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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Jörg S. Gustmann
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zurück, die gespannt auf eine Antwort wartete. Zuvor goss er sich noch einen doppelten Cognac ein, um den Schmerz zu betäuben.
    »Du wirst nicht glauben, was passiert ist.«
    Catherine setzte sich neben Martin. Sie seufzte. Obwohl sie Martin während der Ermittlungsarbeiten in Lüneburg kennengelernt hatte und er um Haaresbreite einem psychopathischen Killer das Mordwerkzeug aus der Hand reißen konnte, sehnte sie sich nach einem ruhigen Leben. Eigens dafür hatte sich Martin nach Lüneburg versetzen lassen. Ein Kleinstadtbulle, der eine ruhige, vor allem aber sichere Kugel schieben wollte.
    »Nun erzähl schon.«
    »Klaus Schöller ist am Ufer der Außenalster ertrunken aufgefunden worden.«
    Catherine erinnerte sich, dass ihn Werner deswegen auf dem Handy angerufen hatte.
    Martin drehte das Cool Pack um und hielt es unter das Auge. »Eigentlich spricht nichts für Fremdeinwirkung. Ich meine, merkwürdig ist es schon, wenn jemand beim Joggen in die Alster fällt, aber gut – Shit happens. Na, jedenfalls traf Klaus’ Vater am Fundort ein, sah mich, ignorierte mich erst und ging zu seinem Sohn. Gerade als ich wieder abhauen wollte und ich Werner gesagt hab, dass ich mich auf gar keinen Fall da einmischen werde, kam ein Fahrradkurier und überbrachte mir einen Brief.«
    »Von wem?«
    Martin lachte auf. Die Wange schmerzte.
    »Von Klaus. Die Situation war wirklich ziemlich schräg. Zehn Meter entfernt liegt die aufgedunsene Wasserleiche von Klaus Schöller und ich halte einen Brief von ihm in der Hand.«
    Catherine wurde blass und wandte sich ab. Ihr wurde übel.
    Martin bemerkte es nicht und fuhr fort. »Er schrieb etwas in der Art, er habe einen Fall aufgeklärt und sein Vater würde stolz auf ihn sein, wenn er nicht gerade selber darin verwickelt wäre, und so weiter.« Martin dachte nach. »Ach ja, und dann schrieb er noch, dass sein Vater nicht der Mann sei, für den ihn alle hielten, und jetzt kommt der Knaller…« Martin nahm die Kompresse vom Gesicht. » Ich soll alles aufdecken.«
    Catherine blickte ihn fragend an. »Hast du den Brief nicht mehr?«
    Martin stand auf, ging zur Vitrine und schüttete sich einen neuen Cognac ein. Die Nase pochte unangenehm. Mit einer Hand fingerte er den zerknüllten Brief aus seiner Hosentasche hervor. Er blickte auf den Bauch seiner Verlobten und in ihr Gesicht. Sie machte sich Sorgen.
    »Der Alte hat mir aufs Maul gehauen und dann den Brief aus meiner Jacke geklaut. Als hätte es ihm jemand gesagt, dass der Brief von seinem Sohn ist. Er konnte es nicht wissen, aber was weiß schon ich? Dass der Alte Dreck am Stecken hat, vermuten wir schon lange. Die ganze Familie – korrupt in jeder Generation. Gleichzeitig unantastbar, wie ein hochrangiger Politiker, der absolute Immunität genießt. Er hat ihn mir abgenommen, zerknüllt, in den Müll geschmissen und sich wieder verpisst.« Martin entschuldigte sich kurz für seine Wortwahl und fuhr fort.
    »Ich hab ihn wieder rausgefischt und – voila – hier ist er.« Martin stellte den Cognac ab und glättete den fleckigen Brief auf der Küchentischplatte. Catherine verzog das Gesicht in Anbetracht dessen, von wo der Brief herausgeangelt wurde.
    »Was willst du jetzt machen? Du bist nicht mehr bei der Hamburger Polizei. Das ist nicht mehr deine Angelegenheit, Martin.«
    Catherine wischte sich eine verstohlene Träne aus dem Auge. Diesmal nahm Martin ihre Befürchtungen wahr, mit denen sie nicht ganz falsch lag. Er stand auf, ging um den Tisch herum und nahm sie in den Arm. Derselbe Duft, der ihn am ersten Tag, als sie sich kennenlernten, gefangennahm, hüllte auch nun wieder seine Gedanken ein: Betörend und beruhigend zugleich. Eine Ahnung von Schutz und Geborgenheit umfing ihn, wenn er sich an sie schmiegte. Nun, im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft, hatten ihre Rundungen um einiges zugenommen und der Bauch wölbte sich kugelig vor. Zärtlich und ohne die lädierte Nase an die ihre zu stoßen, gab er ihr einen flüchtigen Kuss.
    »Ich weiß es nicht. Stimmt schon, ich bin nicht mehr bei der Hamburger Mordkommission und ich mochte Klaus Schöller ums Verrecken nicht. Eigenartig ist nur, dass er mir diesen Brief hat zukommen lassen. Dass er es wollte, dass ich die Geschichte aufklären soll.«
    Martin ertastete die SD-Karte und zog sie aus der Hosentasche. »Und er wollte, dass ich das hier bekomme.«
    Martin legte sie auf die rechte Handfläche, sie war nicht größer als die Kuppe seines kleinen Fingers. ›16 GB Made in
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