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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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der uns half, Wisteria im Zaum zu halten, schlüpften wir wieder hinaus in die nächtlichen Wälder.

 
Kapitel 20
     
    Durch ein Portal zu reisen, ist so, als fiele man für den Bruchteil einer Sekunde in einen rauschhaften Schlaf, der einen scheußlichen Kater hinterlässt und das deutliche Gefühl, dass die Naturgesetze einmal zu oft gebrochen worden sind.
    Großmutter Kojote hatte den Dämonenfinger freudig angenommen und unseren Handel für abgeschlossen erklärt. Sie führte uns zu dem Baum, in dem das Portal versteckt war. Als wir uns und die Dämonen in den Lichtstrom schoben, der im Herzen der riesigen Eiche auf und ab raste, klammerte ich mich an die schwache Hoffnung, dass Vater sich geirrt haben konnte und wir von der Elfenkönigin erfahren würden, dass in Y’Elestrial alles zum Besten stand.
    Der Übertritt an sich dauerte nur einen Augenblick, doch als wir auf der anderen Seite aus dem Portal traten – eine große Höhle mitten in den Grabhügeln vor Elqaneve –, war ich heilfroh, dass wir Menolly zu Hause gelassen hatten, denn es war bereits heller Tag, und die Sonne schien. Die Luft war klar, und die angenehme magische Ladung darin sagte mir, dass wir tatsächlich wieder zu Hause in der Anderwelt waren. Die ganze Landschaft vibrierte vor Leben; hier hatten Eichen und Buchen, Felsen und Kristalle ein eigenes Bewusstsein.
    Das hatten sie zwar auf der Erde auch, aber man spürte es kaum, weil es so von der knisternden Statik der vielen Leute, der Elektrizität und des alltäglichen Lärms übertönt wurde.
    Es dauerte nicht lange, bis die Wachen uns bemerkten und uns durch die Menge neugieriger Zuschauer eskortierten. Wir wurden eilig durch die Straßen geführt, und die Dämonen und Wisteria wurden nun auf einem Pferdewagen befördert. Die Straßen von Elqaneve waren gepflastert, und Blumen säumten die Straßenränder. Abends flammten Feenlichter auf, die jenen mit schlechter Nachtsicht den Weg erhellten.
    Verkäufer drängten sich auf den Straßen und priesen ihre Waren an. Offenbar hatten wir den Markttag erwischt. Mütter brachten ihre Kinder zur Schule, Brownies und Hausgeister erledigten ihre Einkäufe. Ja, auch die Elfen besaßen Diener, doch die meisten behandelten sie recht gut.
    Alle drehten sich nach uns um, wenn wir vorübergingen. Die Leute waren höflich, aber distanziert – doch unter der Oberfläche spürte ich förmlich die neugierigen Fragen brennen. Delilah und ich waren offensichtlich halb Sidhe. Tom war menschlich, aber auch nicht normal. Und Smoky... Den meisten hier dürfte es nicht schwerfallen, ihn als verkleidetes magisches Wesen zu erkennen.
    Tom blickte sich um, und seine Augen leuchteten wie die eines Kindes, das gerade ein Süßigkeitenversteck im Schrank gefunden hat. Mir kam der Gedanke, dass er an einem Ort wie diesem gelebt haben musste, als Titania ihn vor so langer Zeit in ihre Stadt unter dem Feenhügel entführt hatte. Selbst wenn er sich nicht daran erinnern konnte, musste die Magie hier irgendetwas in ihm wachgerufen haben.
    Als wir den Palast erreichten, stellte ich erstaunt fest, wie bescheiden der Hof im Vergleich zu dem in Y’Elestrial wirkte. Königin Lethesanar liebte Prunk und Pomp. Der Palast hier war zwar groß und aus schimmerndem Alabaster erbaut, doch er war eher schlicht und umgeben von Gärten statt von Statuen und zahllosen Nebenhöfen. Die Wachen führten uns in die große Halle, wo wir nach Waffen durchsucht wurden, und dann ging es weiter zu Königin Asteria.
    Die Elfenkönigin saß auf ihrem Thron aus Eiche und Stechpalmenholz, schimmernd wie der Mond und so alt wie die Welt. Sie war schon vor der Großen Spaltung die Königin des Elfenreichs gewesen, und in all den Jahrtausenden seither war nie die Rede davon gewesen, sie könnte abdanken. Sie erhob sich, als wir eintraten. Ich spürte, wie Tom neben mir zu zittern begann.
    »Ihr bringt schlechte Nachrichten«, sagte sie. »Ihr bringt tote Dämonen in meine Stadt, und einen gefesselten Waldgeist, der offenbar verrückt geworden ist.«
    Ich knickste tief. »Dürfen wir Euch um eine Privataudienz bitten? Wir haben Euch viel zu berichten.«
    Sie führte uns in ein separates Gemach, und dort, in Anwesenheit eines ihrer Ratgeber und dreier Wächter, erzählten wir ihr alles, auch das, was Vater uns über die Zustände in Y’Elestrial gesagt hatte. Als wir fertig waren, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück, trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, und ihr Gesichtsausdruck bewegte
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