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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit
Autoren: Martin Delrio
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Lanark, der Jüngste von zu vielen Brüdern, und Lexa, eine zierliche Frau mit schwarzbrauner Haut, hatte sich mit den Jugendbanden im Hinterland Kearnys herumgetrieben, bis ein Richter - der möglicherweise ein Potential in ihr gesehen hatte, von dem sie selbst nichts wusste - ihr die Wahl zwischen der Verpflichtung bei den Highlanders oder Gefängnis gelassen hatte. Momentan polierte Jock die bereits glänzenden Knöpfe und Schnallen seiner Ausgehuniform, und Lexa lag bäuchlings auf ihrem Bett und las eine sechs Monate alte Ausgabe von ModeSphäre.
    Sie schaute aus dem Magazin auf, als Will herüberkam. »He, Will. Hier steht, vorne offene Pumps kommen wieder in Mode. Meinst du, ich sollte mir vom nächsten Sold ein Paar zulegen?«
    »Aber ganz sicher«, bemerkte Jock, als Will nicht antwortete. »Die kommen bei den langen Märschen bestimmt gut.«
    »Ob du's glaubst oder nicht, ab und zu geh ich auch schon mal wohin, ohne vierzig Kilometer am Stück zu marschieren und anschließend jemanden umzubringen.« Lexa musterte Will, der noch keinen Ton gesagt hatte. »Will? Alles in Ordnung?«
    Er ließ sich auf sein Bett fallen und klammerte sich an das Päckchen von seiner Mutter. »Äh«, sagte er. »Ja. Alles in Ordnung. Mir geht's gut. Wirklich.«
    »Na, aussehen tust du wie jemand, der gerade eins mit einer sandgefüllten Socke über die Nuss gekriegt hat. Nicht, dass ich aus persönlicher Erfahrung wüsste, wie so jemand aussieht.«
    Jock legte den Lappen und die Dose mit Politur zur Seite und schenkte Will seine ganze Aufmerksamkeit. »Schlechte Nachrichten von Zuhause?«
    »Nein.« Die Antwort kam leiser, als Will beabsichtigt hatte. Er versuchte es noch einmal, und diesmal klang seine Stimme normal. »Es ist... Truppführer Murray sagt, ich werde befördert. Zum Lance Sergeant.«
    Lexa drehte sich zu Jock um. »Ich hab dir gesagt, es passiert noch vor Silvester. Her mit der Kohle.«
    Will blickte zwischen den beiden hin und her. »Heißt das etwa, außer mir haben es alle kommen sehen?«
    Jock grinste. »Aye.«
    »Was mache ich jetzt?«, fragte Will mit kläglicher Stimme.
    »Deinen Job, was sonst?«, antwortete Lexa. »Aber in der Zwischenzeit haben wir Zahltag und noch hat dir keiner die Streifen ans Hemd gepinnt. Also gehen wir heute Nacht feiern, solange du noch arm und bescheiden genug bist, dich mit so etwas wie uns abzugeben.«
    November 3133, Winter
    Zum ersten Mal seit Jahren war Kapitänin Tara Bishop wieder in der Stadt, deren Namen sie trug - genau wie die Countess of Northwind. Während sie fort gewesen war, hatte sich einiges ereignet und eine Menge verändert. Sie war nichts weiter als eine unerfahrene Subcommanderin gewesen, als sie aufgebrochen war, um bei den Highlander-Einheiten im All zu dienen. Die Republik der Sphäre war eine zufriedene und friedliche Nation gewesen und das problemlos funktionierende HPG-Netz hatte für den regelmäßigen, beinahe direkten Kontakt über interstellare Distanzen gesorgt, der die verschiedenen politischen Einheiten der Republik zu einem Ganzen ver-wob.
    Die Subcommanderin Tara Bishop hatte in jenen Tagen nicht mit Kampfeinsätzen gerechnet, die über gelegentliche Scharmützel mit Raumpiraten oder Extremisten hinausgingen. Und besonders der Kampf gegen Letztere war ihr besonders unfair erschienen, da sie generell an chronischem Geld- und Materialmangel litten. Sie stellten die letzte Hoffnung ewiger Verlierer und hoffnungsloser Romantiker dar.
    Aber das war damals, erinnerte sich Bishop, während sie sich den Weg durch die Straßen der Hauptstadt b ahn te. Hier ist jetzt.
    Und >jetzt< bedeutete ein Universum, in dem das Hyperpuls-Netz zusammengebrochen war, zerstört durch die eine oder andere aus einem Dutzend verschiedener Gruppierungen, die es alle gewesen sein wollten, wenngleich Kapitänin Bishop überzeugt war, dass die wirklichen Täter ganz woanders zu suchen waren und gar nicht daran dachten, sich zu erkennen zu geben. In diesem neuen Universum hoben sämtliche Randgruppen und Splitterparteien in der Inneren Sphäre plötzlich eine eigene Armee aus und versuchten, sich eine Einflusssphäre zu schaffen. Zum Beispiel Des Drachen Zorn auf Addicks. Und während Bishop dort im Kampf gestanden hatte, um einen friedliebenden Planeten ohne stehendes Heer zu seiner Verteidigung vor den gierigen Krallen des Kurita-Drachen zu schützen, hatte jemand ihre eigene Heimatwelt überfallen.
    Zu ihrer unausgesprochenen, aber tiefen Erleichterung zeigten Northwinds
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