Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition)
Autoren: Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
zu kommen. Und das zu Recht.»
    «Aber hier ist höhere Macht im Spiel.»
    «Du nutzt das aus», sagte Hanno.
    «Moment mal», entgegnete Jan. «Das mit Helgoland war nicht meine Idee. Ich habe auch das Los nicht gekauft. Da könnt ihr euch bei meinen Schwestern bedanken. Sie wollten euch zum Hochzeitstag damit eine Riesenfreude machen. Dass wir jetzt in der Klemme stecken, haben wir Vanessa und Antonia zu verdanken.»
    «Ja klar», sagte Hanno Prönkel.
    «Bald sind wir doch reich», versuchte Jan es weiter. «Ihr könntet jetzt einen Kredit aufnehmen und der Bank sagen, dass das Geld in einem Jahr kommt. Dann könnt ihr uns alle aufs Internat schicken. Dann habt ihr eure Ruhe vor uns, das wollt ihr doch immer.»
    «Du versuchst es auch mit allen Mitteln.» Fast schon bewundernd schüttelte Astrid Prönkel den Kopf. «Unglaublich. Aber eins ist klar: Bevor das Geld nicht auf unserem Konto ist, wird nichts ausgegeben. Wer weiß, ob nicht doch noch was dazwischenkommt oder ein Passus in diesem Vertrag ist, der die Auszahlung des Geldes aus welchen Gründen auch immer verhindert. Das kommt nicht in Frage.»
    «Sehe ich genauso», sagte ihr Mann und nickte. «Es werden keine Schulden gemacht.»
    «Das ist so gemein.» Jan wollte es einfach nicht glauben.
    «Beruhige dich! Wir müssen sowieso erst noch mit euren Lehrern sprechen», sagte Astrid. Gleich morgen würde sie Termine machen. Was die jüngste Tochter anbelangte, so musste sie nur mit ihrer Kollegin sprechen, die Lillys Klassenlehrerin war. Lilly war das geringste Problem. Sie war Neuem gegenüber immer aufgeschlossen. Hauptsache, es war genügend Nutella im Haus und die Eltern hatten sie lieb. Lilly war ein ganz normales, durchschnittliches, liebenswertes Mädchen, das gerne in die Schule ging, gut mitkam und beliebt war. Sie würde keine Schwierigkeiten machen.
    Aber die beiden großen Töchter … und jetzt auch noch Jan.
    Vielleicht konnte sie mit der Lotteriegesellschaft sprechen und das mit dem Gewinn irgendwie anders abwickeln? Was war das überhaupt für ein komisches System, dass Gewinner erst was tun mussten, um sich den Gewinn zu verdienen? Ein Jahr lang gemeinnützige Arbeit leisten und die Jugendherberge auf Helgoland leiten. Das war nicht gerade das, was Astrid sich immer erträumt hatte. Sie hatte genügend Kinder zu Hause und keine Lust darauf, täglich mit anderen Schulklassen zu tun zu haben, die Lärm machten und schmutzten. Das hatte sie schon in der Schule. Aber das Geld! Fast drei Millionen. Sie konnten größere Summen für die Kinder zurücklegen, sie konnten sich ein Haus kaufen, sie konnten … ach, alles Mögliche machen! Was war da schon ein Jahr? Das verging doch so schnell. Es war eine Erfahrung. Wer hatte schon die Möglichkeit, einfach so auf eine Hochseeinsel zu ziehen? Klar, im Winter wäre es wahrscheinlich einsam und die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung begrenzt, aber vielleicht würde es den Kindern gar nicht mal schlecht bekommen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und natürlich gab es Internet. Die Helgoländer lebten ja nicht in der Steinzeit, und im Sommer kamen scharenweise Touristen. Das war ja kein Niemandsland. Sicher würde man sie freundlich willkommen heißen. Oder?
    «Die Insel ist wirklich total klein», sagte Astrid dann. Die Sache musste gut überlegt werden. Sie würde sich beurlauben lassen müssen, aber das würde kein Problem werden. Bei Hanno würde es ebenfalls einfach sein. Als freiberuflicher Autor konnte er dank Internet und Telefon überall arbeiten. Er war ortsunabhängig.
    «Das wissen wir ja nun.»
    «Das ist ein Gefängnis!», mischte sich Jan wieder ein.
    «Es wird sich alles klären», sagte Astrid zu Jan. «Lass Papa und mich jetzt mal allein.»
    Jan stapfte laut die Treppe hinauf. Er war stinksauer. Hieß es nicht yolo? You only live once. Von wegen, er konnte jetzt auf einer Insel versauern.
    Zwei Wochen später
    «Also», begann Astrid beim Abendessen, und Antonia rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. «Papa und ich sind einstimmig zu dem Entschluss gekommen, dass wir das machen wollen. Und zwar …»
    «Das ist nicht wahr», flüsterte Vanessa und krallte sich in der Tischkante fest. «Ihr wollt uns tatsächlich in den Kerker werfen? Wir sollen auf einem Quadratkilometer Land in der Nordsee vermodern? In der Schule lachen sie schon über uns und fragen, ob wir uns nicht gleich einsargen lassen wollen.»
    Das stimmte. Nicht einer in der Schule fand die Tatsache aufregend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher