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Schläfst du schon?

Schläfst du schon?

Titel: Schläfst du schon?
Autoren: Jill Shalvis
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Jahrhunderts.
    “Kompliziert, ja. Aber wahnsinnig unterhaltsam.”
    “Richtig”, stimmte Tara Alexi zu.
    Falsch. Für Hannah bedeutete eine Liebesbeziehung zu viel Arbeit, um ihr noch Spaß zu machen. Von Anfang an war sie darin hoffnungslos gewesen. Vielleicht lag es an ihrem Zuhause, das so anders als das all ihrer Mitschüler gewesen war. Vielleicht war auch nur ihre Schüchternheit daran schuld. Aber was auch immer der Grund war, es hatte in der siebten Klasse angefangen, als ihr zum ersten Mal das männliche Geschlecht bewusst geworden war. Naiv, wie sie war, hatte sie sich ausgerechnet in Alexis älteren Bruder Dwight verliebt, und es war fürchterlich demütigend für sie gewesen, weil er in ihr nur ein niedliches Baby gesehen hatte.
    Kein Junge ihres Alters hatte sich mit ihm vergleichen können, obwohl sie sich um eine objektive Sicht der Dinge bemüht hatte. Doch in der achten Klasse hätte sie Eddie Bachman während des Schwimmunterrichts im Schwimmbad fast ertränkt, weil er sie küssen wollte und sie in Panik geriet.
    In der neunten Klasse hatte sie Peter Horn ein blaues Auge verpasst, weil er sie bei einer Weihnachtsfeier unter den Mistelzweig zu manövrieren versuchte und sie aus Versehen gegen ihn fiel.
    Als sie schließlich so weit war, sich zu wünschen, dass ein Junge sich an sie heranmachte, hatte sie sich den Ruf eingehandelt, jeden zu verletzen, der es wagte, ihr auch nur einen Blick zuzuwerfen. Und diesen Ruf war sie nicht losgeworden. Zwar war sie ein paarmal mit Männern ausgegangen, aber nur einmal mit jedem. Denn es genügte, sie zu warnen, dass ihr Leben in Gefahr sei, sollten sie auf die Idee verfallen, sie ein zweites Mal einzuladen.
    Hannah hatte nie begriffen, warum sie in Gegenwart von Männern so ein Trampel war. Ihr Bruder Michael meinte, es müsste daran liegen, dass sie zu viel Zeit damit verschwendete, sich Sorgen zu machen – zum Beispiel darüber, ob sie diese Woche genug Geld zum Essen haben würden oder ob ihre Mutter wieder Depressionen bekam. Michael sagte, dass sie zu viel an andere Menschen dächte und nie an sich. Aber auch wenn ihr Bruder durchaus recht hatte, sie konnte nun einmal nicht anders. Bestimmte Angewohnheiten ließen sich nicht so leicht ablegen. Deshalb hatte sie es vorgezogen, sich neue Demütigungen zu ersparen, und eine Pause eingelegt in ihrer Suche nach einem passenden Mann.
    Aber irgendwie hatte ihr armes Herz diesen Entschluss nie akzeptiert. Es war immer noch voller Sehnsucht und wusste, dass ihm etwas sehr Wichtiges fehlte.
    Aber das hatte nichts mit dieser Sitzung zu tun, verflixt noch mal! “Mädchen, kommt jetzt, wir …”
    “Liebe”, sagte Tara verträumt. “Süße, zärtliche Worte, ein langsamer Tanz bei leiser Musik und Kerzenschein, langstielige Rosen. Ich will die ganze Chose.”
    “Dann versuch’s mal mit einem netten Roman”, schlug Hannah vor, entschlossen, hier endlich weiterzukommen. “Da ist ein Happy End garantiert.” Sie beugte sich vor und tippte mit dem Kugelschreiber auf ihre angebliche Zielliste, die zurzeit nur ein einziges Ziel aufführte – Männer finden. “Wie müssen endlich ernst werden.”
    Aber wer war sie eigentlich, dass sie ihren Freundinnen etwas missgönnte, nur weil sie selbst darin immer Pech gehabt hatte? Nur weil ihr ganzes Leben einzig und allein aus Arbeit bestand, hieß das noch lange nicht, dass es auch für Tara und Alexi so sein musste. Sicher, sie liebten es, zusammen in ihrem eigenen Hotel zu arbeiten, aber weder Tara noch Alexi stellten die Arbeit über ihr Privatleben.
    Bei ihr war das etwas anderes. Sie lebte für ihre Arbeit, aber nur, weil es nichts anderes gab, wofür sie leben könnte. Vielleicht hatten ihre Freundinnen recht, und es war Zeit für eine Veränderung, für eine neue Einstellung zu ihrem Leben. Sie war jetzt älter und sicher auch klüger. Konnte sie nicht alles erreichen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte?
    Aber erst nach dieser Sitzung.
    “Ist es also abgemacht?”, fragte Alexi. “Wir werden uns ins Zeug legen und noch vor Ende des Sommers einen Mann finden?”
    “Ich bin dabei”, antwortete Tara. “Hannah?”
    “Na ja …” Sie müsste nur der Sehnsucht in ihr Ausdruck verleihen und sagen, dass sie natürlich jemanden finden wollte, mit dem sie ausgehen konnte; jemanden, dem sie so vertrauen würde, dass sie bereit war, ihr Singledasein aufzugeben. Außerdem schienen Tara und Alexi so aufgeregt zu sein bei dem Gedanken an eine feste Liebesbeziehung,
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