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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
Autoren: Anna Winter
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ist also Elise. Du hast eine sehr hübsche Untergebene.“
    „Ach, es ist eine Krux mit ihnen. Man kann nicht mit ihnen, man mag nicht ohne sie.“
    „ Gewiss, da gibt es immer ein Abwägen.“ Er lächelt meine Tante an. Sie reden weiter, als stünde ich nicht direkt daneben. „Für niedere Arbeiten und den Durst zwischendurch braucht man sie aber.“
    Meine Tante nickt. „Es überwiegen die Annehmlichkeiten. Wenn man bedenkt, dass es Vampire gibt, die sich kein Personal leisten können.“
    Sie lässt den Satz im Raum stehen, als würde sie von etwas Schockierendem reden. Mir fällt der Portier Edwynturo ein und ich bin mir sicher, dass er seine Wohnung selbst aufräumt und niemand ihm Häppchen reicht.
    „ Wie sehr hängst du an ihr?“, fragt Callistus meine Tante.
    Ich schlucke schwer. Wie bitte?
    Sie hebt nonchalant eine Schulter.
    „ Nicht besonders. Wieso?“ Aber sie lächelt wissend.
    „ Vielleicht könnten wir nachher unsere geschäftlichen Angelegenheiten noch einmal besprechen. Ich denke, ich war zu voreilig, als ich deinen Wunsch nach einem Sendeplatz ausschlug.“
    Mir bleibt das Herz stehen. Ich weiß, dass meine Tante auf ein solches Geschäft lauert. Sag nein. Sag nein , flehe ich innerlich.
    „ Das hört sich für mich akzeptabel an“, stimmt sie ihm zu.
    Mir fällt das Tablett runter. Ein lautes Scheppern dröhnt durch den Saal, als das Metall sich mit dem Marmorboden anlegt und beinahe zeitgleich zerspringen die Gläser in einem Funkenregen aus Kristall. Der Champagner schäumt darüber wie Meeresgischt und die Stille danach ist so dick, dass man sie mit Messern schneiden kann.
    Ich zittere am ganzen Körper, will nicht, dass ich an diesen alten Mann verkauft werde, kann nicht fassen, dass Tylandora das wirklich in Betracht zieht. Ich sehe ihren kalten Blick und weiß, dass sie es tun wird.
    Dann brandet Wut in ihren Augen auf und sie zerrt mich an meinem Zopf heraus ins Nebenzimmer. Der Schmerz schießt durch meine Kopfhaut, meine Beule rebelliert und mit Mühe unterdrücke ich einen Schrei. Die Scham darüber, vor etwa fünfzig Gästen so vorgeführt zu werden, brennt in meinem Gesicht.
    Als wir an einem anderen Menschen vorbeikommen, faucht Tylandora ihn nur an: „Wisch den Dreck weg, aber schnell!“
    Dann schubst sie mich ins dunkle Zimmer, schließt die Tür und fährt zu mir herum.
    „Du ungeschicktes, kleines Biest!“
    Sie kommt auf mich zu und ohrfeigt mich mit voller Kraft. Ihre Hand klatscht auf meine Haut und ihre langen Fingernägel furchen hindurch wie ein Pflug durch einen Acker. Ich ducke mich zur Seite und halte meine Wange. Sie glüht und brennt wie Feuer. Ich spüre eine klebrige Flüssigkeit an meiner Handfläche und weiß, dass es Blut ist. Tränen sickern aus meinen Augen und ich fürchte ihren Zorn.
    „Blamierst mich vor meinen Gästen! Ich werde dich verkaufen für einen Sendeplatz und mit Genugtuung daran denken, dass du dein restliches Leben unter diesem männlichen Vieh liegen musst.“
    Mir steht der Mund offen. So viel Hass schlägt mir entgegen, dass ich völlig benommen bin. Meine Handflächen werden kalt und schwitzig, Panik bricht in mir aus und meine Beine sind schwer wie Blei. Doch am schlimmsten ist das Gefühl in meinem Bauch. Verzweiflung und Übelkeit. Mein Herz krampft sich zusammen.
    Ich falle vor meiner Tante auf die Knie und halte ihr Kleid fest.
    „ Bitte nicht. Bitte, tu mir das nicht an. Ich will alles machen, was du sagst. Ich will dir wirklich gehorchen. Nur verkauf mich nicht. Du weißt, was er mit mir machen würde.“
    Ihre Stimme klingt eisig und berechnend.
    „Wofür glaubst du, habe ich dich all die Jahre von Männern ferngehalten?“
    Ich runzle die Stirn.
    „Weil das deinen Marktwert steigert. Es gibt immer Männer, die eine schöne Blume zuerst pflücken wollen.“
    Mein Atem geht hektisch und ich versuche, nicht zu keuchen.
    „Du hattest von Anfang an vor, mich zu verkaufen?“, flüstere ich. Die Worte gluckern aus meinem Hals wie Erbrochenes. „Hast du mich nie auch nur ein kleines bisschen lieb gehabt?“, frage ich sie und klammere all meine Sehnsucht an diese Worte.
    Sie schnaubt abfällig. „Dich lieb haben? Als meine Schwester dich bekam, habe ich ihr gesagt, dass sie dich ertränken soll. Es wäre besser zu sagen, du warst eine Todgeburt, als unsere Familie mit diesem Makel zu besudeln. Aber Antonella war so rührselig.“ Ihre Augen verengen sich zu leblosen Schlitzen. „Dann musste ich mich auch noch mit dir
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