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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn
Autoren: R.A. Salvatore
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Straßenrand hervorgeschlichen und waren, nachdem sie gewettet hatten, wie viele Meter sie mitfahren konnten, bevor der Fahrer sie erwischte und verscheuchte, auf einen dieser Holzschlitten geklettert?
    »Elbryan«, sagte sie versonnen lächelnd und spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Als sie noch jung waren, hatte er ihr den Kosenamen Pony gegeben, einen Namen, der fast ihr ganzes Leben lang an ihr hängen geblieben war. Mittlerweile nannte sie fast niemand mehr so – eigentlich überhaupt niemand außer Roger Flinkfinger, und auch der nur gelegentlich. Wahrscheinlich war ihr das sogar lieber. Jetzt, da Elbryan nicht mehr existierte, schien ihr der Name Pony irgendwie unpassend.
    Zwei Jahrzehnte waren seit diesen unschuldigen und wunderbaren Zeiten vergangen, und Jilseponie konnte kaum glauben, dass sie je ein so sorgloses Leben gekannt hatte. Ihr ganzes Erwachsenenleben war von so viel Unruhe und so bedeutenden Ereignissen geprägt gewesen.
    Jetzt saß sie auf dem Flachdach, den Rauch des Feuers unten, das Salz des Masur Delaval und des dahinter liegenden Golfes von Korona in der Nase. Sie ließ die Erinnerungen und bitteren Lektionen ihres Lebens weiter an sich vorüberziehen. Die Minuten verstrichen, wuchsen zu einer vollen Stunde, und als Sheila aus Jilseponies Blick verschwand, wehte vom Wasser eine kühle Brise herüber. Die Baroness kümmerte es kaum, sie bemerkte es kaum; sie saß einfach da, dachte nach und ließ sich innerlich an einen Ort der Ruhe und der Stille sinken, einen Ort, unberührt von schlimmen Erinnerungen und der Hektik ihrer gegenwärtigen, scheinbar niemals abreißenden Verpflichtungen.
    Sie bemerkte nicht einmal den Schein der Laterne, der sich unterhalb von ihr durch die Gasse bewegte, und auch nicht das Quietschen der Regenrinne, als diese plötzlich das Gewicht eines hinaufkletternden Mannes aufnahm.
    »Da seid Ihr ja«, riss eine altbekannte Stimme Jilseponie aus ihren Betrachtungen. Erschrocken wandte sie sich um und sah das lächelnde Gesicht, die ausgeprägten Grübchen und den allgegenwärtigen Bartschatten von Abt Braumin Herde, als dieser sich über die Kante auf das Dach hinaufzog. Er griff hinter sich, holte von irgendwo weiter unten eine Laterne und stellte sie aufs Dach. Braumin war jetzt Mitte vierzig, fast zehn Jahre älter als Jilseponie. Sein Haar war ebenso silbrig, wie es zuvor braun gewesen war, und von den Winkeln seiner grauen Augen breiteten sich zahlreiche kleine Fältchen aus, Lachfältchen , wie er sie nannte. Er war immer schon von kräftiger Statur gewesen, ein sanfter Riese mit mächtigem Brustkorb und ebensolchem Bauch; in letzter Zeit jedoch war sein Bauch etwas mächtiger als sein Brustkorb.
    Hinter ihm folgte sein zuverlässiger Gehilfe, ein lieber, alter Freund, der Braumin seit mehr als zwei Jahrzehnten zur Seite stand. Meister Viscenti Marlboro war ein nervöser, kleiner Mann mit viel zu vielen Macken, aber einem wachen Verstand, der vieles ein wenig anders sah als andere und dessen Meinung oftmals hilfreich war.
    Obwohl sie hier, an ihrem Lieblingsplatz, eigentlich lieber alleine war und obwohl ihr die Laterne ein wenig aufdringlich erschien, konnte Jilseponie nicht anders, als sich über den Anblick ihrer beiden lieben Freunde zu freuen. Die beiden Mönche hatten sich während der unheilvollen letzten Tage des ehrwürdigen Vaters Dalebert Markwart hinter Jilseponie und Elbryan gestellt, und dabei hätten beide zweifellos auf entsetzliche Weise ihr Leben verloren, wenn Markwart obsiegt hätte. In den zurückliegenden Jahren hatte Jilseponies Verhältnis zu den beiden Männern zahlreiche Stationen durchlaufen, unter anderem auch die des Zorns auf sie und alle anderen abellikanischen Mönche, die sich in ihrer Abtei versteckt hielten, weil sie die Pest fürchteten und Angst hatten zu helfen. Der Zwist jener Zeiten war jedoch lange vergessen, denn in den letzten Jahren hatten sich Braumin und Viscenti bei der Eingewöhnung in ihr Amt als Herrscherin dieser großen Stadt als unschätzbare Hilfe für Jilseponie erwiesen. Als Baroness fielen die weltlichen Belange von Palmaris in ihren Verantwortungsbereich, während die geistlichen Belange von Palmaris Braumin Herde, dem Abt von St. Precious, oblagen. Ein solches Gleichgewicht von Staat und Kirche hatte Palmaris nie zuvor gekannt, nicht einmal, als noch der gute Baron Bildeborough auf dem weltlichen Thron in Chasewind Manor saß und der gutherzige Abt Dobronion der Abtei St. Precious vorstand.
    »Ist
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