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Schwarzes Verlies (German Edition)

Schwarzes Verlies (German Edition)

Titel: Schwarzes Verlies (German Edition)
Autoren: Gena Showalter
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der Gefangenschaft, der einst Wache über die Titanen gehalten hatte. Als er aus unerfindlichen Gründen schwächer geworden war, war mit seinem Reich dasselbe geschehen. Alles darin war von Grund auf instabil geworden. Doch jetzt war Tartarus fort. Die Titanen hatten ihn nicht gefangen genommen, und niemand wusste, wo er war. Es war unverständlich, wieso das Reich trotz seiner Abwesenheit so stark war.
    Wände und Fußboden waren aus göttlichem Stein gemacht, den nur göttliches Werkzeug – das sie nicht besaß – durchbrechen konnte. Und obwohl Tartarus verschwunden blieb, war nicht der feinste Riss zu sehen.
    Die dicken silbernen Gitterstäbe, durch die sie das Wachhaus weiter unten sehen konnte, hatte Hephaistos gemacht. Nur Hephaistos konnte dieses Metall schmelzen. Unglücklicherweise war er an einem anderen Ort. Wie bei Tartarus war auch sein Aufenthaltsort niemandem bekannt. Und wenn Tartarus fort war, dann hätte sie wenigstens in der Lage sein müssen, das Metall zu verbiegen. Sie konnte es nicht; sie hatte es bereits versucht.
    „Könntest du dich verdammt noch mal hinsetzen?“, knurrte Erebos aus einer der Schlafnischen.
    Nike streifte ihn mit einem Blick. Von seinem dunklen Haar bis zu seiner dunklen Haut, von seinem attraktiven Gesicht bis zu seinem muskulösen Körper war er der Inbegriff eines unglücklichen Mannes, und dieses Gefühl war ausschließlich auf sie gerichtet.
    „Nein“, gab sie zurück. „Kann ich nicht.“
    „Wir versuchen hier, eine Flucht zu planen.“
    Sie planten immer eine Flucht.
    „Außerdem“, setzte er nach, „krieg ich Kopfschmerzen von deinem hässlichen Gesicht.“
    „Verzieh dich, und mach’s dir selbst“, erwiderte sie. Auch wenn sie diejenige gewesen war, die ihn vor all den Jahrhunderten verletzt hatte – unabsichtlich –, hatte er es ihr seither tausendfach zurückgezahlt. Absichtlich. Nicht emotional, sondern körperlich. Nichts tat er lieber, als ihr „aus Versehen“ ein Bein zu stellen, sie anzurempeln und zu Boden zu werfen oder sie auszuhungern, indem er das bisschen Essen, das für sie gedacht war, hinunterschaufelte, bevor sie sich bis zum Anfang der Schlange durchkämpfen konnte.
    Hätte sie nicht die Halsfessel tragen müssen, hätte er ihr all das niemals antun können. Sie wäre zu stark gewesen. Und er zu ängstlich. Noch ein Grund, ihre Gefangenschaft zu verabscheuen.
    „Wenn ich’s mir selbst mache, würde mir das mit Sicherheit mehr geben als damals mit dir“, warf er ihr an den Kopf.
    Die Handvoll Götter um sie herum kicherte gehässig.
    „Wie du meinst“, sagte sie und tat, als würde ihr der Seitenhieb nichts ausmachen. Doch ihre Wangen wurden rot. Sie war der Inbegriff von Stärke – so sollte es jedenfalls sein –, und immer hatte sie eher kerlig als feminin gewirkt. Deshalb hatten Atlas’ Annäherungsversuche sie so überrascht und entzückt. Dieser umwerfende Mann hätte jedes Herz gewinnen können, und doch hatte er sie ausgewählt. Hatte sie jedenfalls gedacht. Und sie war auf ihn hereingefallen, weil er ihr irgendwie das Gefühl gegeben hatte, eine zarte, schöne Frau zu sein.
    Dämlich. Ich war so dämlich.
    Aus dem Augenwinkel sah sie einen schwarz gekleideten Mann in das Wachhaus hineinmarschieren. Sie musste nicht genauer hinsehen, um zu wissen, wer es war. Atlas. Sie spürte ihn. Jedes Mal fühlte sie seine Hitze.
    Als sie den Blick auf ihm ruhen ließ, bemerkte sie, dass er den Arm um eine langbeinige Blondine gelegt hatte. Eine Blondine, die sich an seine Seite schmiegte, als gehörte sie dorthin – und hätte es sich schon viele Male dort gemütlich gemacht.
    Bei diesem Gedanken stieg Zorn in Nike auf. Dabei gab es keinen Grund dazu, schließlich verabscheute sie Atlas mit jeder Faser ihres Seins und interessierte sich nicht im Geringsten dafür, mit wem er schlief. Wen er verwöhnte. Und ja, garantiert hatte er die Blondine verwöhnt, mit seinen talentierten Händen und den suchenden Lippen. Er war ein unglaublicher Liebhaber, und seine Berührungen verfolgten Nike noch heute in ihre Träumen. Und da war er: Zorn.
    Gegen ihren Willen ging sie auf die Gitterstäbe zu und schloss die Hände darum, um einen besseren Blick auf Atlas zu haben. Um ihn herum standen drei weitere Wachen, redend und lachend. Im Gegensatz zum Weiß der Gefangenenkleidung trugen die Wachen Schwarz, und ihm stand es hervorragend. Es harmonierte perfekt mit seinem dunklen, kurz geschnittenen Haar und den meergrünen Augen.
    Sein Gesicht
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