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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Ursula Reist
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Fingerabdrücke müssten drauf sein.“

    Zwei Stunden später legte Nick Baumgarten drei transparente Plastikbeutel zwischen sich und Anatole Scheidegger auf den Tisch.
    „Diese drei Erbsen sind Ihnen unter den Tisch gerollt, Herr Scheidegger, um beim Bild des Erbsenzählers zu bleiben. Erbse Nummer eins: Minimale Reste eines Medikaments, dessen Zusammensetzung der von Rohypnol sehr ähnlich ist. Sie fanden sich in diesem kleinen Umschlag, in der Brusttasche des Anzugs, den Sie am letzten Freitag trugen.“
    Scheidegger wollte seinen Mund zu einem Lächeln verziehen, aber es gelang ihm nicht recht. Die Haut auf seiner Stirn begann wieder zu glänzen.
    „Erbse Nummer zwei: dieser Handschuh, den Sie besser auch aus Ihrem Anzug entfernt hätten. Er enthält Ihre Hautpartikel. In der Eile haben Sie wohl den Handschuh zerrissen, danach mussten Sie einhändig arbeiten.“
    Der Verdächtige schüttelte den Kopf, brachte aber kein Wort heraus. Er war noch bleicher geworden und schwitzte.
    „Die dritte Erbse haben wir in Ihrem Keller gefunden, gut versteckt zwischen alten Zeitungen. Dass das Altpapier nur einmal im Monat abgeholt wird, war unser Glück, denn in diesem Karton war die Maske, die Sie vor genau zwei Wochen via Internet kauften. Bestell- und Produktionsnummern stimmen mit denen auf der Maske überein, die wir auf Guido Bärs Gesicht gefunden haben, falls Sie einen Beweis brauchen.“
    Nick gab seinem Gegenüber Gelegenheit, sich zu äussern, aber Scheidegger verbarg nur sein Gesicht in den Händen und schwieg.
    Eindringlich sagte Nick: „Erzählen Sie mir, was geschah, als Sie beim Haus von Guido Bär ankamen.“
    Scheidegger fuhr mit beiden Händen durch sein Haar. Sein Gesicht sah aus, als ob der Verputz an einer Gebäudefassade abblätterte, die Augen waren stumpf. Er zitterte, seine Stimme war leise, zumindest anfänglich. Nur die Arroganz, die verlor er nicht, im Gegenteil. Mit seinem Geständnis kam seltsamerweise auch das Selbstbewusstsein zurück. Es war, als ob er sich bestärkt fühlte in seinem Tun, stolz war auf den Mord.
    „Bär weigerte sich, mit Wiedmer über die Verteilung der Seminare zu diskutieren. Es sei ausschliesslich Aufgabe des Direktors, Entscheide dieser Art zu fällen, sagte er. Er war sanft und heuchlerisch, stellte in Abrede, dass es ihm um seine eigene Haut und sein eigenes Bankkonto ging. Ich war allerdings darauf vorbereitet, er verhielt sich genau meinen Erwartungen entsprechend. Ich gab mich versöhnlich und schlug vor, etwas zu trinken als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung. Er brachte zwei Gläser, eine Flasche Campari und eine Packung Orangensaft – eine Unsitte übrigens, man serviert Getränke in einer Karaffe, aber Proleten wie er haben wenig Stil. Ich bat um ein Glas Wasser, und während er es holte, präparierte ich sein Getränk mit dem Benzodiazepin. Wir plauderten weiter, bis ihm schwindlig wurde. Er realisierte ganz genau, was geschah, er hatte panische Angst. Ich konnte mir eine kleine Abschiedsrede nicht verkneifen, in der ich mit deutlichen Worten ausdrückte, was ich von ihm und Seinesgleichen halte. Ich nehme nicht an, dass Sie eine Wiederholung hören wollen, Herr Baumgarten.“
    Die Ader an Nicks Schläfe wurde dicker und begann zu pulsieren. „Vielen Dank, vielleicht später. Was geschah dann?“
    „Als er bewusstlos war, zog ich ihn an den Armen in die Praxis – er war schwer, ich musste mich sehr anstrengen, dabei riss der Handschuh – und schloss ihn ans Narkosegerät an. Dann räumte ich die Getränke weg, klopfte die Sofakissen auf, stellte die Gläser in den Geschirrspüler und startete das Programm. Selbstverständlich holte ich zuvor in der Praxis einen neuen Handschuh, damit Sie nicht schon im ersten Moment auf fremde Fingerabdrücke stossen und Ihre Schlüsse daraus ziehen würden. Obwohl es Ihnen nichts genützt hätte, denn bis heute war ich bekanntlich in Ihren Systemen nicht erfasst.“
    „Doktor Beniak hätte plötzlich zurückkommen und Sie entdecken können.“
    „Ich hätte es gehört, wenn er vorgefahren wäre.“
    „Wie lange waren Sie im Haus von Guido Bär?“
    „Nachdem ich aufgeräumt hatte, ging ich zurück in die Praxis und suchte den Puls von Bär, der aber nicht mehr existent war. Dann stieg ich wieder auf mein Radl, wie die Bayern sagen, und fuhr zurück an meinen Arbeitsplatz in Holderbank. Kurz nach zehn Uhr war ich dort, und meine Ankunft scheint beobachtet worden zu sein, sonst wäre ich nicht
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