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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dem wir uns länger als nötig aufhalten sollten, und du weißt, dass Leonidas nicht weit hinter uns ist.« Ruairidh beobachtete seine Begleiterin aufmerksam. Sie tat sich noch immer schwer, ins Jetzt zurückzufinden. Sie hatte sich über alle Gebühr angestrengt und zahlte nun die Zeche.
    »Ich erinnere mich«, murmelte sie. »Aber ich kann derzeit wirklich nicht ...«
    »Schon gut. Wir werden es auch so hinkriegen.« Ruairidh lächelte. »Gestern, während des Landeanflugs, habe ich die Umrisse dessen gesehen, was die Gläserne Stadt sein könnte. Ich habe mir die ungefähre Richtung gemerkt. Wenn wir bald aufbrechen, schaffen wir es noch vor Sonnenuntergang bis zur Stadt.«
    »Ich kann nicht.« Gloria schüttelte den Kopf.
    »Und ob du kannst!« Ruairidh griff nach einem Spieß und reichte ihn seiner Begleiterin. »Iss, dann geht es dir besser.«
    »Was ist das?«, fragte Gloria misstrauisch.
    »Ich habe nicht gefragt, bevor ich die Tierchen erlegt und ausgenommen habe. Sie wirkten wie Ratten mit Scherenhänden, und sie spuckten eine Art Galle in meine Richtung.«
    »Sie produzieren also allem Anschein nach eine giftige oder säurehaltige Substanz?«
    »Warum, glaubst du, habe ich mit dem Essen gewartet, bis du aufwachtest?« Ruairidh grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Du bist unmöglich, Ruairidh-von-den-Sternen ...«
    »Woher kennst du meinen ganzen Namen?« Er beugte sich vor und taxierte seine Partnerin misstrauisch.
    »Die Legende von dem Elfen, bei dessen Geburt sich angeblich Sterne am Firmament zeigten, wie sie sonst nur in Menschengefilden zu sehen sind, ist weithin verbreitet.«
    »Du weißt mehr über mich, als mir lieb sein kann.«
    »Dein kleines Geheimnis ist bei mir sicher.« Gloria biss vom Fleisch ab, kaute langsam, nahm eine der Bodenknollen, stopfte sie hinterher und trank dann Wasser. »Das ist wirklich lecker«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Du hast also schon davon gekostet?«
    »Selbstverständlich! Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich mühsam hochpäppeln, um dich dann an einer Vergiftung sterben zu sehen?«
    Gloria schüttelte den Kopf. »Wir sind wahrlich ein seltsames Paar.«
    »Ja, das sind wir. Und jetzt mach weiter. Wir müssen aufbrechen.«

    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dass du mich gepflegt und versorgt hast. Dass du mir das Leben gerettet hast. Und dafür, dass die Reise mit dir so viel Spaß macht.«
    »Grmbl.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte: Ich habe zu danken.« Ruairidh blickte verlegen zur Seite. »Du bist eine tolle Frau.«
    »Ich weiß.«
    Sie schwiegen wieder und marschierten weiter, hügelauf und hügelab, gegen Windböen ankämpfend, die Sand aufwirbelten, stets auf Anzeichen von Gefahr achtend. Weit voraus zeichneten sich allmählich die Konturen dessen ab, was eine Ansiedlung sein mochte. Es lag in einer Senke, in einem Tal - glänzend und glitzernd. Seltsame Lichtreflexe irrten durch die Wüstenlandschaft. Sie wanderten umher, mit dem Gang der Sonne, verschwanden irgendwann und wurden von anderen abgelöst.
    »Vielleicht noch eine Stunde«, sagte Ruairidh, »dann haben wir es geschafft.«
    Er blieb stehen.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Gloria - bevor auch sie anhielt und sich verblüfft umsah.
    »Fühlst du es?« Ruairidh unternahm einen weiteren Versuch, sich vorwärtszubewegen; doch es gelang ihm nicht. Irgendetwas sagte ihm, dass er nicht weitergehen konnte und durfte.
    »Wir sind hier nicht gern gesehen«, vermutete Gloria. Sie schob die Handflächen vor und tastete um sich.
    An einem bestimmten Punkt wirkte es, als würde sie auf Widerstand treffen, auch wenn sich Ruairidh sich sicher war, dass da nichts war. »Eine unsichtbare Grenze. Eine Barriere. Sie soll Fremde abhalten.«
    »Was ergibt das für einen Sinn? Warum sollte jemand die Gläserne Stadt nicht betreten dürfen?«
    »Vielleicht ist sie bloß für Elfen gesperrt, vielleicht gilt es, Prüfungen abzulegen. Wir kennen das doch zur Genüge. Hier und in den Anderswelten gibt es ausreichend Geheimnisse und Schätze, die geschützt werden müssen.«
    »Schätze ...«
    Glorias Augen glänzten, ihre Müdigkeit war wie weggeblasen. Dieses eine Wort bewirkte sonderbare Dinge in ihr, wie sie auch Ruairidhs Jagdinstinkt reizten. In seinen Gedanken drehte sich alles nur noch um eines: Wir müssen da rein, wir müssen da rein, wir müssen da rein ... Laura, der eigentliche Grund ihres Hierseins, spielte in ihrer beider Überlegungen mit einem Mal nur noch eine untergeordnete Rolle.
    »Wie fühlst du
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