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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer
Autoren: Alexey Pehov
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Alistan!«, stöhnte der Gnom. »Ich halte das nicht länger aus!«
    »Erst gehst du in die Schenke, um deine Waffe abzulegen. Dann kannst du zum Bader!«, befahl Ohm.
    Hallas verzog das Gesicht, als fragte er sich, warum er seine geliebte Streithacke nicht mit zum Bader nehmen sollte? Den in dieser Stadt geltenden Gesetzen schien er jedenfalls nicht die geringste Bedeutung beizumessen.
    »Was glaubst du denn, wer die Strafe für dich zahlt?«, mischte sich Deler ein. »Ich etwa?«
    Wohl niemand sonst hätte dem Gnom begreiflich machen können, dass ihn ein solches Verhalten teuer zu stehen käme.
    »Wie hoch ist die Strafe?«, fragte Hallas mit gequälter Miene.
    »Sechs Goldmünzen«, antwortete Schandmaul für Deler.
    »Hmm«, brummte der Gnom und blickte neidvoll auf eine Einheit der Stadtwache, die an uns vorbeimarschierte.
    »Du kannst natürlich auch gleich zum Bader gehen und mir deine Waffe geben«, schlug Deler mit Unschuldsmiene vor, blinzelte Kli-Kli dabei allerdings zu.
    Damit war die Sache entschieden.
    »Ein Gnom soll einem Zwerg seine Waffe anvertrauen?! Kommt gar nicht infrage! Wo zum Dunkel ist denn diese verdammte Schenke?« Der Gnom rammte seinem Pferd die Hacken in die Flanken und trieb uns alle an.
    Inzwischen waren wir auf eine breite Straße eingebogen, die geradewegs ins Herz der Stadt führte. Die Schenke, zu der Miralissa uns brachte, lag auf einem der fünf Hügel, auf denen Ranneng erbaut war. Ich achtete darauf, mir die Straßen gut einzuprägen.
    In einer Gasse hinter dem Denkmal für die Verteidiger Rannengs, die im Krieg des Frühlings gefallen waren, hielt uns die Stadtwache an, ließ uns jedoch enttäuscht weiterziehen, sobald sie das Schreiben des Korporals sah.
    »Und?«, wandte sich Marmotte an Hallas, »was meinst du, wo du mit deiner Streithacke gelandet wärst, wenn wir denen ohne diesen Wisch in die Arme gelaufen wären?«
    »Denen hätte ich mit der Streithacke eins übergezogen!«, hielt der Gnom hitzig dagegen.
    »Dann hätten die sich aber deinen Bart vorgenommen!«, warf Deler ein.
    Hallas sah seinen Kumpel grimmig an und nahm einen kräftigen Zug aus einer Pfeife. O nein, er würde diesen Angriff auf den größten Stolz eines jeden Gnoms, seinen Bart nämlich, gewiss nicht vergessen.
    »Ich besuch dann mal einen Verwandten«, rief Schandmaul. »Wir treffen uns in der Schenke!«
    »Dein Verwandter hat nicht zufällig eine Freundin?«, fragte Arnch grinsend.
    Schandmaul bedachte den glatzköpfigen Soldaten mit einem entrüsteten Blick.
    »Schlagt euch die Weiber aus dem Kopf«, verlangte Marmotte. »Bei dem, was noch auf uns wartet, haben wir dafür keine Zeit!«
    »Fütter du lieber deinen Ling!«, antworteten Schandmaul und Arnch einstimmig.
    »Keine Sorge, das werd ich tun!«, kanzelte Marmotte die beiden ab und setzte sich Triumphator von einer Schulter auf die andere.
    »Du weißt, wo die Schenke ist, Schandmaul?« Arnch wurde wieder ernst.
    »Hör mal! Ich bin in Ranneng aufgewachsen, ich kenn hier jedes noch so winzige Gässchen. Da werd ich ja wohl die Gelehrte Eule finden!«
    »Schon gut«, beschwichtigte ihn der Grenzreicher. »Aber sag Ohm Bescheid, sonst wäscht er dir nachher noch den Kopf!«
    »Längst erledigt! Bis später!«
    »Grüß dein Mädchen von mir!«, rief ihm Arnch hinterher, aber Schandmaul hatte sein Pferd bereits zu Lämplers Missfallen in dessen Obhut gegeben und war in der Menge untergetaucht.
    Wir ritten eine der großen Straßen hinunter (keine Ahnung, wie sie hieß), auf der es so viel Volk gab wie Gholen auf einem verlassenen Friedhof.
    »Haben die heute was zu feiern?«, brummte Lämpler, der für die Menge nur einen recht mürrischen Blick übrig hatte.
    »Dumme Frage!«, antwortete unser allwissender Kli-Kli. »Es ist die Woche der Examina. Da ist die ganze Stadt auf den Beinen.«
    »Das hat uns gerade noch gefehlt!«, stöhnte ich. »Ich kann solche Menschenmengen einfach nicht ertragen!«
    »Und ich habe gedacht, du bist ein Dieb«, foppte mich der Kobold.
    »Bin ich auch«, antwortete ich, ohne zu verstehen, worauf der Hofnarr abzielte.
    »Ich habe gedacht, Diebe lieben die Menge.«
    »Warum sollte mir so ein Gedränge gefallen?«
    »Ich habe gedacht, in so einem Gedränge ließen sich die Beutelchen leichter abfingern«, sagte Kli-Kli.
    »In dieser Klasse spiele ich schon lange nicht mehr«, erklärte ich. »An Beutelchen, hochverehrtes Stumpfhirn, verschwende ich nicht einen einzigen Gedanken!«
    »O nein, du verschwendest deine
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