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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz
Autoren: Sara Paretsky
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hätten Sie sein können oder Masters oder sein Vater oder seine Freundin ... Ich bin gerade im Begriff herauszufinden, weshalb wir Sie ausschließen können.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss Ihnen den Gegenbeweis schuldig bleiben. Nur kann ich nicht mit einer Pistole umgehen - doch es würde mir bestimmt kaum gelingen, Ihnen das plausibel zu machen.«
    Ich musste lachen. »Doch, wahrscheinlich schon ... Und wie steht's mit Masters?«
    »Yardley? Hören Sie auf! Er gehört zu den angesehensten Leuten, die Sie überhaupt bei der Ajax finden können!«
    »Was nicht ausschließt, dass er ein Mörder ist. Warum erzählen Sie mir nicht ein bisschen mehr über Peters Arbeit?«
    Er sträubte sich noch eine Weile, aber schließlich ließ er sich dazu bewegen, sich über seine Arbeit und über Peters Aufgabenbereich auszulassen. Es schien alles in allem keinen Mord wert zu sein. Masters trug die Verantwortung für die finanzielle Seite der Entschädigungsfälle, für Rückstellungen und so weiter, und Peter musste für ihn die Zahlen zusammenstellen, ausgeführte Überweisungen aufrechnen gegen die Summe der Rückstellungen für diverse Ersatzansprüche, die einzelnen Ausgabepositionen der Niederlassungen addieren, um Budgetüberschreitungen festzustellen, und im Übrigen all jene langweiligen Routinearbeiten erledigen, die erforderlich sind, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Aber trotz allem ... Trotz allem hatte sich Masters bereitgefunden, mich unangemeldet zu empfangen, mich, eine Unbekannte, noch dazu Detektivin. Wenn er nichts von Peters Schwierigkeiten gewusst hatte - oder vielleicht sogar von seinem Tod -, dann fiel es mir schwer zu glauben, er habe aus reiner Verpflichtung John Thayer gegenüber gehandelt.
    Ich richtete mein Augenmerk auf Devereux. War er tatsächlich nur ein Schönling, oder wusste er vielleicht etwas? Sein Ärger war mir als Ausdruck eines echten Schocks und ehrlicher Betroffenheit über die Tatsache erschienen, dass der Junge tot war. Andererseits war Ärger auch gut geeignet, andere Gefühle zu vertuschen ... Ich entschloss mich, ihn im Augenblick noch als unschuldige Nebenfigur zu betrachten.
    Devereux' angeborene irische Frechheit gewann langsam wieder die Oberhand; er fing an, mich wegen meines Berufs zu necken. Ich war der Ansicht, alles erfahren zu haben, was ich wissen wollte - jedenfalls so lange, bis ich in der Lage war, ihm auf Grund neuer Erkenntnisse gezieltere Fragen zu stellen. Ich ließ daher die Angelegenheit ruhen und ging auf leichtere Themen über.
    Nachdem ich Sals Bon abgezeichnet hatte (sie schickt mir einmal im Monat eine Rechnung), begab ich mich mit Devereux in das Officer's Mess zu einem ausgedehnten Abendessen. Dieses indische Lokal ist meiner Ansicht nach eines der romantischsten Restaurants in ganz Chicago. Man mixt dort übrigens auch einen hervorragenden Pimm's Cup. Auf den Scotch getrunken, sorgte er dafür, dass mir nur ein nebelhafter Eindruck blieb von diversen Diskos im nördlichen Innenstadtbereich, in denen ich getanzt hatte. Vielleicht waren auch noch ein paar Drinks dazugekommen. Jedenfalls war es bereits nach eins, als ich - allein - in meine Wohnung zurückkehrte. Ich war froh, einfach nur meine Sachen über einen Stuhl werfen zu können und ins Bett zu fallen.
    3

Experten am Werk
    Peter Thayer protestierte gegen die kapitalistische Unterdrückung, indem er wie ein Wilder durch die Gänge des Ajax- Verwaltungsgebäudes raste; Anita McGraw trug ein Spruchband mit einer Streikparole und stand damit lächelnd in einer Ecke. Dann stürzte Ralph Devereux aus seinem Büro und erschoss Thayer. Das Echo des Schusses hallte in den Gängen, wurde immer von neuem zurückgeworfen, und ich versuchte, Devereux die Pistole zu entwinden und fortzuschleudern, doch der Widerhall hörte nicht auf. Ich fuhr aus dem Schlaf. An meiner Tür läutete es Sturm. Ich schlüpfte aus dem Bett. Gerade als ich mir die Jeans und eine Bluse anzog, ertönte lautes Klopfen. Der schale Geschmack in meinem Mund und der Nebel vor meinen Augen sagten mir, dass ich spät in der vergangenen Nacht offenbar einen oder zwei Scotch zu viel getrunken hatte. Ich taumelte zur Eingangstür und sah durch den Spion, während gleichzeitig erneut harte Fäuste gegen die Tür hämmerten.
    Draußen standen zwei Männer, beide ziemlich bullig, mit zu kurzen Jackenärmeln und Bürstenhaarschnitt. Den jüngeren rechts kannte ich nicht, aber der ältere links war Bobby Mallory, Lieutenant im
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