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Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Titel: Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Autoren: David Baldacci
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einen Bären gesehen hatten.
    Oben auf dem Hügel erkannte Michelle sofort, welchen Weg die Jungen genommen hatten. Sie folgte dem schmalen Pfad durch den Wald, den die zwei sich bei ihrer panischen Flucht gebahnt hatten. Nach etwa dreißig Metern stieß Michelle auf eine kleine Lichtung. Von hier aus war die Spur nicht mehr so deutlich zu erkennen; dann aber entdeckte sie einen Fetzen Stoff, der am untersten Ast eines Hartriegelstrauchs hing. Also drang sie an dieser Stelle wieder in den Wald ein. Nach fünfzehn Metern kam eine weitere Lichtung, größer als die erste, auf der sich die Reste eines erloschenen Lagerfeuers befanden.
    Michelle fragte sich, ob die Jungen hier gelagert hatten und von einem Tier aufgeschreckt worden waren. Aber sie hatten keine Campingausrüstung dabeigehabt, und auch hier auf der Lichtung war nichts zu sehen. Außerdem hatte das Feuer schon vor längerer Zeit gebrannt.
    Nein, hier geht etwas anderes vor sich.
    Unvermittelt änderte sich die Windrichtung und trieb Michelle den Geruch tief in die Nasenhöhlen. Sie würgte, und ein Ausdruck des Entsetzens erschien in ihren Augen. Sie kannte diesen unverwechselbaren Geruch genau.
    Es war verwesendes Fleisch.
    Menschenfleisch.
    Michelle zog sich ihr T-Shirt über Mund und Nase und konzentrierte sich darauf, ihren eigenen Schweißgeruch einzuatmen, um den üblen Gestank einer in Fäulnis übergegangenen Leiche zu überdecken. Sie hatte die Lichtung zu ungefähr einem Drittel umrundet, da fand sie es. Beziehungsweise sie . Im Gestrüpp am Rand der Lichtung sah sie die ausgestreckte Hand, als würde die Tote ihr zur Begrüßung winken – oder in diesem Fall zum Abschied. Selbst aus dieser Entfernung konnte Michelle erkennen, dass die grünliche Haut bereits ein Stück vom Armknochen heruntergerutscht war. Sie bewegte sich zur Windseite der Leiche und füllte ihre Lungen wieder mit frischer Luft.
    Dann sah sie sich die Leiche genau an, hielt dabei jedoch die Waffe bereit. Obwohl der Gestank sowie die Verfärbung und Auflösung der Haut erkennen ließen, dass die Frau schon seit einiger Zeit tot war, konnte es sein, dass sie erst vor kurzem hier deponiert worden war und der Mörder sich noch in der Nähe aufhielt. Und Michelle legte keinen Wert darauf, dass ihr das gleiche Schicksal widerfuhr wie dieser Frau.
    Das Sonnenlicht spiegelte sich auf etwas, das sich am Handgelenk der Toten befand. Michelle ging einen Schritt näher heran und sah, dass es eine Armbanduhr war. Sie schaute auf ihre eigene Uhr: Es war halb drei. Sie ging in die Hocke und vergrub ihre Nase in der Armbeuge. Dann rief sie die 911 an und erklärte dem Mitarbeiter der Notrufzentrale, was sie gefunden hatte und wo genau sie sich befand. Anschließend wählte sie die Nummer von Sean King.
    »Kannst du die Frau erkennen?«, fragte er.
    »Ich glaube, nicht einmal ihre eigene Mutter würde sie wiedererkennen, Sean.«
    »Bin schon unterwegs. Pass auf dich auf. Wer das getan hat, könnte zurückkehren, um sein Werk zu bewundern. Ach ja, noch was, Michelle.«
    »Ja?«
    »Wäre es nicht besser, wenn du im Fitnessstudio auf dem Laufband joggen würdest?«
    Michelle trennte die Verbindung und suchte sich eine Stelle, möglichst weit von der Leiche entfernt, von der aus die Tote aber immer noch zu sehen war. Sie behielt die Umgebung aufmerksam im Auge. Der schöne Tag, der Endorphin spendende Lauf in der malerischen Hügellandschaft – alles hatte plötzlich eine düstere Stimmung angenommen.
    Seltsam, wie sehr ein Mord die Wahrnehmung verändern konnte.

KAPITEL 3
    Auf der kleinen Lichtung herrschte ungewöhnliche Aktivität. Ein großer Bereich war von der Polizei mit gelbem Plastikband abgesperrt worden, das sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Ein zweiköpfiges Spurensicherungsteam suchte in unmittelbarer Umgebung des Tatorts nach Hinweisen und analysierte Dinge, die viel zu klein erschienen, um irgendeine Bedeutung besitzen zu können. Andere Ermittler beschäftigten sich mit der Frauenleiche, während wieder andere den Wald und das Unterholz durchkämmten, da der Mörder auf dem Weg zum Tatort und zurück möglicherweise irgendetwas zurückgelassen hatte. Ein Polizist in Uniform hatte die gesamte Umgebung zuerst fotografiert und dann auf Video aufgenommen. Alle Polizeibeamten trugen Masken, die sie vor dem Gestank schützten. Trotzdem wechselten sie sich damit ab, tiefer in den Wald zu flüchten, um ihren Magen zu entleeren.
    Alles wirkte geordnet und eingespielt, doch
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