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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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die Briefe nicht anonym zugegangen sein? Einen Moment lang verspürte ich die Versuchung, sie ihm tatsächlich auf diese Art zukommen zu lassen. Doch gleich darauf erschien mir das viel zu riskant, womöglich gingen die Briefe auf dem Postwege verloren. Das durfte auf keinen Fall passieren.
    Die Fahrt mit Lydias BMW war entspannter, als ich sie mir vorgestellt hatte, und mir blieb genügend Muße, meinen Gedanken nachzuhängen. Ich befand mich auf einer Landstraße zwischen zwei ausgedehnten Waldstücken. Am Straßenrand warnten Schilder vor Wildwechsel. Da das Autofahren nicht gerade meine Passion ist, fuhr ich betont vorsichtig und langsamer, als es zulässig war. Die Straße war frei, bis auf einen Jeep ein Stück vor mir. Wenn ab und zu ein Fahrzeug entgegenkam, konnte ich im Scheinwerferlicht die Schattenrisse zweier großer Hunde erkennen, die sich im Heck des Jeeps bewegten. Die Rasse war aus der Entfernung nicht auszumachen. Plötzlich leuchteten die Bremslichter des Jeeps rot auf. Mehrere kräftige Schatten jagten vor ihm über die Fahrbahn, die Wildwechselschilder waren nicht grundlos vorhanden. Ich trat ebenfalls auf die Bremse. Erst als ich die Hunde im Heck des Jeeps bereits deutlich als Doggen identifizieren konnte, realisierte ich, dass mein Wagen nicht langsamer wurde. Auf der Gegenfahrbahn kamen Scheinwerfer entgegen, die Doggen vor mir schienen ihre Nasen an der Scheibe plattzudrücken und die Augen aufzureißen, als hätten sie die Gefahr meines auf sie zuschießenden Fahrzeuges erkannt. „Mein Gott, ich fahre direkt in die Hunde hinein“, dachte ich noch, bevor ich das Steuer nach rechts riss.
    Das grässliche Knirschen und Splittern von Metall und Holz war das Letzte, was ich bewusst wahrnahm. Ich kam kurz zu mir, als etwas Warmes, Nasses, Rauhes intensiv mein Gesicht bearbeitete.
    „Hierher, hier liegt sie!“ rief jemand und lobte die Hunde, die abwechselnd laut bellten und mein Gesicht und meine Hände leckten. Verwundert über die Helligkeit vor mir hob ich behutsam den Kopf. Der BMW hing lichterloh brennend zwischen mehreren Bäumen, die dadurch ebenfalls in Brand geraten waren. Ich wollte mich weiter aufrichten, wollte schreien, doch der Schmerz, der mich daraufhin durchraste war so grell, dass er alles wieder in gnädiges Dunkel tauchte.

Lydia:
    Sie haben mich alle nur belogen, betrogen und benutzt, und nun lassen sie mich fallen wie eine heiße Kartoffel. Sie haben mich getäuscht und in Sicherheit gewiegt und ich war naiv genug, ihnen zu glauben.
    Max Scholz schien mich bei aller Intimität, die zwischen uns herrschte, zu respektierten. Schon deshalb hätte ich ihm keinen Verrat zugetraut, und auch aus einem zweiten, ganz pragmatischen Grunde nicht: Max hatte erwähnt, verheiratet zu sein. Wir sprachen nicht näher darüber, doch ich stellte mir einen Hausdrachen mit Kittelschürze und Lockenwicklern vor, der keine Untreue tolerieren würde. Nun stellte sich heraus, dass Max gelogen hatte, er war seit über zehn Jahren geschieden. Das Demütigendste an seiner Lüge war seine Intention, mich damit auf Abstand zu halten. So, als hätte er sich vor meiner Zudringlichkeit schützen müssen. Als hätte ich es nötig, einem Mann wie ihm nachzustellen. Schlimmer noch war sein Leugnen, mir das Gift besorgt und am Tatabend eine Verabredung mit mir gehabt zu haben. Warum tat er das? Vielleicht wirklich nur um Distanz herzustellen, um auch nicht den Hauch eines Verdachtes aufkommen zu lassen, etwas mit dem Mord an meinem Mann zu tun zu haben. Er nahm jedoch kaltblütig in Kauf, mich dadurch um so schwerer zu belasten. Glaubte er etwa an meine Schuld?
    Hatte vielleicht auch Roland an meine Schuld geglaubt? Sofort nach meiner Verhaftung hatte er sich meiner in einem geradezu rekordverdächtigen Tempo entledigt. Wie sich das auf meine Befindlichkeit auswirkte, war ihm offenbar gleichgültig. Und das nach all den Liebesschwüren und Zukunftsplänen der vergangenen Monate. Er war ein schwacher, charakterloser Mann, ein Typ, an den ich nicht zum ersten Mal geraten war.
    Dass sich das gesamte Kanzleipersonal nun um Edelburg Tanner scharte, überraschte mich kaum. Solange ich Dietrichs Frau gewesen war, hatten sie mich hofiert, nachdem ich ausgezogen war, kaum noch gegrüßt. Sie waren mir allesamt zu unwichtig, um mich damit treffen zu können.
    Wirklich tief getroffen hatte mich dagegen meine Mutter und das völlig überraschend.
    In den ersten Wochen und Monaten meiner Untersuchungshaft hatte sie
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