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Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)

Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)

Titel: Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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Tür auf und trat schwerfällig ein. Die Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes mit Tanner Quinn, ihrem Ehemann und ihrer großen Liebe, stand unmittelbar bevor. Ihren Ausmaßen nach zu urteilen, bekam sie Vierlinge oder einen Sumo-Ringer.
    „Du weißt doch, dass du nicht anklopfen musst“, bemerkte Ashley distanziert.
    Olivia öffnete den alten Mantel ihres Großvaters Big John, der ihr momentan perfekt passte, und enthüllte ein weißes Kätzchen mit einem blauen und einem grünen Auge. Sie bückte sich unbeholfen und setzte das Kätzchen auf den makellos sauberen Küchenfußboden, wo es mitleiderregend miaute und sich dann auf der Jagd nach seinem buschigen Schwanz blitzschnell um die eigene Achse drehte.
    „Oh nein!“
    „Das ist Mrs Wiggins“, erklärte Olivia, ihres Zeichens Tierärztin – und zwar die beste in Stone Creek. Jedes streunende Tier im Land, ob nun Hund, Katze oder Vogel, schien irgendwann zu ihr zu finden. Zu Weihnachten im Vorjahr hatte sich ein Rentier namens Rodney vertrauensvoll an sie geschmiegt.
    Olivias kobaltblaue Augen funkelten unter den dunklen glatten Ponyfransen, doch einen skeptischen Ausdruck konnte sie nicht verbergen. Offenbar bekümmerte und beschämte auch sie das schwierige schwesterliche Verhältnis. Sie hatten sich schließlich immer sehr nahegestanden.
    Ashley ging zur Spüle und setzte Wasser auf. Manche Dinge ändern sich nie. Sie tranken immer Tee zusammen, wenn sie sich trafen, was in letzter Zeit immer seltener vorkam. Kein Wunder. Schließlich hat sie ein erfülltes Privatleben. „Ich nehme an, sie hat dir bereits ihre Lebensgeschichte erzählt“, sagte Ashley spitz und deutete mit dem Kopf zu der Katze.
    Olivia schmunzelte vage und kämpfte sich aus dem alten Mantel, an dem wie immer einige Strohhalme hingen. Obwohl sie und Tanner gut situiert waren, kleidete sie sich nach wie vor wie eine Landtierärztin. „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Sie zuckte gelassen die Schultern, als wäre telepathischer Gedankenaustausch mit allen schuppigen, gefiederten und pelzigen Kreaturen etwas ganz Gewöhnliches. „Sie ist erst vierzehn Wochen alt und hat noch nicht sehr viel erlebt.“
    „Ich will keine Katze“, teilte Ashley ihr unumwunden mit.
    Olivia sank auf einen Stuhl am Tisch. Sie trug wie gewöhnlich Gummistiefel, die nicht besonders sauber aussahen. „Du glaubst nur, dass du Mrs Wiggins nicht willst. Sie braucht dich, und ob es dir bewusst ist oder nicht, du brauchst sie.“
    Ashley drehte sich zum Wasserkessel um und versuchte, das niedliche Fellknäuel zu ignorieren, das mitten in der Küche seinem Schwanz nachjagte. Sie war verärgert, aber auch beunruhigt. „Solltest du überhaupt noch unterwegs sein? Du bist hochschwanger!“
    „Bei Schwangerschaft geht es nicht um das Gewicht. Entweder man ist es oder nicht.“
    „Du bist jedenfalls blass“, stellte Ashley besorgt fest. Sie hatte schon zu viele geliebte Menschen verloren – beide Eltern und ihren Großvater Big John. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass einem ihrer Geschwister etwas zustoßen könnte, egal welche Differenzen gerade zwischen ihnen bestehen mochten.
    „Gieß einfach den Tee auf. Mir geht es blendend.“
    Obwohl sie nicht die Gabe ihrer Schwester besaß, mit Tieren zu sprechen, war sie intuitiv veranlagt. Nun verriet ihr ein Prickeln, dass etwas Unerwartetes geschehen würde. Sie nahm am Tisch Platz und fragte argwöhnisch: „Stimmt etwas nicht?“
    „Komisch, dass du das fragst.“ Obwohl ein kleines Lächeln um Olivias Lippen spielte, wirkten ihre Augen ernst. „Ich bin gekommen, um dich dasselbe zu fragen. Obwohl ich die Antwort ja bereits kenne.“
    Sosehr Ashley die Unstimmigkeiten hasste, die zwischen ihr und ihren Geschwistern herrschten, neigte sie dazu, das Thema zu meiden. Sie sprang vom Stuhl auf, ging zu der antiken Anrichte und holte zwei zarte Porzellantassen aus dem Glasschrank.
    „Ash?“
    „Ich bin in letzter Zeit nur ein bisschen traurig. Das ist alles.“ Weil ich meine Mutter nie kennenlernen werde. Weil Weihnachten ein Desaster war.
    Die Festtage hatten sich als Flop erwiesen. Schon seit Thanksgiving war kein einziger Gast in ihrem viktorianischen Bed and Breakfast abgestiegen. Dadurch war sie zwei Raten im Rückstand mit den Zahlungen an Brad, der ihr vor einigen Jahren ein Privatdarlehen für den Kauf der Frühstückspension gewährt hatte. Nicht, dass er wegen der Rückzahlung Druck auf sie ausübte. Er hatte ihr das Geld bedingungslos
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