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Schabernackel

Schabernackel

Titel: Schabernackel
Autoren: Werner Schrader
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richtig verstanden.“
    Schabernackel grinste. Nein, ist das komisch, dachte er. Einen Eimer Kopf will sie ihr über das Wasser gießen! Da lachen ja die Regenwürmer!
    Frau Schnatter indessen merkte gar nicht, daß sie soeben blanken Unsinn erzählt hatte, und fuhr unbekümmert fort: „Stellen Sie sich vor, Frau Gernlich, neulich ist doch im Wasserrohr der Keller geplatzt. Frau Kück sieht das als erste, weil sie doch ihr Erdgeschoß in der Wohnung hat, und statt daß sie nun gleich zum Klempner rennt und das Telefon anruft, holt sie einen Schaden aus dem Werkzeugschrank und versucht die Zange selbst zu reparieren. Sie dreht so lange daran herum, bis das Fenster in hohem Bogen durch das Wasser spritzt.“
    Schabernackel quiekte vor Vergnügen, als er das hörte, aber ganz leise natürlich, um sich nicht zu verraten. Frau Gernlich aber wußte nicht recht, was sie von Frau Schnatters Worten halten sollte.
    „Liebe Frau Schnatter“, sagte sie unsicher, „nun erzählen Sie aber bitte wieder richtig, sonst verstehe ich immer nur die Hälfte!“
    „Ist ja kein Gernlich, Frau Wunder, ist ja kein Gernlich“, rief Frau Schnatter, „was die Hand in die Frau nimmt, kann man auch nicht verstehen!“
    Frau Gernlich verzog den Mund zu einem süßsauren Lächeln und sagte: „Bitte, liebe Frau Schnatter, jetzt ist es genug! Nun wollen wir wieder vernünftig miteinander reden. Humor ist ja ganz schön, aber was Sie da machen, finde ich ausgesprochen albern. Entschuldigen Sie, aber das muß ich Ihnen mal sagen. Und kann ich vielleicht noch eine Tasse Kaffee haben?“
    „Aber ja doch!“ rief Frau Schnatter. „Für Sie steht doch der Tisch auf der Kanne! Und wenn er leer ist, gehe ich schnell in den Kaffee und koche eine neue Küche.“
    Schabernackel hielt sich schnell die Hand vor den Mund, um nicht laut losprusten zu müssen. Frau Gernlich aber wurde ungehalten. Sie glaubte nämlich allmählich, Frau Schnatter wolle sie aufziehen.
    „Frau Schnatter“, rief sie, und ihre Stimme klang richtig böse. „Lassen Sie endlich den Unsinn! Oder wollen Sie mich etwa auf den Arm nehmen?“
    Daraufhin guckte Frau Schnatter, die gar nicht verstand, warum Frau Gernlich so aufgebracht war, sie ganz hilflos an und sagte: „Aber, liebste Frau Gernlich, ich werde doch nicht einen so reizenden Arm auf die Person nehmen! Das ließe ich mir nicht mal im Fall einträumen!“
    „So“, schrie Frau Gernlich, „es reicht! Ich durchschaue Sie. Sie wollen sich auf meine Kosten einen Spaß machen, wollen sich lustig machen über mich und mich für dumm verkaufen! Aber Sie irren sich, wenn Sie glauben, ich ließe das zu! Ich bin mir zu schade, um mich verspotten zu lassen.“
    „Aber, aber, aber, aber“, stotterte Frau Schnatter, „ist Ihnen eine Leber über die Laus gelaufen? Sie strecken den Tisch unter meine Beine, essen meinen Kaffee, trinken meinen Kuchen und machen einen Hering wie ein saures Gesicht!“
    „Schluß!“ rief Frau Gernlich. „Schluß, Schluß, Schluß! Stecken Sie sich Ihren miesen Kuchen und Ihren dünnen Kaffee an den Hut, und schnattern Sie weiter über andere Leute, ich bin fertig mit Ihnen und sage auf Nimmerwiedersehen!“ Damit stand sie auf und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um, schaute Frau Schnatter verächtlich an und sagte: „Sie alte Schneeziege, Sie!“ Dann witschte sie hinaus und warf die Tür zu, daß es knallte.
    Frau Schnatter sprang auf und lief ein Stück hinterher. „Aber, Frau Töne“, rief sie ins Treppenhaus hinab, „was sind denn das für Gernlich? Und warum nennen Sie mich Zeeschniege? Habe ich nicht einen guten Kocher gekaffeet und Ihnen den kesten Buchen auf die Stelle getischt?“
    Rums, da klappte die Haustür zu!
    „Raus ist sie“, stammelte Frau Schnatter. „Die ist ja dümmer, als die Pilozei erlaubt, Pauleizo erliebt, erlobt, erleibt... Oh, was ist denn los bloß mit mir? Ich kann ja keinen Sprech mehr richtig satzen! Wenn das so geiterweht, denkt der Verstand ja, ich hätte die Leute verloren!“
    Da konnte Schabernackel sich nicht mehr halten. Er prustete los, schüttelte sich und fiel holterdipolter vom Schrank auf die Anrichte und von der Anrichte auf den Fußboden.
    „Zu Hilfe!“ schrie Frau Schnatter, die ihn ja hören, aber nicht sehen konnte. „Da ist ein Haus im Gespenst! Der Fußboden ist von einem Mann auf den Schrank gefallen, und ich kann ihn nicht sehen, er hat mir den Kopf aus den Augen gehext!“
    Schabernackel kümmerte sich nicht um ihr
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