Schülerin der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

vor ein paar Wochen einen erotischen Film im Nachtprogramm gesehen. Der war ziemlich … na ja … heiß.«
    Lena grinste. »Diese Streifen können einem ganz schön einheizen.«
    »Das ist es ja gerade, es ist nichts weiter passiert.« Sie hoffte, dass sie nicht weiter ins Detail gehen musste. Aber Lena schien sie tatsächlich nicht zu verstehen.
    »Ich habe keinen Orgasmus bekommen«, gab Janine leise zu.
    Lena starrte sie an, als hätte sie gerade etwas in einer fremden Sprache zu ihr gesagt.
    »Wie bitte?«, brachte sie nach einer Weile hervor, gefolgt von: »Und das sagst du mir erst jetzt? Ich hätte dir doch helfen können.«
    »Ach ja? Und wie?« Hätte Lena bei ihr Hand angelegt? Wohl kaum. Janine belastete das Thema sehr. Auch wenn sie es nicht durchscheinen ließ, so hatte sie auch sexuelle Bedürfnisse, die aber nicht befriedigt werden konnten. Zumindest nicht durch ihre eigene Hand.
    Lena schien einen Moment zu überlegen, dann holte sie tatsächlich die DVD aus dem Player, und Janine atmete auf. Offenbar war zumindest dieses Thema für ihre Freundin erledigt. Es hätte sie zu sehr deprimiert, all die lustvollen Szenen zu sehen, während ihr selbst all dies verwehrt blieb. Doch zu ihrer Überraschung hatte Lena ganz andere Pläne.
    »Hör mal, Süße, Druck ist der Feind von Lust. Mir ist klar, wenn wir den Film jetzt zusammen gucken, setze ich dich damit unter Druck. Das ist fatal. Deshalb lass ich dir den Film da. Schau ihn dir an, wenn du in Stimmung bist, okay? Und wenn du ihn gar nicht sehen willst, dann ist das auch in Ordnung. Geh es langsam an, tu etwas für dich. Du wirst sehen, das wirkt Wunder und bekämpft den Druck.«
    Unter Druck stand sie tatsächlich. Nicht nur wegen der fehlenden Orgasmen. Auch weil sich ihr Zustand einfach nicht verändern wollte, weil sie immer auf der Stelle trat.
    Vielleicht hatte Lena ja recht. Sie war in letzter Zeit äußerst verkrampft an alles herangegangen, hatte unbedingt Erfolge erzielen wollen, was in Wahrheit nur für Stress gesorgt hatte.
    »Es muss ja auch nichts Sexuelles sein«, meinte Lena dann. »Wir fangen gleich heute an. Wir kämpfen uns durch den Regen, und zur Belohnung lade ich dich ins Eiscafé ein. Und keine Widerrede. Wir tun etwas für uns, für dich, und heute Abend machst du es dir hier gemütlich. Aber nur, wenn du es willst. Versprochen?«
    Janine nickte. Einen Versuch war es wert.

    Janine verbrachte einen wunderbaren, wenn auch regnerischen Sommernachmittag in der Gesellschaft ihrer verrückten Freundin Lena, die, obwohl sie gut und gern fünfzehn Jahre älter war als Janine, so ausgeflippt war wie eine Zwanzigjährige. Natürlich hatte sie im Eiscafé einen Kerl erspäht, der ihr sehr zusagte, und sie hatte auf Teufel komm raus mit ihm geflirtet. Allerdings war der junge Herr bereits vergeben gewesen, und seine Freundin hatte Lena eine Szene gemacht.
    »Verdammt, war das eine Zicke«, war der einzige Kommentar, den Lena grinsend abgab, nachdem das Paar das Café verlassen hatte.
    In Lenas Gegenwart fühlte sich Janine stark und selbstbewusst, dazu in der Lage, ihr Leben zu meistern. Wenn sie allerdings allein war, so wie an diesem Abend, geriet sie schnell in eine Verzweiflungsspirale. Dem wollte sie jedoch vorbeugen, und schon hatte sie die DVD in der Hand, die Lena ihr dagelassen hatte. Was sprach dagegen, der Sache eine Chance zu geben? Sie war ziemlich neugierig, auf was für Filme Lena so stand, also legte Janine die DVD ein und klickte auf den Startknopf. Das Glas Rotwein sollte ihr die Hemmungen nehmen. Sie hatte auch auf ihren Schlafanzug verzichtet und saß nur im Slip auf der gemütlichen Couch.
    »Na, dann mal los«, sagte sie sich, und zu ihrer Überraschung war der Film gar nicht mal so schlecht. Er hatte sogar eine minimale Handlung, und wie Janine feststellte, handelte es sich nicht um einen Porno, sondern um einen erotischen Film. Besonders eine Szene gefiel ihr so gut, dass sie sich diese gleich noch einmal ansehen wollte.
    Ort des Geschehens: das Schlafzimmer eines Ehepaares
    Die Akteure: die Ehefrau und ihr Nachbar
    Die Handlung: verbotene Leidenschaft
    Das war durchaus interessanter Stoff, und Janine vertiefte sich zusehends stärker in die Handlung, versetzte sich in die Figuren hinein. Und ehe sie es sich versah, war sie selbst Teil der Szene. Ob sie in ihrem alten Leben auch solch eine lebhafte Fantasie besessen hatte, wusste Janine nicht, aber jetzt spürte sie ganz deutlich die starken Hände des attraktiven