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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981
Autoren: H. J. Alpers
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Ursula Le Guin durch ihre herausragenden Arbeiten das Eis gebrochen. Der Umstand, daß sie gut schreibt und dazu noch eine Frau ist, hat anderen Autorinnen den Weg geebnet. Gegenwärtig ist die Science-fiction vermutlich jener Bereich innerhalb des Gesamtko m plexes der Literatur, in dem Frauen am ehesten gleichb e rechtigt sind. Das halte ich für ausgesprochen befriedigend. Es vermittelt mir den Eindruck, als löse Science-fiction ihr Versprechen gegenüber der Allgemeinheit ein, Vorreiter im Prozeß sozialen Wandels zu sein.
    Frage: Worin liegen die Ursachen und Wirkungen b e gründet? Handelt es sich eher um Passivität, um Interesse bei nur einem geringen Teil der Frauen oder um aktiven W i derstand gegenüber Autorinnen? Ich weiß, daß bereits in den Anfängen der Magazin-SF Frauen unter weiblichem Namen veröffentlichten. Das früheste Beispiel, das mir einfällt, ist wohl Claire Winger Harris.
    Vinge: Es hat immer Frauen gegeben, die ihre Arbeiten als Frauen gekennzeichnet haben, aber in den meisten Fällen haben sie niemals die Erfolge bei den Lesern erzielt, die ihre männlichen Kollegen für sich verbuchen konnten. Ich weiß nicht so recht, aber ich bin der Auffassung, daß man einem Trugschluß anheimfällt, wenn man behauptet, Frauen hätten früher keine Science Fiction gelesen – eben weil ich selbst seit etwa fünfzehn Jahren diese Literatur rezipiert habe. Alle meine Freundinnen, nahezu jede Frau, die ich kenne, haben unabhängig voneinander Science-fiction für sich entdeckt und gelesen – außerdem kenne ich eine Menge Leute, deren Mütter stark daran interessiert waren. Ihre Brüder hatten i h nen seinerzeit die alten SF-Magazine besorgt, und sie ve r schlangen sie heimlich. Meiner Meinung nach hat es damals ein riesiges, aber verstecktes weibliches Lesepublikum im Lande gegeben. Diese Leserinnen sprachen nicht über ihre Lektüre. Ich verfüge über keine allzugroßen Erfahrungen mit dem Fandom * , daher kann ich nicht sagen, wie hoch hier traditionell der Frauenanteil liegt. Meiner Meinung nach hat es sich in der Vergangenheit niemals um einen ausgespr o chen hohen Anteil gehandelt, aber die Frauen, die in das Fandom integriert waren, zeigten ausgesprochen starke A k tivitäten. Ich bin der Überzeugung, daß die Entdeckung e i nes weiblichen Publikums innerhalb der Gesamtleserschaft sowie die Anzahl der Frauen, die SF schreiben und diese Arbeit sehr gut ausüben, einen zu dem Schluß gelangen la s sen, daß es eine nicht genauer zu kennzeichnende Gruppe von Frauen immer und überall gegeben hat, die Freude an Science-fiction empfand.
    Frage: Für den einzigen verbürgten Fall offener Diskr i minierung hat übrigens Hugo Gernsback gesorgt, als er b e hauptete, Frauen seien nun einmal nicht in der Lage, Science Fiction zu produzieren. Er mußte dann zu seiner größten Verwunderung entdecken, daß sein Texte-Lieferant Leslie F. Stone eine Frau war. Wird denn heutzutage eine Anfängerin im Genre sich anders behandelt vorkommen als ihr männl i cher Kollege?
    Vinge: Ich kann mir das kaum von jemandem vorstellen. Allerdings gibt es da ein oder auch zwei Leute – besonders einen Menschen, dessen Name unerwähnt bleiben soll, der vermutlich lieber ins Gras beißen würde, als einer Frau eine Geschichte abzukaufen. Ich habe gewisse unerfreuliche und unliebsame Erinnerungen an diese Person, die meine Arbe i ten abwies. Aber generell läßt sich doch wohl sagen, daß sogar Leute, die nicht gerade in der vordersten Linie sta n den, als es darum ging, Frauen zur Mitarbeit im Genre zu ermutigen, mittlerweile erkannt haben, daß eine gute Story eben doch eine gute Story ist, ganz gleichgültig, ob sie nun von einem Mann oder einer Frau geschrieben wurde. Zu welchem Verleger auch immer man heutzutage eine G e schichte schickt, die den Namen einer Autorin trägt – ihr Geschlecht allein ist kein Ablehnungsgrund. Manchmal kann es sogar von Vorteil sein, wenn man eine Frau ist. S o weit ich informiert bin, bemüht sich Omni in starkem Maße um weibliche Autoren, einzig und allein deshalb, weil man dort daran interessiert ist, auf den Titelblättern des Magazins auch Frauennamen abzudrucken, die neben denen der Mä n ner stehen sollen. Weibliche Science-fiction-Autoren sind seit einiger Zeit die Lieblingskinder der Verlage. Es sind eine Menge Anthologiebände mit Geschichten von Frauen und ähnliche Projekte in Mode gekommen. In gewissem Maße ist das wohl eine Art umgekehrter Diskriminierung, ein sicherlich
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