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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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Schamane, als er die widernatürlichen Werwesen erschaffen und ihre neue Gestalt perfektioniert hatte.
    Es drehte mir den Magen um, und ich glaubte, mich übergeben zu müssen, aber eine Kraft, stärker als mein eigener Wille, verlieh mir Härte, und ich straffte die Schultern.
    »Kyoka, im Namen des Herbstkönigs belege ich dich mit dem Fluch der Todesmaid: dem endgültigen Tod. Du wirst aus dieser und aus allen anderen Welten getilgt – geh. Kehr zurück ins Nichts. Kehr zurück in den See aus Feuer und Eis, aus dem wir alle einst hervorgingen. Du bist nicht mehr.«
    Die Worte kannte ich gar nicht, und doch wusste ich, dass es die richtigen waren. Während ich sprach, gefror mir das Herz, und ich lenkte den Pfeil aus Frost direkt in seinen Geist. Wie eine Schneeflocke auf Asphalt schwand er dahin.
    Kyoka war tot. Wahrhaftig und auf ewig tot, dem Nichts überantwortet.
    Als die Präsenz des Herbstkönigs zu verblassen begann, hörte ich ihn sagen: »Du hast deine Sache gut gemacht. Du wirst meine erste lebende Abgesandte sein. Meine Tochter des Grabes.«
    Damit verschwand auch er, und ich stand plötzlich mitten in der Höhle – meine Freunde liefen hektisch herum und schrien nach mir. »Delilah? Wo bist du? Gütige Götter, da ist sie ja!« Chase war mir am nächsten, und als ich zusammenbrach, fing er mich auf und legte mich sacht auf den Boden. Mein Bein brannte höllisch. Blinzelnd beobachtete ich, wie sie sich um mich drängten.
    »Geht es dir gut?« Camille fiel neben mir auf die Knie. »Delilah, sag doch was. Wo warst du? Was ist passiert? Wo ist Kyoka?«
    Ich blickte mich um. Von dem Schamanen war nichts zu sehen. Sein Leichnam war verschwunden. Smoky war wieder zu sich gekommen und bewachte die Tür, obwohl die übrigen Spinnlinge offenbar hastig den Rückzug angetreten hatten.
    »Wie lange war ich weg?«, brachte ich mühsam hervor.
    »Eine gute Viertelstunde. Kyoka ist im selben Moment verschwunden wie du.« Camille musterte mich aufmerksam. »Große Mutter, das Mal auf deiner Stirn!«
    »Was? Was ist damit?«
    Menolly kniete sich zu ihr. Die Männer hielten sich zurück, wohl eher aus Respekt denn aus mangelnder Neugier. »Es dreht sich im Kreis – und es schimmert, golden, schwarz und rot.«
    Ich hob die Hand und berührte meine Stirn leicht mit den Fingern. Sie kribbelte, und ich spürte die Anwesenheit des Herbstkönigs, gerade so außerhalb meiner Reichweite. »Ich glaube, was gerade passiert ist, hat die Macht seines Mals aktiviert.«
    »Erzähl uns alles«, sagte Camille mit besorgter Miene.
    Also erzählte ich.
     
    »Venus braucht ärztliche Hilfe«, sagte Camille schließlich, nachdem ich fertig war. »Und wir müssen Rhonda...  Rhondas Leichnam nach Hause zu ihrer Familie bringen.«
    Ich nickte stumm. Trillian ging hinüber in die andere Höhle und kehrte mit Rhonda auf den Schultern zurück. Smoky hob Venus hoch, so vorsichtig, als trüge er ein Kind auf den Armen, und Menolly sammelte den Jansshi-Dämon und Lianel ein. Wir würden ihre Leichen nach Elqaneve bringen, genau wie die der ersten Höllenspäher.
    Morio und Camille verbrannten die Eier und Spinnennetze in dem anderen Tunnel. Ich stützte mich auf Chases Schulter, und wir verließen die Höhle. Niemand griff uns an. In der ganzen Höhle war nichts von anderen Lebewesen zu hören oder zu sehen, und ich fragte mich, wohin sich die restlichen Feinde verstreut haben mochten. Vielleicht hatte der Herbstkönig sie getötet. Vielleicht hatten sie ihre Niederlage erkannt und waren geflohen. Wie auch immer, fürs Erste waren sie weg.
    Schweigend stapften wir durch den Schnee zurück zu dem Waldweg. Als wir zwischen den Tannen hindurchgingen, die neben dem Pfad aufragten, stand der Geistwächter respektvoll da und nickte stumm, als wir an ihm vorbeigingen. Ich warf ihm einen Blick zu, und ein wissendes Lächeln breitete sich über sein Gesicht, doch er sprach kein Wort.
    Wir beluden die Autos und packten den Dämon in einen Kofferraum und Lianels Leiche in den anderen. Rhonda hüllten wir in eine Decke, und ich setzte mich mit ihr nach hinten und überließ Chase das Lenkrad. Smoky und Trillian nahmen hinten in Morios Jeep Platz und betteten Venus quer über ihre Beine. Als alle eingestiegen waren, fuhren wir los in die eisige Nacht.
    Ich betrachtete Rhondas Leichnam. Was sollte ich Zach sagen? Inzwischen war ich so erschöpft, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ich lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und driftete weg, als wir
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