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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Autoren: Martin Walker
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Chinesenviertel in Europa. Die Trüffeln treffen dort aus China ein,
und wir sind die nächste Zwischenstation. Damit kann eine Menge Geld verdient
werden, nicht zuletzt auf Kosten von Sainte Alvere. Schau, ich will dir zeigen,
was ich meine.“
    Hercule ging in die Küche und kehrte mit einem Tablett zurück, darauf
ein Stück Käse, der nach einem Brie de Meaux aussah, ein paar Scheiben Baguette
und drei kleine Karaffen, die allesamt kleine schwarze Knollen enthielten und
mit Öl gefüllt waren.
    „Ich möchte euch bitten, das hier zu probieren“, sagte Hercule und
stellte das Tablett ab. Ein kräftiges Aroma stieg Bruno in die Nase. „Vor ein
paar Tagen habe ich diesen Brie der Länge nach halbiert und ein paar Trüffelscheiben
dazwischengelegt. Riecht gut, nicht wahr?“ Er beschmierte drei Stückchen Brot
damit und reichte je eins an Bruno und den Baron.
    „Herrlich!“, schwärmte Bruno. Der gehaltvolle, cremige Käse eröffnete
ihm plötzlich völlig neue Geschmacksdimensionen. Es war, als ob ... Bruno
suchte nach einer passenden Beschreibung und ließ seiner Phantasie freien
Lauf. Es schmeckte, als sei der Käse in behüteter Umgebung aufgewachsen, als
habe er studiert, promoviert, eine Professorenkarriere eingeschlagen an der
Seite einer liebenden Frau und wohlgeratener Kinder, und als sei er schließlich
mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden, den er dann in edlen Champagner
umgemünzt hatte.
    „Duftet wie eine Edelnutte“, sinnierte der Baron, und Bruno fragte sich, warum Trüffeln Männer an Sex
denken ließen, was jedenfalls bei ihm der Fall war. Hercule zeigte auf eine der
Karaffen auf dem Tablett und sagte: „Das hier ist das Wahre, Olivenöl mit einer
meiner guten schwarzen Knollen vom Vorjahr.“ Er hielt es ihnen hin. „Danach probiert
einmal davon. Dasselbe Öl, aber mit einer schwarzen Chinatrüffel. Könnt ihr mir
sagen, worin der Unterschied besteht?“
    Bruno konnte. Das Öl duftete leicht säuerlich, wie schlechter,
ausgetrockneter Mutterboden. Unterschwellig war noch ein anderer Duft
wahrzunehmen, der ihn an Benzin erinnerte.
    „Und jetzt eine Probe von dem, was nach Paris geliefert wird.
Chinesischer Import, dem ein paar Bröckchen echter Trüffeln als
Geschmacksverstärker untergemischt worden sind.“
    Diesmal konnte Bruno den wahren schwarzen Perigord riechen, ein Aroma,
das jedoch schnell an Intensität zu verlieren schien: der gleiche holzige
Geruch, aber weniger subtil und ein bisschen ranzig.
    „Der erste Eindruck ist ganz gut, aber schon nach wenigen Augenblicken
deutlich schwächer als mein brumale“, kommentierte
er. „Irgendeine Idee, wer dahinterstecken könnte?“
    Hercule zuckte mit den Achseln. „Es muss jemand vom Stammpersonal sein,
einer, den wir kennen und dem wir vertrauen. Es dauert, bis ein Fremder auf
unserem Markt Fuß fasst.“
    „Angenommen, der Bürgermeister entschließt sich, deine Bedenken ernst zu
nehmen. Was könnte er unternehmen?“
    „Er könnte zum Beispiel regelmäßige Stichproben vorschreiben. Es
scheint mir kein Zufall zu sein, dass Missstände auftreten, seit es den
Onlinehandel gibt. Die dort gekaufte Ware wird in Vakuumpäckchen verschickt.
Aber das ganze Frachtgut zu kontrollieren würde viel Zeit, Personal und Geld
kosten.“
    „Und die Übeltäter bleiben unerkannt“, meinte der Baron nachdenklich.
    „Ich fürchte, die Sache hat viel größere Ausmaße als bislang vermutet“,
fuhr Hercule fort. „Wir haben es nicht mit irgendeinem chinesischen Händler und
den üblichen Schiebereien zu tun. Oder wenn doch, lässt der vielleicht einen
Versuchsballon starten, um zu sehen, wie weit er gehen kann und wie viel Geld
zu verdienen ist.“
    „Ob das organisierte Verbrechen dahintersteckt?“, spekulierte Bruno.
    „Letztes Jahr wurden in Frankreich über fünfzig Tonnen Trüffeln
geerntet und für bis zu anderthalbtausend Euro das Kilo verkauft. Ein
Millionengeschäft, lukrativ genug, um auch für große Tiere attraktiv zu sein.
China hat letztes Jahr Perigord-Trüffeln im Wert von über fünf Millionen Euro
importiert. Noch vor drei Jahren gab es dafür dort noch keinen Markt. Es ist
wie beim Cognac, wie mit allem, was exklusiv ist und darum von Chinas
Neureichen begehrt wird. Inzwischen kommen in China billige chinesische
Trüffeln auf den Markt, denen kleine Mengen unserer Ware beigemengt werden,
deklariert als französisches Produkt und entsprechend teuer. Damit wird man
aber früher oder später auffliegen, und dann bricht der
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