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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien
Autoren: Jules Verne
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Jahrhundert zurückreichen. Dann kam
    man zum Schloß von Stirling und der königlichen Burg die-
    ses Namens; von wo aus der von zwei Brücken überspannte
    Forth für bemastete Schiffe nicht weiter befahrbar ist.
    Kaum hatte die ›Prince de Galles‹ angelegt, als der Inge-
    nieur leichten Fußes auf den Kai hinübersprang. 5 Minuten
    später erreichte er den Bahnhof von Stirling, und 1 Stunde
    darauf verließ er den Zug in Callander, einem großen Dorf
    auf dem linken Ufer des Leith.
    Dort vor dem Bahnhof wartete ein junger Mann, der so-
    gleich auf den Ingenieur zukam.
    Es war Harry, der Sohn von Simon Ford.
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    3. KAPITEL
    Der Untergrund des Vereinigten Königreichs
    Für das Verständnis des Folgenden empfiehlt es sich, hier
    auszugsweise die Geschichte der Steinkohlenformation dar-
    zulegen.
    Während der geologischen Epoche, als das Erdsphäroid
    noch in der Bildung begriffen war, umhüllte es eine dichte
    Atmosphäre, die neben reichlichen Wasserdünsten haupt-
    sächlich auch eine große Menge Kohlensäure enthielt. All-
    mählich schlugen sich diese Dunstmassen als diluvianische
    Regen nieder und strömten mit einer Gewalt herab, als
    sprängen sie aus Millionen Milliarden Selterswasser-Fla-
    schen hervor. Jedenfalls war es eine sehr kohlensäurereiche
    Flüssigkeit, die sich damals über den halbweichen Erdbo-
    den ergoß, der fortwährend noch stürmischer oder langsa-
    mer verlaufende Umwälzungen erlitt, und in diesem kaum
    konsolidierten Zustand ebenso durch die äußere Sonnen-
    wärme, wie durch das Zentralfeuer des Planeten erhalten
    wurde. Die Wärme im Innern hatte sich damals noch nicht
    so entschieden im Mittelpunkt der Erdkugel gespeichert.
    Die weniger dicke und unvollkommen erhärtete Erdkruste
    ließ sie noch durch ihre Poren ausströmen, daher erklärt
    sich jene riesenmäßig wuchernde Vegetation der Vorzeit,
    wie sie jetzt noch auf der Venus und dem Merkur als Folge
    ihrer geringeren Entfernung von der Sonne vorhanden sein
    mag.
    Der damals noch nicht bestimmt umgrenzte Boden der
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    Kontinente bedeckte sich mit ungeheuren Wäldern. Die für
    die Ernährung der Pflanzenwelt so notwendige Kohlen-
    säure war im Überfluß vorhanden. Alle Gewächse sproß-
    ten in Gestalt von Bäumen auf, kraut- und grasartige Pflan-
    zen gab es noch nicht. Überall drängten sich die ziemlich
    monotonen Baumriesen, ohne Blüten oder Früchte, zusam-
    men, die noch keinem lebenden Wesen hätten Nahrung bie-
    ten können. Die Erde mußte erst reifer werden, um die Ent-
    wicklung des Tierreichs zu ermöglichen.
    In den antediluvianischen Wäldern herrschte die Klasse
    der Gefäßkryptogamen bei weitem vor. Calamiten, Varie-
    täten baumartiger Schachtelhalme, Lepidodendrons, rie-
    senhafte, 25 bis 30 Meter hohe und am Grund des Stamms
    1 Meter dicke Lycopodien, Farnkräuter, Sigillarien von er-
    staunlicher Größe, von denen man Musterexemplare in
    den Gruben von St. Etiennes auffand – lauter ungeheure
    Pflanzen, deren verwandte Nachkommen wir jetzt nur in
    den niedrigsten Klassen der Pflanzenwelt unserer bewohn-
    ten Erde wiedererkennen – das waren, zwar arm an Arten,
    aber gewaltig in ihrer Entwicklung, die Repräsentanten des
    Pflanzenreichs, aus denen die Urwälder jener Epoche be-
    standen.
    Diese Bäume wurzelten überdies in einer Art grenzenlo-
    ser Lagune, einer Mischung aus Süß- und Salzwasser. Gierig
    assimilierten sie die Kohlensäure der zur Atmung noch un-
    tauglichen Atmosphäre, so daß man sagen kann, sie waren
    dazu bestimmt, sie in Form der Steinkohle im Innern der
    Erde unschädlich zu machen.

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    — 29 —
    Damals war die Zeit der Erdbeben, der furchtbarsten Er-
    schütterungen des Bodens, eine Folge der Umwälzungen
    des Innern und der plutonischen Arbeit, die oft plötzlich
    die noch unsicheren Linien der Erdoberfläche veränderten.
    Hier wuchsen Bodenerhebungen auf, die später zu Bergen
    wurden; dort öffneten sich Schlünde, Abgründe und Sen-
    kungen, die Betten der späteren Meere und Ozeane. Dabei
    sanken ganze Waldstrecken in den Erdboden ein, bis sie
    entweder auf dem schon härteren Urgebirgsgranit eine La-
    gerstätte fanden oder durch ihre Anhäufung sich selbst zu
    einem schwerer beweglichen Ganzen verdichteten.
    Der geologische Bau des Erdinnern zeigt nämlich fol-
    gende Anordnung: Zuunterst treffen wir die paläozoische
    oder primäre Formation (mit Gneis, Granit usw.), in deren
    oberen Schichten, unter dem sogenannten
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