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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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und ließ die zahlenden Gäste ein.
    »Okay, mache ich.« Sie rannte die Treppe hinunter, während ich zu Derrick an die Bar eilte. »Hör zu, Derrick, ich muss weg. Chrysandra wird dir helfen, und solange ich weg bin, haben sie und Tavah hier das Sagen. Ich komme so bald wie möglich zurück. Okay?«
    Er nickte, den Blick auf den Drink geheftet, den er gerade mixte. »Kein Problem. Geht klar.«
    Und sobald ich Tavah am Kopf der Treppe auftauchen sah, folgte ich Chase hinaus in die eisige Nacht.
     
    Die Winter in Seattle schwankten zwischen mild und scheußlich, doch in den letzten zwei Jahren war er ziemlich hart gewesen. Anstelle des unaufhörlichen Regens hatte es sogar Schnee gegeben, so viel Schnee, dass die ganze Stadt für ein paar Tage zum Erliegen gekommen war. Im vergangenen Jahr war der Riesengott Loki mit seinem Fenriswolf dafür verantwortlich gewesen – er war wegen meines Meisters, der inzwischen tot war, über die Stadt hereingebrochen. Dieses Jahr hatte ich eher das Gefühl, dass natürliche Phänomene dahintersteckten. La Niña war zu Besuch, und es war kälter und nasser als sonst.
    Und jetzt, zweieinhalb Wochen vor dem Julfest, war es kalt genug für Schnee. Ich hatte schon überlegt, ob ich Schneereifen für meinen Jaguar brauchte.
    Mir machte die Kälte nichts aus, doch Chase knöpfte sich den Trenchcoat zu, ehe wir hinaustraten. Er hielt mir die Tür auf – im Grunde seines Herzens war er ein Gentleman –, und wir eilten zu seinem Wagen. Ich sah ihm an, dass er fror, und beim Atmen schnaufte er Wölkchen aus wie eine kleine Dampfmaschine.
    Auf den Straßen drängten sich die Leute auf der Suche nach Weihnachtsschnäppchen. Während wir durch den dichten Verkehr krochen, schaltete Chase das Radio ein, und Danny Elfmans Stimme plärrte Dead Man’s Party aus den Lautsprechern.
    »Mann, ich weiß noch, wie ich dazu in einem Club in der Stadt getanzt habe, vor fast fünfzehn Jahren«, bemerkte er beiläufig. »Ich ging auf die Highschool und war mit einem Mädchen namens Glenda zusammen. Sie hatte sich das Haar meterhoch toupiert und stand total auf Retro. Immer diese Pailletten und glitzernden Lycra-Klamotten – sie sah aus wie eine von den B-52s.«
    Ich warf ihm einen Seitenblick zu. »Vermisst du diese Zeit? Früher, als du noch nichts von uns und den Dämonen wusstest?«
    Er trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad herum, während er darauf wartete, dass die Autoschlange sich wieder ein Stück weiterschob. »Fangfrage. Die kann ich gar nicht ehrlich beantworten.« Er lächelte mich schief von der Seite an und fügte hinzu: »Ja, schon, aber nur, weil das Leben damals viel einfacher war. Es gab nur Schwarz und Weiß. Jedenfalls muss ich sagen, seit ihr drei in mein Leben getreten seid, war mir nie mehr langweilig. Himmelangst, ja. Aber langweilig? Nie.«
    Ich schnaubte, beugte mich vor und stellte die Musik lauter. »Wenn du Lust hast, kannst du gern mit Nerissa und mir durch die Clubs ziehen, solange wir nicht in einen Vampirclub wollen. Wir sind zwei verdammt gute Tänzerinnen.«
    Nun war es Chase, der ein wenig höhnisch kicherte. »Schon klar. Tausend andere Männer würden mich darum beneiden, aber ich weiß nicht, ob das noch mein Stil ist. Andererseits … könnte ganz lustig werden. Verdammt, ich habe keine Ahnung, was jetzt überhaupt mein Stil ist.« Er klang verloren und ein wenig ängstlich. »Schau mal, der Weihnachtsmann.«
    Vor einer kleinen Boutique bimmelte ein Weihnachtsmann, der für die South Street Mission Spenden sammelte. Der Winter war hart und kalt, und eine Menge Leute hatten ihren Job verloren. Santas Miene ließ ahnen, dass er nicht gerade viel Geld für den guten Zweck zusammenbekam.
    »Der Weihnachtsmann ist in Wirklichkeit echt zum Fürchten. Camille ist ihm mal begegnet, als sie noch klein war.« Ich starrte den Pseudo-Weihnachtsmann durch die Autoscheibe an und schwieg. Der Weihnachtsmann, der Geschenke verteilt. Die Zahnfee, von der es Geld für ausgefallene Zähne gibt. Der Osterhase, der die Eier versteckt. Die Menschen klammerten sich an ihre Mythen in der Hoffnung, dass die sie gegen Unglück und das Böse schützen und ihnen Wohlstand und Sicherheit bringen würden. Wie wenig sie doch über die Wahrheit wussten, die sich hinter ihren Märchen verbarg, oder über die Monster, die tatsächlich ihren Kamin herabrutschten.
    Ich drehte die Lautstärke auf, als Oingo Boingo von Ladytron abgelöst wurden. Ein bisschen tat Chase mir leid. Wir hatten einen
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