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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition)
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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die Finsternis hinaus und erstaunt bemerkte er, dass seine Kräfte und sein Wille mit jedem Ruf zunahmen. Und der kleine, unscheinbare Gedanke gewann Raum und drängte die Lügen und den Hass des Dunklen zurück. Und schließlich sah Lukas Maria dort draußen und er wollte nur noch Eines – bei ihr sein. Und dieser eine Wille genügte, um den bodenlosen Abgrund, der die beiden Liebenden trennte, zu überspannen. Langsam, aber unaufhaltsam näherte er sich ihr. Er streckte sich nach ihr und sie sich nach ihm. Und dann berührten sich ihre Hände – und die Macht des Dunklen wurde in seinen Grundfesten erschüttert.
    Wutentbrannt fuhr er herum.
    Im Bruchteil einer Sekunde erkannte er, dass der Gedanke, der Lukas gestärkt hatte, nicht aus ihm selbst entsprang. Gehetzt suchte er den Feind – und fand ihn.
    Du?
, fauchte er.
    Ja, ich!
, entgegnete ihm Moore entschlossen.
    Das Abbild seines unversehrten Körpers hing klein und sanft glühend in den aufgewühlten, schwarzen Sphären, die der Dunkle durch die Traumwelt gewoben hatte.
    Weißt Du denn nicht, was ich Dir antun kann?
    Moore zuckte nur mit den Schultern.
Wahrscheinlich eine ganze Menge. Aber was soll’s! Ich habe Dir kräftig in die Suppe gespuckt. Und das war den Spaß wert.
    Die glühenden Flammenaugen näherten sich Moore bis auf wenige Zentimeter.
Glaubst Du wirklich, dass Deine lästige Einmischerei irgendetwas bewirkt hat, außer mich zornig zu machen?
    Na das alleine ist doch schon was
, entgegnete Moore mit einem Schmunzeln.
Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht nur, dass ich noch weit mehr erreicht habe. Nein, ich weiß das!
    Die Flammenaugen fixierten Moore.
Ach ja, Du stinkender Misthaufen, und woher willst Du das wissen?
    Weil Lukas und Maria und Theresa und all die andern noch immer das Licht in ihren Herzen haben. Du kannst keinem von ihnen irgendetwas anhaben, wenn er es nicht zulässt. Denn Du kannst nur lügen, verführen und zerstören. Doch wenn Sie Deinen Lügen keinen Glauben schenken, hast Du keine Macht mehr über sie. Denn Deine Macht entspringt einzig und allein der Ohnmacht Deiner Opfer.
    Der grenzenlose, rabenschwarze Hass des Dunklen manifestierte sich in Form einer riesenhaften Klaue, die, ohne Vorwarnung, Moore unter sich begrub. Doch als der Fürst der Finsternis seine Pranke hob, mit der er das Abbild des gepeinigten Mannes zermalmt zu haben glaubte, stand dieser immer noch dort, sanft lächelnd und unversehrt.
    Siehst Du! Genau das meine ich.
    Der Dunkle fuhr herum. Theresa trieb hinter ihm durch das schwarze Meer. Ebenso leuchtend, wie Moore – und ebenso entschlossen.
    Der Bund WIRD bestehen bleiben
, schmetterte sie ihm entgegen.
    Gehetzt durchforschte er mit seinen Flammenaugen die Finsternis, die er selbst geschaffen hatte, nach Kristall und Blume, bis er sie sah. Lukas und Maria hatten sich wieder gefunden. Zärtlich hielt er ihr Gesicht in seinen Händen und versank in ihrem Blick.
    »Meine Blume«, flüsterte er ihr liebevoll zu.
    Dann hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Und plötzlich begann sich das liebende Paar, ganz versunken in ihrer Zuneigung und Zweisamkeit, zu verändern. Ihre Körper wurden immer durchscheinender, schienen mehr und mehr zu verschmelzen, eins zu werden. Sie strahlten in einem unglaublichen, vielfarbigen Glanz. Die Farben tanzten und flossen um Lukas und Maria herum und hüllten sie ein, wie ein Kokon. Und dann wurde das Licht mit einem mal so unglaublich hell, dass Theresa die Arme vor die Augen schlug und sich abwenden musste.
    Das Licht brandete, wie die Schockwelle einer Explosion aus den Körpern der Liebenden heraus und fegte, wie ein reinigendes Gewitter, durch die schwarzen, stinkenden Schwaden, die der Dunkle ausgespieen hatte. Heillose Panik ergriff ihn, als er erkannte, dass ihm der sicher geglaubte Sieg entglitt und sich in eine vernichtende Niederlage zu wandeln drohte. Und das Licht fraß sich durch die Finsternis und zerriss die schwarzen Lügenschleier des Dunklen.
    Direktor Forger jagte sein Fahrzeug mit unverantwortlich hoher Geschwindigkeit über die winterliche Straße. Bis vor wenigen Augenblicken war er mit der Gewissheit durchs Leben gegangen, dass er allein der große Strippenzieher war und nichts ihn auf dem Weg zu seinen Zielen aufhalten könne. Doch nun schien sich etwas zu verändern. Unter seiner Haut brannte und juckte es entsetzlich und Forger beschlich der Verdacht, dass dies nicht bloß ein simpler Ausschlag, oder etwas ähnliches, war.
    Dann plötzlich
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