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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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kannst du etwa nicht lesen?«
    Der Officer der Bevölkerungspolizei ignorierte die Beleidigung.
    »Zeig es uns auf dem Computer.«
    »Wie ihr wollt.«
    Luke betete, dass Jens Vater den Männern irgendetwas vorzuzeigen hatte. Er konnte die Tür nicht finden, obwohl er die Wand immer wieder abtastete. Sein Herz klopfte so laut, dass er meinte, die Bevölkerungspolizei müsse es hören.
    Alles, was er von den Polizisten und Jens Vater mitbekam, war Gemurmel. Dann ertönte die Stimme des Officers: »Du lügst, George. Wir werden durchsuchen.«
    »Nur wegen einer Computer Störung? Schön. Das ist nicht mein Problem.« Luke war verblüfft über die Gelas-senheit von Jens Vater. »Aber du weißt, wenn ihr nichts findet - und das werdet ihr nicht -, habe ich Anspruch auf die Durchsuchungs- und Verhaftungsentschädigung für Barone und ich werde euch verklagen. Soll ich das Extrageld für Kaviar oder für Champagner ausgeben?«
    »Ach was, George, du würdest uns doch nicht anzeigen.«
    »Glaubst du? Dann legt nur los. Fangt am besten hier an.«
    Urplötzlich durchflutete Licht das Innere des Wandschranks. Luke unterdrückte einen Schrei. Wie konnte Jens Vater ausgerechnet die Tür von seinem Versteck aufreißen? Verzweifelt riss sich Luke eine Decke über den Kopf.
    Keiner der Bevölkerungspolizisten antwortete Jens Vater, aber die Schatten, die auf Lukes Decke fielen, ließen ihn vermuten, dass die Männer direkt vor der offenen Schranktür standen. Er hörte Kleiderbügel gegen eine Metallstange schlagen. Dann gingen die Polizisten fort.
    Verwirrt und verängstigt hockte Luke weiter unter der Decke. Er hörte gedämpfte Schritte in anderen Teilen des Hauses und rechnete jeden Moment damit, dass sie ins Computerzimmer zurückkehren würden.
    Hoffentlich ließen sie ihn noch einmal zu seinen Eltern, damit er ihnen sagen konnte, wie sehr er sie liebte, bevor man ihn umbrachte. Er könnte sich auch bei Matthew und Mark dafür entschuldigen, dass er die Dame-und Kartenspiele nicht gewürdigt hatte, die sie mit ihm gespielt hatten, obwohl er wusste, dass sie viel lieber draußen gewesen wären. Und vermutlich sollte er sich bei seinen Eltern auch für seinen Ungehorsam entschuldigen und dafür, überhaupt zu Jen hinübergelaufen zu sein. Aber selbst in Anbetracht der Todesangst, die er jetzt erlebte, tat es ihm nicht wirklich leid.
    So oder so war es unwahrscheinlich, dass sie ihn die Eltern noch einmal sehen lassen würden, bevor sie ihn töteten. Ohnehin sollte er seine Eltern beschützen und sich weigern zu verraten, wer sie waren ...
    In Lukes Kopf jagte noch immer ein Verzweiflungsplan den nächsten, als er jemanden in das Computerzimmer zurückkehren hörte. Es waren die Schritte eines Einzelnen, also wagte er zu hoffen...
    »Ihr hättet auf dem Weg nach draußen ruhig die Glassplitter wegräumen können!«
    Es war Jens Vater. Luke horchte auf eine Antwort, aber es kam keine. Waren die Bevölkerungspolizisten gegangen?
    Luke hielt den Kopf gesenkt. Er hörte, wie Jens Vater in den Wandschrank eintauchte. Dann zog er Luke die Decke vom Kopf und hielt ihm mit der Hand den Mund zu. Luke wehrte sich, bis er las, was auf dem Zettel stand, den Jens Vater ihm vor das Gesicht hielt:
    Sie sind weg.
    Du bist jetzt sicher,
    – 72 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    aber
    GIB KEINEN MUCKS VON DIR!!!
    Luke wurde ruhiger und nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte. Jens Vater ließ ihn los, drehte den Zettel um und begann hastig zu schreiben.
    Das Haus ist fetzt verwanzt.
    Luke sah ihn fragend an.
    »Ab...«, wollte er sagen, doch dann erinnerte er sich und schwieg. Er nahm Jens Vater den Stift aus der Hand und schrieb: Verwanzt? Wanzen, Läuse, Flöhe?
    Jens Vater schüttelte energisch den Kopf. Wanzen = kleine Abhörgeräte - Bevölkerungspolizei hört jedes Wort. Kann deshalb nicht sprechen. Geschieht, wenn Durchsuchung erfolglos war. Haben selbst an mir eine Wanze hinterlassen.
    Jens Vater drehte sich um und deutete und Luke entdeckte auf der Außenseite seines Kragens eine winzig kleine Scheibe.
    Luke seufzte und schrieb auf das Blatt: Warum machen Sie es nicht ab?
    Jens Vater schüttelte den Kopf. Besser so. Solange sie glauben, sie hören alles, kommen sie nicht zurück.
    Jens Vater deutete auf die haarigen Dinger auf den Kleiderbügeln im Wandschrank.
    Habe sie mit Pelzmänteln bestochen. Sehr selten, sehr wertvoll.
    Luke sah zu den Mänteln hinüber. Es schienen jetzt viel weniger zu sein. Waren das
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