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Search inside yourself

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Titel: Search inside yourself
Autoren: Chade-Meng Tan
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Kollegen ergab, dass Menschen mit großer Meditationserfahrung (also diejenigen, die mehr als zehntausend Stunden Meditationstraining hinter sich haben), die mit negativen Geräuschen (zum Beispiel dem Schrei einer Frau) konfrontiert wurden, im Vergleich zu Meditationsneulingen eine geringere Aktivierung in dem Teil des emotionalen Gehirns, der als Amygdala bezeichnet wird, zeigten. 16 Je größer die Meditationserfahrung des Betreffenden, so stellte sich heraus, desto schwächer die Aktivierung seiner Amygdala. Eine faszinierende Entdeckung, da dieses Gehirnareal eine privilegierte Rolle spielt. Die Amygdala ist der Wächter in unserem Gehirn und prüft ununterbrochen alles, was wir sehen, auf mögliche Bedrohungen für unser Überleben.
    Die Amygdala reagiert höchst empfindlich und geht lieber auf Nummer sicher. Sobald sie eine mögliche Gefahr für Ihr Überleben, zum Beispiel einen angreifenden Säbelzahntiger
oder einen Sie schlecht behandelnden Chef, ausmacht, versetzt sie Sie in Kampf- oder Fluchtbereitschaft oder lässt Sie erstarren und beeinträchtigt Ihr logisches Denkvermögen. Ich finde es faszinierend, dass man durch die einfache Schulung der Aufmerksamkeit lernen kann, einen so primitiven und wichtigen Teil des Gehirns wie die Amygdala zu beeinflussen.
    Eine weitere Studienreihe stammt aus dem Labor von Matthew Lieberman an der University of California in Los Angeles (UCLA). 17 Es gibt eine einfache Selbstregulierungstechnik, das »Benennen von Gefühlen«, bei der man seine Empfindungen einfach in Worte fasst. Wenn man benennt, was man gerade fühlt (zum Beispiel: »Ich bin wütend«), hilft dies auf unerklärliche Weise bei der Bewältigung dieser Emotion. Lieberman erklärte auch, welche neuronalen Mechanismen diesem Prozess zugrunde liegen könnten. Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass das Benennen von Gefühlen die Aktivität im rechten ventrolateralen präfrontalen Cortex (rVLPFC) erhöht, der im Allgemeinen als »Bremspedal« des Gehirns gilt. Dies wiederum steigert die Aktivität im sogenannten medialen präfrontalen Cortex (MPFC), einem Teil des Steuerzentrums des Gehirns, der daraufhin die Aktivität der Amygdala herunterfährt.
    Eine weitere Studie zu diesem Thema von David Creswell und Matthew Lieberman ergab, dass der geschilderte neuronale Vorgang bei Menschen in einem Zustand großer Achtsamkeit sogar noch besser funktioniert und ein weiterer Teil des Gehirns, der ventromediale präfrontale Cortex (VMPFC) zum Einsatz kommt. Diese Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass die Achtsamkeit es Ihrem Gehirn ermöglicht, einen größeren Teil der vorhandenen Schaltkreise zu nutzen, was seine Effektivität im Umgang mit Gefühlen erhöht. 18
    Trainieren Sie auf physiologischer Ebene
    Was tun wir, nachdem wir eine starke, stabile und sensible Aufmerksamkeit entwickelt haben? Wir richten sie auf unseren Körper! Auch dieser Schritt erscheint wieder etwas unlogisch. Was hat unser Körper mit der Entwicklung emotionaler Intelligenz zu tun?
    Es gibt zwei sehr gute Gründe, mit dem Körper zu arbeiten: Lebendigkeit und Auflösung.
    Jedes Gefühl hat seine körperliche Entsprechung. Dr. Laura Delizonna ist eine Wissenschaftlerin, die zur Glücksstrategin wurde. Sie definiert ein Gefühl sehr schön als »einen grundlegenden physiologischen Zustand, der von klar identifizierbaren autonomen oder körperlichen Veränderungen gekennzeichnet ist«. 19 Demnach ist jede Emotion nicht nur eine psychische, sondern auch eine physiologische Erfahrung.
    Für gewöhnlich nehmen wir Gefühle in unserem Körper lebendiger wahr als in unserem Geist. Wenn wir versuchen, uns eines Gefühls bewusst zu werden, ist es deshalb im Allgemeinen sinnvoller, die Aufmerksamkeit auf den Körper statt auf den Geist zu richten.
    Vor allem aber ermöglicht die Konzentration auf den Körper eine hochauflösende emotionale Wahrnehmung . Das bedeutet, Sie entwickeln eine so präzise räumliche und zeitliche Wahrnehmung, dass Sie ein Gefühl im Augenblick seines Entstehens, im Augenblick seines Vergehens und mit allen Schwankungen dazwischen beobachten können. Dies ist eine wichtige Fähigkeit, denn je klarer wir unsere Gefühle wahrnehmen, desto besser können wir damit umgehen. Wenn wir die Entstehung und die Veränderungen unserer Gefühle wie im Zeitlupentempo
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