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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
Autoren: Claudia Kern
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mitziehen, stand wohl immer noch unter Schock. Der Herrscher der Stadt hatte sie dem magischen Füllhorn opfern wollen, das ihm Macht verlieh und seine Untertanen zu einem Leben in Dekadenz und Sorglosigkeit verurteilte. Ja, dachte Laura, verurteilte, denn auf ihre Weise waren die Städter Sklaven ihrer Magie gewesen, wie sie selbst Sklaven gehalten hatten. Doch das war nun Vergangenheit.
    Überall in den Straßen, durch die Laura und die anderen liefen, ließen Diener die Sänften, in denen sie ihre fettleibigen Herrschaften getragen hatten, fallen und rannten davon. Schreie und Flüche brachen sich an den Mauern, verunsicherte Gestalten saßen im Sand und sahen sich um, als wären sie aus einem Traum erwacht. Laura sah die Hilflosigkeit in ihren Augen und spürte Mitleid.
    »Wir müssen sofort hier raus!«, sagte Jack neben ihr. Sein Blick glitt über Häuserdächer und Balkone, als erwarte er, jeden Moment angegriffen zu werden. »Das ist der Beginn einer Revolution.«
    Es klang melodramatisch, aber auch Laura konnte sich der Spannung nicht entziehen, die über den Straßen lag. Etwas würde passieren, ob man es nun Revolution nannte oder nicht, und es war besser, weit weg zu sein, wenn es so weit war.
    »Wir werden dennoch durch die Stadt zum Osttor gehen, weil dort Zoe zuletzt gesehen wurde«, sagte sie. »Außenrum brauchen wir zu lange - und wer weiß, was da lauert. Denk an die Thaìne!«
    Diese pflanzenartigen, dornenbehafteten Geschöpfe bewachten die Stadt. Ohne die beiden Elfen Cwym und Bathú - die sich einfach davongemacht hatten! - wären die Menschen nie an ihnen vorbeigekommen. Laura wollte diesen mörderischen Wesen nicht noch einmal begegnen.
    Jack blieb stehen. In seinen Augen blitzte es. Nicht zum ersten Mal bemerkte Laura, wie sehr es ihm missfiel, wenn ihm jemand widersprach.
    »Wir brauchen durch die Stadt mindestens genauso lang«, erwiderte er. »Sieh dich doch um. Das ist ein verdammtes Labyrinth.«
    Er duckte sich unwillkürlich, als es hinter ihm laut krachte und eine Staubwolke in den Himmel stieg. Die ersten Gebäude stürzten zusammen. »Ein zerfallendes Labyrinth«, fügte er hinzu.
    »Was ist los? Wieso bleiben wir stehen?«, fragte Finn. Er und Milt sowie Najid, der aus Dankbarkeit für ihre Hilfe sicheres Geleit zugesagt hatte, hatten zu ihnen aufgeschlossen. Über das Rumpeln und Bersten hatten sie die Unterhaltung nicht mitverfolgen können.
    Bevor Laura den Mund öffnen konnte, sagte Jack: »Weil sie glaubt, in all dem Chaos Informationen über Zoe zu bekommen.«
    Der Gnom Brisly hatte behauptet, dass ein Verwandter von ihm die Entführte in der Nähe des Osttors gesehen haben wollte. Das konnte bedeuten, dass Zoe noch in der Stadt war - vielleicht aber auch schon nach außerhalb gebracht worden war.
    Laura wollte sich darüber Klarheit verschaffen, Revolution hin oder her.
    Jack fluchte, als eine fettleibige Frau ihn beinahe von den Beinen riss. »Pass doch auf!«, schrie er hinter ihr her. Die Frau wälzte sich weiter die Gasse hinunter, ohne ihn zu beachten.
    Laura sah zwei in Lumpen gehüllte Jugendliche, die auf einer Parkbank hockten und mit einem Stein Edelsteine aus den Armlehnen schlugen. Als sie die Frau sahen, stießen sie sich an, sprangen zu Boden und folgten ihr. Nur Sekunden später waren sie bereits hinter einer Biegung verschwunden.
    »Das ist keine gute Idee«, sagte Milt nach einem Moment.
    Laura konnte sehen, dass es ihm nicht leichtfiel, den Gedanken auszusprechen. Trotzdem fühlte sie sich, als habe er sie verraten. »Willst du Zoe etwa hier zurücklassen?«, fragte sie ungläubig. »Ausgerechnet du?«
    Es war kein Geheimnis, dass Milt sich in Zoe verliebt hatte, auch wenn er in den letzten Tagen immer mehr Interesse an Laura zeigte. Nun sah er jedoch zu Boden. Sie alle sahen zu Boden, bemerkte Laura einen Augenblick später. Ihre Antwort war klar. Ja, wir wollen sie zurücklassen und uns selbst retten.
    »Aber ... aber vorhin, als wir den Palast verlassen haben und Brisly gesagt hat ...«, stotterte Laura.
    »Vorhin«, sagte Milt betreten, »war auch noch nicht der totale Zusammenbruch ersichtlich.«
    »Zoe wurde bestimmt aus der Stadt gebracht, oder warum sollten die Entführer sie zum Osttor bringen?«, warf Finn versöhnlich ein. »Wir werden einen Weg zu ihr finden, Laura. Aber jetzt quer durch die ganze Stadt zu gehen ... wäre Selbstmord. Die Stimmung heizt sich immer mehr auf. Das nächstgelegene Tor können wir besser und schneller erreichen - und
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