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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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wird kommen und beenden, was du begonnen
hast.“
    Ihre Augen sprühen Blitze und sie deutet auf ihre
beiden Begleiterinnen.
    „Mein Blut vollbringt Wunder. Ich kann Blinde sehend
machen und Kranke gesund. Selbst Vampiren kann ich das geben, wonach sie sich
am meisten sehnen: Ein Leben in Licht.“
    Kain spürt wie seine Anhänger sich von ihm abwenden.
Er ist zwar ihr Urvater, doch erkennen sie, dass es etwas gibt, das noch
mächtiger ist als er. Zu verlockend ist Liliths Macht, die scheinbar alle
Träume erfüllen kann.
    „Sag ist dein Zauber von langer Dauer oder viel mehr
ein Streich den du unseren Augen spielst?“, fordert er sie nun wütend heraus.
Sie beleidigt seinen Stolz, so wie sie es schon immer getan hat. Es war immer
ihr Fehler stärker zu sein wie er. Sie sollten einander ebenbürtig sein, doch
sie wusste es schon immer besser.
    „Er währt einen Tag, doch ein Tag sollte genügen, um
auszulöschen, was du erschaffen hast.“
    Unter den Vampiren bricht Panik aus. Wer es schafft
zwei von ihnen in der Sonne stehen zu lassen, schafft es auch sie alle mit
einem Schlag zu vernichten.
    „Hört ihr sie? Lilith ist keine Göttin des Lebens,
nicht mal eine Königin. Sie will euch alle töten, keinen von euch am Leben
lassen. Wollt ihr das einfach so hinnehmen? Haben wir wirklich den weiten Weg
auf uns genommen, um hier zu sterben?“
    Bewusst nutzt Kain den Hass seiner Geliebten. Sie
will ihre Schlacht und genau diese soll sie auch bekommen. Sie könnten es so
viel einfacher, hier auf der Stelle beenden, aber das ist nicht was sie will.
Wenn es Blut, Tote und Verwüstung braucht, um sie zurück in seine Arme zu
treiben, soll es geschehen.
    Er hat seine Kinder wieder auf seiner Seite. Ein
Leben in Finsternis ist immer noch besser als der Tod.
    „Niemals!“, hallt es aus über tausend Mündern von
dem Inneren der Höhle heraus, so gewaltig und laut, dass der Stein zu beben
beginnt.
    „Triff mich heute Nacht und wir werden Blut
vergießen, um auf meinen Sieg über dich anzustoßen!“

 
    Auch wenn Lilith sich zurückgezogen hat, sucht Kain
sie unentwegt mit den Augen. Wie gefesselt ist er von ihrem Anblick und kann
den Moment, ihr im Schlachtfeld endlich gegenüber zu stehen, kaum noch
erwarten. Ist ihre Haut wohl immer noch so weich wie Samt? Ihr Duft so betörend
und rein wie der Morgentau? Er weiß, dass er seinen Vampiren Mut machen sollte,
aber er kann sich einfach nicht von seinen Gedanken an sie losreißen.
    Mit Begeisterung beobachtet er, wie sie zwischen
ihren Töchtern auf und ab schreitet, ihre Wangen küsst und streichelt,
aufmunternde Worte in ihre Ohren flüstert. Sie war schon immer die bessere
Herrscherin und er wusste es. Nie hat sie mit Zorn und Drohungen reagiert,
sondern mit Güte und Verständnis. Wahrscheinlich hat ihm das so eine Angst
gemacht, dass er versuchen musste sie zu stürzen. Die ersten Menschen
fürchteten ihn, aber Lilith liebten sie. Wie könnte man sie auch nicht lieben?

 
    Die letzten Strahlen der Sonne tauchen den Tafelberg
in ein goldenes Glühen, bevor sie hinter dem Horizont verschwinden. Grillen
zirpen, das Wüstengras weht knisternd im Wind und der Geruch warmer Erde liegt
in der Luft. Trügerisch ist die harmonische Stille, die schon bald von den
gequälten Schreien der Vampire und Succubi gleichermaßen erfüllt sein wird.
    In einigen Metern Entfernung stehen ihre Feinde
bereits parat. Lilith mitten unter ihnen, flankiert von ihren beiden Vampiren.
Sie wird einiges zu tun haben, wenn sie vor haben sollte, die Beiden beschützen
zu wollen. Jeder Vampir in der Höhle trachtet den Beiden mehr nach dem Leben
als irgendjemandem sonst. Sie sind Verräter ihrer eigenen Rasse, aber noch
entscheidender ist, dass sie die Sonne genießen konnten, während die anderen
die ewige Finsternis ertragen müssen. Hinter Kain sirrt es von den Schwertern,
Pfeilen und Speeren. Es ist ihr erster Kampf gegen Succubi. Sie wissen nicht,
ob Silber und Weißdorn tödlich auf sie wirkt, aber andere Waffen haben sie
nicht. Ihre stärkste Kraft ist ihre große Anzahl. Sie sind Tausende gegen
Hunderte.
    Kain setzt einen ersten Schritt auf den von der
Sonne noch warmen Boden. Der rote Sand knirscht unter seinen Füßen, bevor er
einen weiteren aus der Höhle wagt. Die Vampire folgen ihm, wie scheue Tiere,
eng aneinander gedrückt. Ihr Mut ist verloren gegangen, während sich die Angst
in den Vordergrund gerückt hat. Er kann fast ihr Zittern spüren und empfindet
Verachtung für seine
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