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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen
Autoren: Gena Showalter
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wider.
    „Hast du wohl. Denk an deinen letzten Tag in der Hölle zurück. Da waren du und ich und ein paar Tausend deiner grausamsten Feinde.“
    Er zog die Augenbrauen zusammen, und in seinem Blick erwachte Erinnerung, Begreifen … und dann Entsetzen. Abrupt schüttelte er den Kopf, als versuchte er verzweifelt, die Gedanken loszuwerden, die jetzt in seinem Geist aufblitzten. „Das ist nicht dein Ernst. Das kannst du unmöglich ernst gemeint haben.“
    „Doch, das habe ich.“
    Er machte mit dem Kiefer ein knackendes Geräusch, eine Geste unterdrückter Aggression. „Wie ist dein Name?“
    „Ich glaube, es ist besser, wenn du das nicht weißt. Auf diese Weise ist die emotionale Bindung nicht so groß, und du kannst leichter tun, was ich von dir verlange.“
    „Ich habe nie wirklich gesagt, dass ich es tun würde“, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und warum siehst du mich so an?“
    „Wie denn?“
    „Als wäre ich … eine riesige Schachtel Pralinen.“
    „Ich hab von dir gehört“, sagte sie und beließ es dabei. Es war die Wahrheit, ohne näher auf sie einzugehen.
    „Wohl kaum. Wenn du irgendwas über mich gehört hättest, würdest du panisch wegrennen.“
    Ach, tatsächlich? „Ich weiß, dass dich deine Freunde in den vielen Schlachten, die ihr geschlagen habt, oft zurückgelassen haben, weil sie Angst hatten, du würdest irgendeine Tragödie verursachen. Ich weiß, dass du dich oft von der Welt fernhältst, weil auch du dich davor fürchtest. Und trotzdem ist es dir gelungen, Tausende niederzustrecken. Vielleicht sogar Zillionen?“
    Er fuhr mit der Zunge über seine perfekten weißen Zähne. „Woher weißt du das?“
    „Nennen wir es doch einfach … Klatsch und Tratsch.“
    „Klatsch ist nicht immer wahr“, murmelte er. In Sekundenschnelle ließ er den Blick durch den Raum gleiten und dann wieder auf ihr nieder.
    Zufällig wusste sie auch, dass dieses Abtasten mit den Augen eine Gewohnheit war, die er im Lauf der Jahre entwickelt hatte und mit der er alles Wichtige aufnehmen wollte. Eingänge, Ausgänge, Waffen, die gegen ihn verwendet werden könnten – Waffen, die er verwenden könnte.
    Diesmal gab es nur die sich von der Wand lösende vergilbte Tapete und den mitgenommenen Nachttisch mit der gesprungenen Lampe darauf zu sehen. Die ratternde Klimaanlage. Den braunen Zottelteppich. Den Mülleimer voller blutiger Stofffetzen und entleerter Medizinfläschchen, mit denen sie seine aufgeschürfte Haut behandelt hatte.
    „Da unten in der Hölle“, setzte er an. „Du hast mir bloß erzählt, was du wolltest, und dann den Fehler begangen anzunehmen, ich hätte zugestimmt.“
    Das klang wie eine Absage. Aber … er kann es mir nicht verweigern. Nicht nach all dem. „Du hast dein Einverständnis geröchelt. Danach hab ich meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt wirst du deinen einhalten.“
    „Nein. Ich hab nie um deine Hilfe gebeten.“ Wie ein Peitschenhieb fuhr seine Stimme durch sie hindurch und hinterließ ein deutlich spürbares Stechen. „Hab sie nie gewollt.“
    „Und wie du sie wolltest! Deine Augen haben mich angefleht, und dem kannst du nicht widersprechen. Du konntest deine Augen schließlich nicht sehen, also hast du auch keine Ahnung, was sie getan haben.“
    Es folgte eine ausgedehnte Pause. Dann erklärte er erstaunlich ruhig: „Ich glaube, das ist das unlogischste Argument, das ich je gehört habe.“
    „Nein, das klügste. Dein armseliges Hirn kann’s bloß nicht verarbeiten.“
    „Meine Augen haben nicht gefleht“, widersprach er, „und das ist mein letztes Wort.“
    „Haben sie wohl“, beharrte sie. „Und ich hab was Furchtbares getan, um dich da rauszuholen.“ Leider würde sich das Problem nicht beheben lassen, indem sie der Phönix zur Entschuldigung eine Karte schickte.
    So schwach, wie Josephina in der Hölle gewesen war, hatte sie, um Kane zuretten, Hilfe benötigt. Nur hatte es da ein kleines Problem gegeben, als sie die Phönix eingeholt hatte, die sich weiter ihren Weg in die Freiheit bahnte. Das Mädchen hatte sich so vehement geweigert – von mir aus kannst du in der Hölle verrotten, du Fae-Hure –, dass Josephina gewusst hatte, es gab keinen Weg, sie umzustimmen. Also hatte Josephina die Fähigkeit eingesetzt, die nur sie allein besaß. Unter den richtigen Umständen ein Segen. Doch davon abgesehen ein Fluch, der sie dazu verdammte, in einer Welt ohne Körperkontakt zu leben. Mit nur einer Berührung hatte sie der
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