Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
sich für einen Beamten gehört.«
    »Wie war das mit dem Schwindeln?«, fragte Margit und fuhr durch Lüders wuscheliges blondes Haar.
    Dabei hatte er die Wahrheit gesagt. Kriminalrat Dr. Lüder Lüders vom Landeskriminalamt Kiel saß den Tag über an seinem Schreibtisch in der Abteilung 3, dem Polizeilichen Staatsschutz.
    Mit ruhigem Gewissen verabschiedete er sich von seiner Familie und sah kritisch zum grauen Himmel über Kiel hoch. Er zog die Nase kraus, als er durch den Regen zu seinem BMW lief. Das einzig Gute an solchem Wetter war, so überlegte er, dass die Nachbarin, Frau Mönckhagen, nicht am Gartenzaun lauerte und ihn in ein Gespräch verwickelte.
    Lüder fuhr von dem älteren Einfamilienhaus im Stadtteil Hassee zum nahen Eichhof, dem Polizeizentrum, in dem sich neben diversen anderen Dienststellen auch das Landeskriminalamt befand.
    Er parkte seinen Wagen auf den für Mitarbeiter vorgesehenen Plätzen und steckte seinen Kopf zur Tür des Geschäftszimmers hinein.
    »Moin, Frau Beyer«, grüßte er die Mitarbeiterin, die gleichzeitig die Funktion der Vorzimmerdame des Abteilungsleiters wahrnahm. Lüder hielt seine Nase in die Luft und schnupperte. »Gibt es schon Kaffee?«
    »Natürlich«, antwortete sie lachend.
    Lüder trat ein und schenkte sich einen Becher voll. »Ich müsste wieder einmal etwas in die Kaffeekasse legen«, sagte er und wollte sein Portemonnaie zücken.
    »Ich komme mit dem Klingelbeutel zu Ihnen«, sagte die Sekretärin.
    In seinem Büro schloss Lüder die Rollis unter dem Schreibtisch und die Schränke auf, schaltete den Computer ein und trank einen Schluck, während er wartete, dass die langwierige Anmeldeprozedur ablief. Entgegen seinen üblichen Gewohnheiten hatte er heute keine Tageszeitungen mitgebracht. Warum auch. Gestern war ein ereignisloser Tag gewesen. Und die Nacht war auch ruhig verlaufen.
    Mit einem Stoßseufzer griff er zu einem Aktendeckel, schlug ihn auf und studierte den Inhalt.
    Lüder hatte sich zwei Stunden durch die Papierberge gearbeitet, als sein Telefon klingelte.
    »Beyer«, meldete sich die Sekretärin und bat ihn, zum Leiter der Abteilung zu kommen.
    Lüder klopfte pro forma an und betrat das Büro des Kriminaldirektors. Dr. Starke saß hinter seinem Schreibtisch.
    »Guten Morgen, Herr Lüders.« Starke unternahm gar nicht den Versuch, Lüder die Hand zu reichen. Die beiden Männer waren sich in herzlicher Abneigung zugetan. Da Lüder nicht erwartete, dass ihm Platz angeboten wurde, setzte er sich ohne Aufforderung.
    »Sie dürfen wieder aufstehen. Wir sollen in die Staatskanzlei kommen.« Dabei zeigte Dr. Starke auf seinen Telefonapparat. »Mich hat eben die Amtsleitung informiert.«
    »Wir?«, fragte Lüder und besah sich den durchgestylten Abteilungsleiter, der wie immer modisch und korrekt gekleidet war. Er trug einen dunkelblauen Blazer, eine graue Hose und ein farblich hervorragend dazu abgestimmtes blaues Hemd mit einer dezenten Clubkrawatte.
    Dr. Starke war aufgestanden, zupfte sich einen unsichtbaren Fussel vom Ärmel und sagte: »Man hat gebeten, dass Sie dabei sind. Deshalb dürfen Sie mich begleiten.«
    Lüder folgte dem Kriminaldirektor, ohne dass sie ein Wort miteinander wechselten. Dr. Starke führte ihn zu einem Audi A5 Cabriolet. Lüder hätte es nicht gewundert, wenn der stets braun gebrannte Abteilungsleiter das Verdeck zurückgeklappt hätte, nachdem er sich eine Lederkappe ähnlich englischen Landadeligen übergestülpt hatte.
    Wenig später hatten sie die Staatskanzlei erreicht. Lüder amüsierte sich, dass der Kriminaldirektor mehrfach betonte, »ich bin Dr. Starke und werde erwartet«, aber es ihm nicht weiterhalf. Der Mann am Empfang ließ die beiden Beamten warten, bis sie abgeholt und zum Vorzimmer des Ministerpräsidenten eskortiert wurden.
    Lüder begrüßte die beiden dort tätigen Sekretärinnen, die ihn aus seiner Zeit, als er im Personenschutz tätig war, kannten. Nur zögerlich folgte Dr. Starke seinem Beispiel.
    »Einen kleinen Augenblick, Herr Dr. Lüders«, bat die eine und sah auf das Display ihres Telefonapparats. »Der Chef telefoniert noch.«
    Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis sich die Verbindungstür öffnete und die massige Gestalt des Ministerpräsidenten erschien. Mit einem strahlenden Lächeln ging er auf Lüder zu, streckte ihm die Hand entgegen und schüttelte sie kräftig.
    »Schön, Herr Dr. Lüders, dass wir uns einmal wiedersehen. Fein, dass Sie so schnell Zeit hatten.« Mit einem Kopfnicken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher