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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur
Autoren: Mara Laue
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Schließlich wäre er nicht das erste Mal im Einsatz leicht zerbeult worden.
    Aber Dr. Singer ließ nicht mit sich reden. „Sie wollen doch nicht mit einem möglicherweise gebrochenen Schädel durch die Gegend laufen und daran sterben, Agent? Also werde ich Sie untersuchen, um eben das auszuschli e ßen.“ Sie winkte ab. „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie beide. Die von dieser merkwürdigen Erkrankung betroffenen Patienten h a ben das Bewusstsein wiedererlangt und befinden sich in unterschiedl i cher Gemütsverfassung. Die einzigen beiden, deren Zustand sich nicht ve r ändert hat, sind Ihre Großmutter, Ms. Renard, und Ihr Partner, Agent Scott. Wir hoffen, dass die beiden auch bald aufwachen.“
    „Ich sehe nach Großmutter“, entschied Kia und drückte Waynes Hand. „Soll ich auf das da aufpassen, während du untersucht wirst?“ Sie deutete auf den Pot-de-tête, den er im Arm hielt.
    Er reichte ihn ihr, ohne zu zögern, und folgte Dr. Singer in einen Unters u chungsraum. Kia sah ihm nach und fühlte eine so heftige Liebe für ihn, dass sie für einen Moment Mühe hatte, zu atmen. Sie zwang sich, sich von se i nem Anblick loszureißen und ging ins Zimmer ihrer Großmutter.
    Sie lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Der sich rege l mäßig hebende und senkende Brustkorb zeigte, dass sie ruhig atmete. Kia stellte den Pot-de-tête auf den Nachttisch und ergriff die Hand ihrer Gro ß mutter. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich und tauchte in ihren Geist ein. Wie bei ihrem ersten Kontakt nach Louis’ Angriff, als sie Waynes Geist begegnet war, sah sie den Geist ihrer Großmutter, wie er hinter einer ment a len Membran gefangen war und verzweifelt versuchte, auszubrechen. Louis hatte ihren Geist, ihr Bewusstsein mit der Macht der Petro in sich selbst ei n gesperrt. Allein käme sie aus diesem Zustand nie wieder heraus.
    Kia griff mit ihren geistigen Händen nach der mentalen Membran, ze r schnitt sie mit dem Licht ihrer Seele und zerfetzte sie vollständig, bis nicht einmal mehr der winzigste Schnipsel übrig blieb.
    Großmutter schlug die Augen auf, als Kia sich wieder zurückzog, und blickte sie liebevoll an. Eine Träne lief ihr über das Gesicht. Und auch Kia kamen die Tränen. Sie umarmte Großmutter, die sie in die Arme nahm und ihr Haar und ihren Rücken streichelte und mit ihr weinte, bis sie sich Minuten später beruhigt hatte.
    „Es ist vorbei, Großmutter“, sagte Kia schließlich. „Louis ist tot und Cla u de auch. Wir sind in Sicherheit.“
    Großmutter streichelte ihr Gesicht und lächelte liebevoll. „Ich wusste, dass du das schaffst, mein Sonnenschein. Jetzt kannst du in Freiheit und ohne Angst leben.“
    Kia nickte. „Aber nicht allein. Ich habe endlich einen guten Mann gefu n den. Ganz wie du es dir für mich gewünscht hast. Sobald du wieder zu Hause bist, stelle ich ihn dir vor. Aber jetzt hole ich erst mal die Ärztin.“
    „Die brauche ich nicht. Ich bin nicht krank. Ich brauche nur ein bisschen Ruhe und“, sie tastete über ihre Brust, „einen neuen Ouanga-Beutel.“ Sie streichelte Kias Wange. „Geh nach Hause, Kia. Alles ist gut und so, wie es sein sollte.“
    Kia gab ihr einen Kuss auf die Stirn, nahm den Pot-de-tête mit der Seele von Travis Halifax und verließ das Zimmer, glücklich darüber, dass ihre Großmutter das Martyrium gut überstanden hatte. Was davon noch zurüc k geblieben war, würde sie bewältigen. Sie war schließlich eine Mambo. Mit der beruhigenden Gewissheit, dass sie beide nun endlich zur Ruhe kommen konnten, ging sie zu dem Behandlungszimmer, in dem Dr. Singer Wayne verarztete.
     
    *
     
    Wayne fühlte sich ein bisschen besser, als Dr. Singer nach einer Stunde mit ihm fertig war. Sie hatte seinen Kopf geröntgt und festgestellt, dass nichts gebrochen war. Er hatte nur eine leichte Gehirnerschütterung. Wahrschei n lich hatte Claude Blaichon ihn mit dem Knüppel nicht so heftig getroffen, wie er beabsichtigt hatte, weil Wayne den Kopf zur Seite gedreht hatte. A n dernfalls …
    „Muss an Ihrem Dickschädel liegen“, hatte die Ärztin ihm spöttisch b e schieden und ihm etwas gegen die Kopfschmerzen gegeben.
    Ein Mittel gegen die Rippenschmerzen, und schon war das auch erledigt. Die Wunde an der Stirn bedurfte nur ein paar klammernder Pflaster. Er war müde und wollte ins Hotel und schlafen. Mit Kia in den Armen. Mindestens vierundzwanzig Stunden. Aber erst mal musste er sich um Travis kümmern.
    „Danke,
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