „Der wollte keinen Staub aufwirbeln.“
    „Wir haben einiges auf ihrem Rechner gefunden. Chatprotokolle, Mails. Das Handy von der Sekretärin wurde übrigens bei der Hausdurchsuchung im Kleiderschrank von Frau Rentsch gefunden. Da waren auch jede Menge SMS von dem Liebhaber drauf.“
    Raith zog die Stirn in Falten.
    „Im Kleiderschrank von der Rentsch?“ Reimar überging die Frage und redete weiter.
    „Das Letzte, was er von ihr gehört hat, war, dass sie zum Geburtstag ihres Chefs gehen würde und als er sie dann irgendwann abholen wollte, hat ihm Frau Rentsch an der Tür mitgeteilt, dass seine Freundin ein Verhältnis mit ihrem Mann habe. Danach ist er abgezischt.“
    „Und? Stimmt das?“
    „An der Leiche der Frau hat man zumindest Schamhaare unseres feinen Herrn Staatssekretär gefunden. Ihre Strumpfhose war im Schritt zerrissen. Zumindest die Indizien deuten darauf hin.“
    „Er könnte sie auch vergewaltigt haben.“
    „Spuren von Gewalteinwirkungen gibt es nicht. Herz-Kreislaufversagen ist das Wahrscheinlichste.“
    „Bei einer so jungen Frau? Wieder so eine Verlegenheitsdiagnose?“
    Reimar schüttelte den Kopf.
    „Wir haben bei der Durchsuchung, ebenfalls im Schrank der Rentsch, ein Fläschchen gefunden. K.O.-Tropfen. Und im Arbeitszimmer war noch eines. Dann war da noch eine Videokassette. Aber darauf ist nichts zu sehen. Man hört nur ein paar Geräusche – vor allem Gestöhne. Da hat jemand wahrscheinlich vergessen, den Objektivdeckel abzunehmen.“
    „Im Schrank der Frau?“
    „Ja, neben dem Handy“, antwortete Reimar.
    Raith glotzte nur unverständig.
    „Wir haben auch gelöschte Mails wiederhergestellt. Der hatte Kontakt zu jemandem, der ihm die Substanz besorgt haben könnte. Nachweisen kann das Labor das Zeug nicht mehr. Wenn die Frau das eingeflößt bekommen hat, dann wohl in einer Überdosis. Da würde dann
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