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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Autoren: Steven Erikson
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viel besser.«
    Dann war nur noch Zeit für den stürmischen Abstieg – mit tränenden Augen und wild sich drehendem Pferd eine ganze Bergflanke hinunter, wie sich herausstellte.
    Eis, dann Schnee, dann Matsch, und Letzterer baute sich wie eine Bugwelle vor den Pferden und der quer zum Hang nach unten rutschenden Kutsche auf, wuchs höher und höher und bremste sie. Plötzlich wurde der Matsch von Schlamm abgelöst, dann von Steinen -
    Die die Kutsche sich überschlagen ließen, wobei das Gespann mitgerissen wurde.
    Parans eigenem Reittier erging es besser, denn es schaffte es, sich so auszurichten, dass es nach unten blickte; die Vorderbeine trommelten haltsuchend auf Schnee und Matsch. Als sie den Schlamm erreichten, hatte das Pferd längst gesehen, was sie erwartete und stürmte einfach los. Es kam kurz ins Stolpern, doch als der Boden ebener wurde, wurde es mit bebenden Flanken langsamer – und Paran konnte sich noch rechtzeitig im Sattel umdrehen, um zu sehen, wie die Kutsche schwer zerschlagen endlich holpernd liegen blieb. Überall lagen Anteilseigner – oben auf dem Hang, im Schlamm, auf dem Geröllstreifen –, schlaff und leblos und kaum von den Leichnamen zu unterscheiden.
    Das Gespann hatte sich losgerissen, doch bis auf ein einziges Pferd lagen alle am Boden und traten in einem Wirrwarr aus Zügeln, Riemen und Knoten um sich.
    Mit immer noch wild hämmerndem Herzen brachte Paran sein Pferd sachte zum Stehen, drehte es herum, so dass es wieder zum Gletscher blickte. Dann lenkte er das erschöpfte, zittrige Tier auf das Wrack zu.
    Ein paar Anteilseigner rappelten sich hier und da auf; sie wirkten benommen. Einer begann zu fluchen und sackte wieder in sich zusammen. Anscheinend hatte er sich das Bein gebrochen.
    »Danke«, krächzte ein Leichnam, der im Schlamm herumzappelte. »Was schulde ich Euch?«
    Die Kutsche lag auf der Seite. Die drei Räder, die auf den Matsch und das Geröll geprallt waren, waren zerschmettert, und zwei auf der anderen Seite hatten das Überschlagen nicht überstanden. Womit ein einziges noch unversehrtes Rad übrig blieb, das sich drehte wie ein Mühlstein. Die Luken der Vorratsfächer am hinteren Ende der Kutsche waren aufgesprungen und hatten ihren Inhalt überall verstreut. Auf dem Dach lag, immer noch angeschnallt, der zermalmte Körper eines Anteilseigners; Blut rann wie Schmelzwasser über die Kupferziegel, seine Arme und Beine hingen schlaff herab, und was von ihm nicht durch Kleidung bedeckt war, sah im hellen Sonnenlicht zerschlagen und grau aus.
    Eine der beiden Pardu rappelte sich aus dem Schlamm auf und hinkte zu Paran, der sein Pferd neben der Kutsche parierte.
    »Hauptmann«, sagte sie, »ich glaube, wir sollten ein Lager aufschlagen.«
    Er starrte auf sie hinunter. »Seid Ihr in Ordnung?«
    Sie musterte ihn einen Augenblick, wandte dann den Kopf und spuckte blutig aus. Nachdem sie sich den Mund abgewischt hatte, zuckte sie die Schultern. »Der Vermummte weiß, wir hatten schon schlimmere Fahrten …«
     
    Die grausame Wunde des Portals, das nun geschlossen war, verunstaltete noch immer die staub geschwängerte Luft. Igel trat aus seiner Deckung in der Nähe eines der Podeste, wo er sich versteckt gehalten hatte. Die Deragoth waren fort – sie waren alles andere als wild darauf, allzu lange an diesem tödlichen, unangenehmen Ort zu verweilen.
    Nun hatte er also ein bisschen gemogelt. Aber das spielte keine Rolle, schließlich war er so überzeugend gewesen, dass es zum erwünschten Ergebnis geführt hatte.
    Hier bin ich. Auf mich allein gestellt, in der vom Vermummten verlassenen Grube des Vermummten. Du hättest es zu Ende denken sollen, Hauptmann. Für uns war in dieser Abmachung nichts Angenehmes, und nur Narren lassen sich auf so etwas ein. Nun, wir waren einst Narren, und das hat uns getötet – diese Lektion haben wir also wirklich gelernt.
    Er blickte sich um, versuchte sich zurechtzufinden. An diesem Ort war eine Richtung so gut wie jede andere. Außer dem verdammten Meer natürlich. Dann ist es also geschafft. Zeit, die Gegend zu erforschen …
    Der Geist ließ die zerstörten Statuen hinter sich zurück, eine einsame, fast körperlose Gestalt, die durch das bloßgelegte, schlammige Land schritt. Genauso o-beinig, wie er als Lebender gegangen war.
    Zu sterben, hieß schließlich nicht, solche Dinge abzulegen. Und ziemlich sicher wartete keine Absolution auf die Gefallenen.
    Die Absolution kommt von den Lebenden, nicht von den Toten, und – wie Igel
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