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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne
Autoren: Evelyn Sanders
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Türklinke!«
    »Waaas???«
    »Na ja«, fing ich an zu stottern, »zum Schluss ging alles so schnell wegen der Krawatte und weil der Wagen noch gewaschen werden musste … es tut mir wirklich leid.«
    »Was glaubst du, wie leid mir das tut?«, fauchte sie los. »Was soll ich denn jetzt machen?« Sie sah auf ihre Uhr. »Wenn’s nicht so spät wäre, würde ich schnell in die Stadt reinfahren und mir ein Paar kaufen, aber das schaffe ich nicht mehr. So gehe ich jedenfalls nicht ins Standesamt!«, beharrte sie.
    »Dann lauf doch einfach barfuß«, empfahl ihre Schwester, »das würde weniger auffallen als diese Botten.«
    »Denkste! Die Ära der Blumenkinder ist schon lange vorbei.« Wütend bohrte sie mit den Füßen Löcher in den Kies. »Wenn ich schon mal jemanden um was bitte …«
    »Is was?« Rolf kam herangeschlendert, Hände auf dem Rücken, fragend hochgezogene Brauen. »Warum brüllt ihr euch denn so an?«
    »Ich brülle überhaupt nicht, ich bin bloß sauer!«, sagte Katja. »Mami hat meine Schuhe vergessen, und mit diesen Tretern komme ich nicht mit!«
    »Dann zieh doch andere an!«
    »Haha, sehr komisch!«, erwiderte seine Tochter. »Und wo soll ich die jetzt hernehmen?«
    »Aus der Tüte.« Hinter dem Rücken zog er sie hervor, die vergessen Geglaubte mit dem Logo unseres Fischgeschäfts und dem Weihnachtsbaum vorne drauf. »Ich dachte mir schon, dass die gebraucht werden!«
    »Paps, du bist wirklich der Beste!« Jubelnd fiel ihm Katja um den Hals, während sie mich nur giftig ansah. »Eine andere Verpackung hast du wohl nicht gefunden? Bestimmt riechen sie jetzt nach Kabeljau.«
    Zehn Minuten später waren wir abfahrbereit. Sogar Saschas Hose war noch trocken geworden und sah nur in der Kniegegend ein bisschen zerknittert aus. Der Konvoi formierte sich. Vorneweg Karl und Trudchen, die als Einzige den genauen Weg kannten, danach der Firmenwagen mit den Mitarbeitern und zwei riesigen Kühltaschen, und dann folgten in lockerem Abstand wir anderen. Bereits nach der zweiten Ampel hatten wir den Anschluss verloren und nach der vierten die Orientierung. In einer Sackgasse sammelten wir uns. »Wenn jemand die Straße weiß, ist das kein Problem. Ich habe einen Stadtplan«, sagte Jo, im Handschuhfach wühlend.
    »Wenn wir die Straße wüssten, könnten wir ja auch danach fragen!«, bemerkte Tom ganz richtig.
    Sascha hatte einen anderen Vorschlag. »Wie wär’s, wenn wir erst mal nach einer Telefonzelle suchen?«
    »Willst du etwa auf dem Standesamt anrufen?«
    »Nee, aber die Adresse feststellen. Oder hat jemand eine bessere Idee?« Auffordernd sah er uns der Reihe nach an. »Niemand? Also dann los!«
    Ich wunderte mich, dass Rolf sich nicht geäußert hatte, denn im Straßenverkehr gibt es niemand Kompetenteren als ihn, wobei es völlig gleichgültig ist, ob es sich um Pannenhilfe handelt (er sucht immer erst nach einer verrußten Zündkerze, und wenn die alle sauber sind, tippt er auf eine defekte Zylinderkopfdichtung; das kann man nicht so ohne weiteres feststellen, aber es klingt so schön fachmännisch!) oder um die Feinheiten der Straßenverkehrsordnung; im Zweifelsfall hat er sowieso recht. Ich sah ihn am Ende der Straße, wo er eine treppenwischende Frau von der Arbeit abhielt. Erst hörte sie aufmerksam zu, dann nickte sie und begann ein abstraktes Gemälde in die Luft zu zeichnen. Nun hörte Rolf zu, nickte ebenfalls, bedankte sich mit einer leichten Verbeugung und kam zurück.
    »Wir sind gar nicht so falsch«, verkündete er, »wir hätten an der dritten Ampel nicht geradeaus fahren, sondern links abbiegen müssen. Hinter den Straßenbahnschienen geht es nach rechts, und dann würden wir schon den Parkplatz sehen.«
    Ehrfürchtig staunten wir ihn an. »Du hast also doch den Straßennamen gewusst?«, moserte Sven.
    »Nein, ich habe lediglich gefragt, wie ich am schnellsten zum Schloss komme.«
    Das fanden wir dann auch wirklich, nur Parkplätze fanden wir nicht. Die waren alle besetzt, weil nämlich Markttag war. Und in genau sieben Minuten sollte die Trauung beginnen! »Es hilft nichts, jeder muss selbst sehen, wo er einen Parkplatz findet«, schrie Rolf. »Wir treffen uns vor dem Standesamt.«
    Wir hatten Glück. Eine Mutter mit zwei Kindern und zwei Einkaufstaschen steuerte einen kleinen Fiat an. »Fahren Sie weg?«, erkundigte sich Rolf.
    »Wenn ich es schaffe, die Einkäufe hinten ins Auto zu laden, bevor die Zwillinge vorne wieder ausgestiegen sind, dann ja!«, sagte sie lakonisch. Keine
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