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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand
Autoren: Hannes Nygaard
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der nördlichen Westküste, nicht zuletzt die Brücke über den Fehmarnbelt, die die europäischen Verkehrsströme am nördlichen Landesteil vorbeifließen lassen. Ich denke auch an die Protestbewegung der Bürger, die sich gegen die Einlagerung von CO2 unter ihren Gärten wehren. Die Menschen können nicht verstehen, dass man ihnen die dreckigen Abgase der Braunkohlekraftwerke unter die Füße blasen will, während sie selbst ihre Landschaft für die Installation von Windkrafträdern opfern und damit für saubere Energie eintreten.«
    Der Ministerpräsident fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über seinen weißen Vollbart. »Oberflächlich mag das alles richtig klingen, was Sie vorbringen. Aber wir haben keine wundersame Geldvermehrung. Ich verrate Ihnen kein Geheimnis, dass wir, wären wir ein Unternehmen, Insolvenz anmelden müssten. Natürlich ist es für einen Politiker viel einfacher, Geld, das er nicht hat, auszugeben und Wohltaten zu verbreiten. Wenn Sie aber verantwortungsbewusst sagen: ›Leute, wir müssen den Gürtel enger schnallen‹, bekommen Sie Prügel von allen Seiten. Am meisten von denen, die es vor unserer Zeit verbockt haben. Und das ärgert mich.«
    »Es könnte ein Ansatz sein, in dieser Ecke mit der Suche zu beginnen«, überlegte Lüder laut. »Aber warum? Noch ist niemand aufgetreten, der Forderungen stellt. Und wenn das der Fall wäre, ist die Aufgabe, dem mit politischen Argumenten zu begegnen. Mit Verlaub, aber ich fürchte, die Polizei ist nicht der richtige Ansprechpartner.«
    Der Ministerpräsident beugte sich ein wenig vor und stützte seine Ellenbogen auf die Knie. »Ich wäre der Letzte, der Behörden und Ämter politisch missbraucht, Herr Dr. Lüders. Abgesehen davon wäre das vorrangig eine Aufgabe für den Verfassungsschutz. Ich möchte nur vorbeugen, dass uns nicht etwas droht, von dem wir überrollt werden. Deshalb bitte ich Sie, präventiv zu prüfen, wer hinter dieser Nachricht steht.«
    Lüder sah auf das Papier. »Wer hat es in Händen gehabt?«
    Der Regierungschef zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Der Brief war an den Ministerpräsidenten gerichtet, wurde in meinem Sekretariat bearbeitet und dann herumgereicht. Meine Referentin, ich, der Innenminister … an wen der das Schreiben weitergegeben hat, kann ich nicht sagen.«
    Lüder seufzte. »Schön. Damit scheidet das Papier als Spurenträger aus. Ich werde es trotzdem mitnehmen und zur Kriminaltechnik geben. Vielleicht bekommen die etwas heraus über die verwendete Papierart, die Druckertinte, Unregelmäßigkeiten beim Drucker oder sonst was.«
    Der Ministerpräsident deutete noch einmal auf das Wappen. »Es gibt noch etwas Interessantes. Die Schleswigschen Löwen, die Vorbild für das Wappen sind, sehen normalerweise nach links. Das finden Sie auch im Flensburger Wappen. Angeblich soll Otto von Bismarck angeordnet haben, dass sie im Landeswappen nach rechts, Richtung Nesselblatt, sehen, da sie sonst dem Holsteiner Wappen den Hintern zugewandt hätten.«
    Der Ministerpräsident ließ sein dröhnendes Lachen hören.
    »Was erzähle ich meinem Vorgesetzten, der bestimmt wissen möchte, was wir besprochen haben?«, fragte Lüder.
    Der Regierungschef zeigte mit dem Daumen Richtung Tür. »Sie meinen, dem Dingsda …«Er legte eine kleine Pause ein, um Lüder Gelegenheit zu geben, den Namen zu nennen. Aber Lüder tat ihm diesen Gefallen nicht. Warum sollte ausgerechnet er den Namen des Vorgesetzten beim Landesvater einführen? Und die Bezeichnung, die Oberkommissar Große Jäger aus Husum für den Kriminaldirektor benutzte, wollte er auch nicht verwenden. »Scheiß-Starke« hätte nicht gut geklungen.
    Sie gingen zur Tür, und der Ministerpräsident öffnete. Er gab Lüder die Hand und drückte sie kräftig. »Wir hören voneinander. Ich bin mir sicher, der Fall liegt bei Ihnen in bewährten Händen.«
    Dr. Starke war aufgesprungen und eilte auf den Regierungschef zu. »Herr Ministerpräsi …«, begann er, wurde aber vom Landesvater unterbrochen.
    »Vielen Dank, dass Sie Dr. Lüders gefahren haben, Herr … ähh …« Dann klopfte er Lüder auf die Schulter. »Machen Sie’s gut, mein Lieber.« Ohne Dr. Starke eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte er sich zu seiner Sekretärin um. »Was haben wir jetzt auf dem Zettel, Sabine?«
    Lüder schmunzelte, als er den wütenden Blick seines Vorgesetzten bemerkte. Nur mühsam konnte Dr. Starke seinen Zorn zurückhalten, bis sie im Auto saßen.
    »Um was geht es?«,
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